Nach zwölf Jahren Bauzeit soll am kommenden Mittwoch die neue Teilstrecke der A100 eröffnet werden – allerdings ohne öffentlichen Festakt. Anders als die bundeseigene Autobahn-Gesellschaft zunächst mitteilte, werden Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner und Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (beide CDU) nicht die frisch asphaltierte Strecke eröffnen. Der Festakt wurde einem Bericht der „Berliner Morgenpost“ zufolge abgesagt.

Aus Angst vor gewaltbereiten Protesten habe man auf die traditionelle „Ribbon Cutting Ceremony“ verzichtet, teilt der Sprecher der Niederlassung Nordost der Autobahn Gmb, Ralph Brodel, der Zeitung mit. „Unsere Unternehmenssicherheit und auch die Polizei haben entsprechende Warnungen ausgesprochen. Gewaltbereite Demonstrationen sind nicht auszuschließen“, heißt es dort weiter. Nach Informationen der Zeitung wird der Festakt unter Ausschluss der Öffentlichkeit im nahegelegenen Hotel Estrel stattfinden.

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Wie zuvor berichtet, wird der 16. Abschnitt vom Dreieck Neukölln bis zur Anschlussstelle am Treptower Park am 27. August eröffnet. Das bestätigte das Bundesverkehrsministerium dem Tagesspiegel auf Anfrage. Trotz der Absage des öffentlichen Festakts würden die Sperren an dem mehr als drei Kilometer langen Teilstück abgeräumt und die Ampelschaltung am Treptower Park der neuen Verkehrssituation angepasst.

Stadtrat der Grünen äußert Kritik an A100-Eröffnung

Neuköllns Verkehrsstadtrat Jochen Biedermann (Grüne) äußerte sich kritisch. „Seit Monaten warnen die Bezirke Treptow-Köpenick, Friedrichshain-Kreuzberg und Neukölln, den 16. Bauabschnitt der A100 zu öffnen, bevor die Leistungsfähigkeit der Elsenbrücke wiederhergestellt ist“, sagte er. Damit sei eine starke Belastung der Wohnkieze in den betroffenen Bezirken vorprogrammiert. „Da unsere Warnungen allesamt in den Fahrtwind geschlagen wurden, ist mir nicht nach Feiern zumute.“

Hintergrund der Kritik ist, dass die zum Abschnitt zugehörige Elsenbrücke bis Anfang 2026 weiterhin nur eine Fahrspur pro Richtung haben wird. Es sei deshalb zunächst mit Stau zu rechnen. Erst die Inbetriebnahme der neu gebauten westlichen Brückenhälfte soll hier Entlastung bringen.

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Der Bau des 3,2 Kilometer langen Teilstücks hatte 2013 begonnen und sollte ursprünglich 2021/2022 fertiggestellt werden. Doch unter anderem aufgrund von Lieferproblemen bei Bauteilen hatte sich die Fertigstellung zuletzt erneut verzögert. Ein Großteil der Trasse verläuft in einem bis zu sieben Meter tiefen Trog. Mit dem Abschnitt soll der Berliner Osten besser an das Autobahnnetz angebunden werden. Die Gesamtkosten des Projekts belaufen sich den Angaben zufolge auf 721 Millionen Euro.

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© Tagesspiegel/Rita Boettcher

Perspektivisch soll die Autobahn mit dem sogenannten 17. Bauabschnitt noch weiter durch den Ostteil der Stadt verlängert werden. Gegen die Pläne gibt es Gegenwind aus den betroffenen Kiezen. Bürgerinitiativen, Umweltgruppen und Anwohner wollen den Bau verhindern. Zur Eröffnung des 16. Bauabschnitts wurden bereits Proteste gegen den Weiterbau angekündigt. (mit dpa)

Lesermeinungen zum Artikel

„Auf der einen Seite Investitionen wie blöde in den Autoverkehr und auf der anderen Seite es den Autofahrern so schwer wie möglich machen (Poller, Parkraumbewirtschaftung, Vernichtung von Parkraum). Das passt für mich nicht zusammen. Als Autofahrer würde ich mir wünschen, wenn ehrlich mehr für den ÖPNV getan würde und wenn man den Verkehr in Berlin endlich beschränken/einschränken würde. Aber dieser Irrsinn, der aktuell passiert, ergibt keinen Sinn. Er verärgert unnötigerweise alle Seiten. Für die Gesellschaft kein Gewinn.“ Diskutieren Sie über folgenden Link mit Community-User GeneOctober