Weil der Name aufgrund seiner rassistischen Konnotation für Kritik sorgte, soll die Mohrenstraße in Berlin umbenannt werden. Doch das will eine Bürgerinitiative mit einem Eilantrag verhindern – nur wenige Tage vor der Enthüllung der neuen Straßenschilder.
Die ersten Straßenschilder mit dem neuen Namen hängen bereits an einigen Ecken. Dabei ist die feierliche Enthüllung der neuen Schilder erst für Samstag geplant.
Dann wird aus der Berliner Mohrenstraße offiziell die Anton-Wilhelm-Amo-Straße. Der Umbenennung waren eine Rassismusdebatte und ein Rechtsstreit vorausgegangen – der Begriff Mohr wird von vielen Menschen als rassistisch und diskriminierend wahrgenommen. Der neue Namensgeber Anton Wilhelm Amo war der erste bekannte Philosoph afrikanischer Herkunft in Deutschland und lehrte an den Universitäten Wittenberg, Halle und Jena.
Doch nun versucht die Bürgerinitiative Pro Mohrenstraße, den Vorgang in letzter Minute zu stoppen. Darüber berichten mehrere Lokalmedien, zuvorderst die „Berliner Zeitung“. Demnach wurde dem Verwaltungsgericht Berlin der Eilantrag übermittelt. Noch heute soll es eine Entscheidung des Gerichts dazu geben, heißt es laut einem Sprecher des Verwaltungsgerichtes.
Sollte das Gericht dem Eilantrag folgen, würde die durch das Bezirksamt Mitte verfügte Anordnung, die Umbenennung sofort, ohne Berücksichtigung offener Klagen zu vollziehen, außer Kraft gesetzt, heißt es in dem Artikel.
Entscheidung wird noch heute erwartet
Das Bezirksamt ist sieht für den Vorgang keine Aussicht auf Erfolg, heißt es auf Anfrage der „Berliner Zeitung“. Die Umbenennung sei nach einer rechtskräftigen Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts rechtmäßig.
Gegen die 2020 von der Bezirksverordnetenversammlung beschlossene Umbenennung hatte es bereits zahlreiche Klagen gegeben. Zuletzt hatte Anfang Juli das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg eine entsprechende Beschwerde abgewiesen. Betroffen von der Umbenennung der Straße sind neben vielen Anwohnern, Gewerbetreibenden und Unternehmen auch prominente Anlieger wie das Bundesjustizministerium und das Institut für Europäische Ethnologie der Humboldt-Universität.
Organisiert wird die Umbenennung am Samstag vom Verein Decolonize Berlin, der sich mit den Folgen und Spuren von Kolonialismus auseinandersetzt. Er spricht von einem „historischen Schritt gegen Rassismus und koloniale Kontinuitäten im öffentlichen Raum“, der mit Musik und Redebeiträgen gefeiert werde.
Die alten Straßenschilder mit dem Namen „Mohrenstraße“ bleiben für sechs Monate unterhalb des neuen Namens rot durchgestrichen sichtbar, um die Orientierung weiterhin zu gewährleisten.
Anwohner können laut dem Bezirksamt ab dem 15. September ohne Terminvereinbarung ihre Ausweis- und Fahrzeugdokumente kostenlos umschreiben lassen.
lay mit dpa/epd