Zuerst veröffentlicht am
21/08/2025 – 9:00 MESZ
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Die Europäische Chemikalienagentur (ECHA- für E*uropean Chemicals Agency*) will so genannte „forever chemicals“ oder „Chemikalien für die Ewigkeit“ aus acht neuen Industrie- und Handelssektoren verbannen. Diesen Vorschlag machte die Behörde im Rahmen der seit langem erwarteten Überarbeitung des wichtigsten EU-Chemikaliengesetzes REACH.
Die erstmals in den 1940er Jahren hergestellten Per- und Polyfluoralkylsubstanzen (PFAS) werden wegen ihrer Wasser-, Fett- und Hitzebeständigkeit geschätzt. Sie sind daher in fast allen antihaftbeschichteten Kochgeschirren und in wasserdichter Kleidung bis hin zu Halbleitern und Feuerlöschschäumen unverzichtbar.
Ihre extreme Langlebigkeit in der Umwelt hat ihnen jedoch die Bezeichnung „Chemikalien für die Ewigkeit“ eingebracht. Studien verbinden PFAS mit schwerwiegenden Gesundheitsschäden, darunter Lebererkrankungen, hormonelle Störungen und bestimmte Krebsarten. PFAS wurden im Grundwasser und sogar in Weinen nachgewiesen. In bestimmten Regionen in Europa wurde auch vor Eiern gewarnt.
Ein Vorschlag zur Beschränkung dieser Chemikalien wurde ursprünglich im Januar 2023 von Behörden aus fünf europäischen Ländern – Dänemark, Deutschland, den Niederlanden, Norwegen und Schweden – vorgelegt.
Die Ländergruppe der „Dossiereinreicher“ überarbeitete ihren Plan, der sich auf über 10.000 PFAS-Stoffe bezieht, nachdem sie mehr als 5.600 Kommentare ausgewertet hatte, die während einer öffentlichen Konsultation eingegangen waren.
Neue Sektoren in der Prüfung
Der erweiterte Vorschlag der ECHA deckt nun auch Druck, Dichtungen und Maschinen sowie bestimmte medizinische Produkte wie Primärverpackungen und pharmazeutische Hilfsstoffe ab.
Hinzu kommen die Verwendung beim Militär oder für Sprengstoffe sowie technische Textilien und breitere industrielle Produkte wie Lösungsmittel und Katalysatoren.
Diese Sektoren reihen sich in eine wachsende Liste von Industriezweigen ein, die von möglichen Beschränkungen im Rahmen des weltweit umfassendsten Verbots von PFAS betroffen sein könnten.
Auch wenn der zentrale Punkt des Vorschlags nach wie vor ein umfassendes Verbot ist, hat die ECHA auch flexiblere Regulierungsoptionen geprüft.
Dazu gehört, dass die weitere Verwendung von PFAS in bestimmten Branchen (z. B. Elektronik, Energie und Verkehr) erlaubt wird, sofern die Risiken angemessen kontrolliert werden können.
Ein weiteres aktualisiertes Dokument, in dem diese Szenarien detailliert beschrieben werden, dient nun als Grundlage für die Stellungnahmen der wissenschaftlichen Ausschüsse der ECHA, die den Plan weiter verfeinern können.
Der Weg zum Ausstieg aus den PFAS
Das endgültige Ziel ist ein nahezu vollständiger Ausstieg mit zeitlich begrenzten Ausnahmeregelungen für wichtige Produkte in den Bereichen Gesundheit, Verteidigung und Hochtechnologie, für die es derzeit keine Alternativen gibt.
Die umfassende Überarbeitung der Chemikalienverordnung REACH (Registration, Evaluation, Authorisation and Restriction of Chemicals) wird für Dezember 2025 erwartet. Dann will die Europäische Kommission einen formellen Gesetzesvorschlag vorlegen, der die Weichen für die europäische Chemikalienpolitik in den kommenden Jahrzehnten stellt.
Es wird erwartet, dass diese Überarbeitung die EU-Vorschriften modernisiert und vereinfacht und Änderungen wie eine zeitlich begrenzte Gültigkeit der Registrierung, obligatorische Aktualisierungen der Dossiers, digitale Sicherheit und strengere Maßnahmen zur Durchsetzung einführt.
Erste Entwürfe wurden im April 2025 an nationale Sachverständige weitergegeben, was die letzte Phase der internen Konsultation markiert.
Die Kommission hat bereits mehrfach bestätigt, dass die Überarbeitung von REACH Bestimmungen zur Klärung der Regulierung von PFAS enthalten sollte, obwohl eine allgemeine Beschränkung voraussichtlich separat folgen wird.
Parallel dazu werden spezifische Maßnahmen, wie z. B. das bestehende Verbot von PFAS in Schaumstoffen zur Brandbekämpfung, innerhalb des derzeitigen Rechtsrahmens weiter vorangetrieben.
Der aktualisierte ECHA-Vorschlag ist ein entscheidender Schritt auf dem Weg zu einer der bedeutendsten Bemühungen zur Regulierung von Chemikalien in der Geschichte Europas.