Das Lichtkunstwerk von Dan Flavin wurde extra 1994 für die Eröffnung des Kunstbaus gestaltet. Vier Reihen von Leuchtstoffröhren in Grün, Blau, Gelb und Pink folgen den leicht gekrümmten 110 Metern Raumlänge in etwa sechs Metern Höhe. Die Wirkung ist fast magisch.
Mit jedem Schritt ändern sich Farben und Perspektiven. Zwei Wochen nach dem Tod des Kunstbau-Architekten Uwe Kiessler wird die Licht-auf-Architektur-Kunst jetzt auch zur Hommage an den Baukünstler. Der Kunstbau ist 110 Meter lang. Eine Leuchtstoffröhre misst einen Meter zwanzig, sagt Lenbachhaus-Kurator Johannes Stanislaus. „Sie werden am Stoß beginnend, eingesetzt und laufen dann die ganze Länge hinunter. Drei Leuchtschienen sind durch die Rotunde unterbrochen.“
Dan Flavin griff auf handelsübliche Objekte zurück
Zwei Mitarbeiter des Lenbachhauses haben die rund 300 Röhren eine Woche lang von Hubwagen aus installiert. Vorsichtig. Denn sowohl bei den Halterungen wie bei den Röhren handelt es sich um Produkte der Neunziger Jahre, die man so nicht mehr kaufen kann. „Die liegen bei uns im Depot und wir haben das große Glück, dass wir bisher bei jeder Präsentation dieses Werks neue, ungenutzte Leuchtstoffröhren verwenden konnten.“
Zum insgesamt zehnten Mal seit 1994 erhellt jetzt Dan Flavins Lichtkunst den Münchner Kunstbau. Das Prinzip der Minimal Art des Künstlers war es, auf damals handelsübliche Objekte zurückzugreifen. Und bis vor wenigen Jahren wurden die Vorräte durch Nachkäufe aufgestockt. Aber irgendwann wird auch die letzte Depot-Röhre flackern oder erlöschen. Restauratorin Isabel Gebhardt erklärt die Technik: „In dieser Leuchtstoffröhre ist ein Gasgemisch. Unter anderem Quecksilberdampf ist enthalten. Und wenn der Strom fließt, wird dieses Gas ionisiert, sprich aktiviert, und es wird ultraviolette Strahlung hervorgerufen.“
Nachkaufen ist keine Option mehr
Je nachdem, wie sich diese Schicht zusammensetzt, entstehen auch die unterschiedlichen Farben der Röhren. Eine alte Technik. Wer zu Hause Leuchtröhren hat, weiß, dass es die alten seit einigen Jahren nicht mehr zu kaufen gibt wegen ihres Energieverbrauchs. Aber jede Änderung an der Installation, ein Umstieg auf LEDs etwa, müsste dann erst von den Sachwaltern des Künstlers Dan Flavin in New York genehmigt werden – auch 30 Jahre nach seinem Tod. Ähnlich ist es bei Arbeiten der ebenfalls schon verstorbenen Lichtartisten Francois Morellet, Keith Sonnier oder Mario Merz.
Was würde Restauratorin Isabel Gebhardt empfehlen, wenn die Depotvorräte bei Flavin zur Neige gehen? Nachkaufen ist keine Option mehr. Denn es gebe eben EU-Vorgaben, die die Situation deutlich verändert hätten. „Es gibt auf dem Markt kaum noch Leuchtstoffröhren und wir sind jetzt wirklich ganz aktiv dabei, noch einmal zu schauen: Reicht unser Vorrat? Wenn ja, bis wann? Müssen wir uns weiter ausstatten? Und das ist tatsächlich ein Dilemma, vor dem eben gerade ganz aktuell Museen und Institutionen stehen.“