Stand: 20.08.2025 17:09 Uhr

Zwei schwere Straftaten haben in Mannheim Spuren hinterlassen: die Messerattacke und die Amokfahrt. BW-Innenminister Strobl äußerte sich nun zu beiden – und zur Zukunft der Videoüberwachung.

Es waren dramatische Ereignisse, mit denen Mannheim in die überregionalen Schlagzeilen geriet: Die tödliche Messerattacke durch einen mutmaßlichen Islamisten im Mai 2024 auf dem Marktplatz, bei dem der Polizist Rouven Laur getötet und fünf weitere Menschen verletzt wurden, und die Todesfahrt eines offenbar psychisch kranken Autofahrers durch die Fußgängerzone mit zwei Toten und elf Verletzten am Rosenmontag dieses Jahres. Im SWR Studio Mannheim-Ludwigshafen schilderte jetzt der Baden-Württembergische Innenminister Thomas Strobl (CDU), wie er über die Taten denkt.

SWR Aktuell: Herr Strobl, der Prozess um die tödliche Messerattacke auf dem Mannheimer Marktplatz geht zu Ende. Das Urteil steht kurz bevor, die Plädoyers sind gehalten. Welche Rolle spielt dieser Prozess beziehungsweise diese Tat im Moment noch im Bewusstsein der Polizei?

Thomas Strobl: Das steckt uns allen noch in den Knochen – der Polizei in ganz Baden-Württemberg, mir persönlich natürlich auch. Das ist unvergessen, das dieser lebensfrohe, freundliche, intelligente, exzellente Polizist auf diese brutale und bestialische Art und Weise hier in Mannheim sein Leben lassen musste. Das werden wir nicht vergessen, das wollen wir nicht vergessen. Ja, und das ist eine Wunde in der Geschichte der baden-württembergischen Landespolizei.

Das steckt uns allen noch in den Knochen.
Thomas Strobl, BW-Innenminister

SWR Aktuell: Das heißt, auch mit dem Abschluss des Prozesses wird diese Wunde nicht geschlossen werden?

Strobl: Nein, das wird sie nicht. Ich finde es auch gut, ohne dass das pietätlos klingen soll, dass es jetzt eine Erinnerung auf dem Mannheimer Marktplatz gibt. Das ist wichtig, weil ja, man kann hingehen, man kann einen Moment verweilen, man kann eine Blume niederlegen oder dergleichen mehr. Ich finde ausdrücklich gut, dass die Stadt Mannheim dieses Erinnern auch wachhält. Das ist wichtig, weil es ist ja Gott sei Dank nicht polizeilicher Alltag, dass unsere Polizistinnen und Polizisten in Ausübung ihres Dienstes auf eine so furchtbare Art und Weise umgebracht werden.

Gedenkstein für den getöteten Mannheimer Polizisten Rouven Laur: Sterne als Erinnerung.

Amokfahrt durch Mannheim: Kein Hinweis auf politische Motivation

SWR Aktuell: Ein weiteres dramatisches Geschehen, das weit über Mannheim hinaus die Menschen erschüttert hatte, war die Amokfahrt, die Todesfahrt am Rosenmontag mit zwei Toten und mehreren Verletzten, begangen von einem mutmaßlich psychisch kranken Täter. Weiß man inzwischen mehr über die Motivlage?

Strobl: Es bleibt dabei: Wir haben keinerlei Hinweise auf eine politische, extremistische Motivation. Ich habe das ja auch sehr schnell nach der Tat gesagt, einfach um Spekulationen und auch bewusster Irreführung unter dem Stichwort Desinformation Einhalt zu gebieten. Ich bin für diese Aussage heftig kritisiert worden.

Gedenktafel der Stadt nach der Amokfahrt in Mannheim am Rosenmontag 2025

Es hat sich aber auch nach einer langen und intensiven polizeilichen und justiziellen Aufarbeitung kein Hinweis auf eine politische oder extremistische Motivation ergeben. Das heißt: Alles, was damals in die Welt gesetzt worden ist an anders lautenden sogenannten Informationen, ist falsch.

Intelligente Videoüberwachung in Mannheim: Vorbild für ganz Europa?

SWR Aktuell: Beim Stichwort Sicherheit denkt man auch in Mannheim an die intelligente Videoüberwachung: 70 Kameras, die das Geschehen teilweise direkt ins Polizeipräsidium übertragen. Mannheim hat so eine Art Vorbildfunktion übernommen. 2027 soll das Ganze evaluiert werden. Gibt es schon eine Idee, was danach geschehen könnte?

Strobl: Ja, die Idee habe ich selbstverständlich. Das ist eine große Vision, die wir haben. Was hier in Mannheim entwickelt wird, da haben Sie völlig recht, das ist schon bundesweit, europaweit ein Leuchtturm. Und wenn die intelligente Videoüberwachung dann wirklich läuft, 2026, 2027, wird das etwas sein, was in der ganzen Republik weit über Mannheim und Baden-Württemberg hinaus zur Anwendung kommen wird.

Das ist ja unter Gesichtspunkten des Datenschutzes eine minimalinvasive Lösung, diese Art von Videoschutz. Es gibt eine sehr kurze Interventionszeit für die Polizeikräfte. Das heißt, wir haben unter strenger Beachtung des Datenschutzes die Möglichkeit, sowohl die objektive Sicherheitslage zu verbessern als auch das Sicherheitsempfinden der Bürgerinnen und Bürger noch einmal zum Besseren zu entwickeln. Das zeigen ja auch alle Untersuchungen in Mannheim.

Ich habe immer sehr positiv zur Kenntnis genommen, dass der ganz ganz überwiegende Teil auch der Mannheimerinnen und Mannheimer hinter der Videoüberwachung steht. Ich habe eine Befragung im Kopf, da waren es 80 Prozent gewesen, 80 Prozent! Das ist schon einmal ein Wort. Wenn die Bevölkerung sagt, diesen Videoschutz finden wir gut. Und ein Großteil der Bevölkerung fühlt sich auch sicherer in Mannheim, durch diese Art des Videoschutzes. Und ja, wenn das Kind dann einmal selber richtig laufen kann, ist das etwas, was ganz ganz sicher weit über Mannheim hinaus in ganz Baden-Württemberg, in ganz Deutschland, vielleicht auch darüber hinaus in vielen, vielen Städten zur Anwendung kommen wird.

Sendung am Do., 21.8.2025 6:00 Uhr, SWR4 BW am Morgen, SWR4

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