Nach dem Anschlag auf die Pipeline steigt ein großer Kranz von Gasblasen auf der Oberfläche des Ostsee auf.

Stand: 21.08.2025 15:10 Uhr

Im Zusammenhang mit Anschlägen auf die Nord-Stream-Pipelines im September 2022 ist ein ukrainischer Staatsangehöriger in Italien festgenommen worden. Die Bundesanwaltschaft wirft ihm unter anderem das gemeinschaftliche Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion und verfassungsfeindliche Sabotage vor. 

Die Bundesanwaltschaft hat in der Nacht zu Donnerstag Serhii K. festnehmen lassen, der an den Anschlägen auf die Nord-Stream-Pipelines beteiligt gewesen sein soll. Wie die Bundesanwaltschaft bestätigte, griffen Beamte der Carabinieri-Station in Misano Adriatico den mutmaßlichen Täter in der Provinz Rimini auf. Grundlage dafür war ein europäischer Haftbefehl, der am 18. August ergangen ist. Der 49-Jährige soll laut der italienischen Nachrichtenagentur Ansa mit seiner Familie Urlaub an der Adriaküste gemacht haben. Bei einer Kontrolle sei festgestellt worden, dass er europaweit gesucht wird.

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Ein Jahr nach den Anschlägen haben deutsche Behörden mehrere Tatverdächtige identifiziert – in der Ukraine. Gestartet war ein verdächtiges Segelboot in Rostock.

Beschuldigter wird aus Italien überstellt

Serhii K. soll zu einer Gruppe von Personen gehört haben, die im September 2022 nahe der dänischen Insel Bornholm Sprengsätze an den Gaspipelines „Nord Stream 1“ und „Nord Stream 2“ platzierte. Bei dem Beschuldigten handelt es sich mutmaßlich um einen der Koordinatoren der Operation. Für den Transport sollen er und seine Mittäter eine Segeljacht genutzt haben, die von Rostock aus startete. Die Jacht war zuvor mithilfe gefälschter Ausweispapiere über Mittelsmänner bei einem deutschen Unternehmen angemietet worden.

Durch die Sprengsätze waren am 26. September 2022 beide Pipelines schwer beschädigt worden. Der Beschuldigte wird nach einer Überstellung aus Italien dem Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs vorgeführt. Er entscheidet dann über die Untersuchungshaft. Bis dahin könnte es aber noch einige Wochen dauern, heißt es.

Lob von Justizministerin Hubig

Bundesjustizministerin Stefanie Hubig (SPD) sagte zu der Festnahme, der Bundesanwaltschaft sei ein sehr beeindruckender Ermittlungserfolg gelungen. „Die Sprengung der Pipelines muss aufgeklärt werden, auch strafrechtlich. Deshalb ist es gut, dass wir dabei vorankommen“, erklärte Hubig. Sie dankte den Beteiligten, die daran arbeiteten, Recht und Gesetz Geltung zu verschaffen.

Auch NDR Reporter Manuel Bewarder, der seit Langem zu dem Anschlag recherchiert, sprach auf NDR Info von einem „sehr großen Erfolg“ für die deutschen Ermittler. Der Festgenommene sei laut dem Generalbundesanwalt bei der Sabotage vermutlich nicht als Taucher aktiv gewesen.

Keine Hinweise auf False-Flag-Operation

Bewarder sagte weiter, dass das Operationskommando, dem der Verdächtige angehört haben soll, nach Einschätzung der Ermittler in ukrainische Strukturen eingebunden war. Präsident Wolodymyr Selenskyj habe aber immer jegliche offizielle Beteiligung der Ukraine zurückgewiesen. Es gebe die Mutmaßung, dass es möglicherweise andere – nicht staatliche – Strukturen gibt, die diese Operation beauftragt haben. Dafür, dass Russland hinter dem Anschlag stecken könnte, gibt es offenbar keine Hinweise. „Die Zeichen deuten im Moment nicht darauf hin, dass es eine False-Flag-Operation ist, bei der Russland vielleicht Ukrainer eingesetzt hat, damit man denkt, dass es die Ukraine ist“, erläuterte der NDR Reporter.

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