Stand: 21.08.2025 11:00 Uhr

In Polen lösen russische Aktivitäten Besorgnis aus: Gestern stürzte eine Drohne auf polnischem Gebiet ab, heute sorgen Langstreckenflieger in der Westukraine für Argwohn. Polen ließ nun selbst Flugzeuge aufsteigen.

Weil Russland auch die westliche Ukraine erneut mit heftigen Angriffen überzog, sind in Polen Flugzeuge in die Luft gestiegen. Maschinen der polnischen Luftwaffe und von verbündeten Staaten seien im polnischen Luftraum im Einsatz, schrieb das Operative Kommando der polnischen Streitkräfte auf X. Grund des Einsatzes seien Aktivitäten russischer Langstreckenflieger in der Westukraine.

Der Einsatz war offenbar aber nur von kurzer Dauer: Eine Untersuchung habe ergeben, dass die russischen Angriffe den polnischen Luftraum nicht verletzt hätten, hieß es von der Armee wenig später. Wegen der inzwischen „geringeren Bedrohung durch Raketenangriffe“ sei die Operation wieder eingestellt worden.

Russische Militärdrohne in Maisfeld abgestürzt

Polen ist schon seit Kriegsbeginn in erhöhter Alarmbereitschaft. Bei einem Einschlag einer fehlgeleiteten ukrainischen Rakete im Dorf Przewodow im Jahr 2022 wurden zwei Menschen getötet. Wegen heftiger Kampfhandlungen in der Ukraine sind Einsätze der Flugabwehr immer wieder an der Tagesordnung, um den eigenen Luftraum zu schützen. Doch erst gestern ließ ein Vorfall mit einer russischen Drohne auf polnischem Boden die Sorge wieder wachsen.

Den ganzen Mittwoch untersuchten das Verteidigungsministerium, die Staatsanwaltschaft, der polnische Inlands- und der Militärgeheimdienst ein Maisfeld, gut 130 Kilometer von der polnischen Ostgrenze entfernt. Dort war am Morgen ein Flugobjekt abgestürzt und explodiert.

Im Laufe des Tages gab Verteidigungsminister Wladyslaw Kosiniak-Kamysz bekannt: Bei dem Flugobjekt handele es sich um eine russische Drohne.

Drohne blieb unter dem Radar

Polnische Medien hatten zuvor Aufnahmen eines geborgenen Motors gezeigt, der dem einer iranischen Schahed-Kampfdrohne ähnelt. „Unserer Einschätzung nach war das eine sogenannte Köder-Drohne, die keinen Sprengkopf transportiert hat, nur einen Sprengsatz zur Selbstzerstörung“, sagte der polnische General Dariusz Malinowski. Sie sei dafür konzipiert gewesen, „fast nicht auffindbar zu sein“.

Ihre niedrige Flughöhe habe dazu geführt, dass Radarsysteme der Flugabwehr keine Verletzung des Luftraums registrierten. Es waren schließlich Anwohner, die die Explosion meldeten.

Wollte die Drohne NATO-Flugabwehr testen?

Man werde den Vorfall analysieren, um daraus zu lernen, so der General. Denn sollte das Manöver tatsächlich ein gezielter Test der polnischen und damit der NATO-Flugabwehr gewesen sein, dann war er aus mutmaßlich Moskauer Sicht ein Erfolg. Am Donnerstagmorgen sprachen örtliche Behörden bereits davon, dass die Drohne „wahrscheinlich“ aus der Richtung von Belarus gekommen sei.

Die polnische Regierung klagte nach dem Vorfall über Russlands Provokation: „Nach Zwischenfällen mit Drohnen in Rumänien, Litauen, Lettland, nach dem Eindringen in den Luftraum mehrerer NATO-Staaten in Skandinavien, dem Baltikum, Polen, Rumänien und Bulgarien, haben wir es erneut mit einer Provokation der Russischen Föderation zu tun“, sagte der Verteidigungsminister.

Der Zeitpunkt während der Diskussion über mögliche Friedenslösungen sei kein Zufall, meint Kosiniak-Kamysz. „Und Russland provoziert erneut“, klagte er.

Mit Informationen von Martin Adam, ARD Warschau