Moers-Kapellen. Bei Landwirt Maximilian Knuf können die Kundinnen und Kunden seit sieben Jahren selbst ernten. Ein Gemüse wird besonders gelobt.
Joanna Wilczynska ist seit vier Uhr morgens auf den Beinen. Die Bäckerei-Mitarbeiterin könnte jetzt eigentlich die Füße hochlegen. Bevor sie nach Hause fährt, geht es aber noch ab aufs Feld: Schon zum dritten Mal in diesem Jahr stoppt sie an der Lauersforter Straße, um auf den Feldern von Landwirt Maximilian Knuf selbst zu ernten: „Das ist so toll! Heute nehme ich eine Wassermelone und Honigmelonen mit, Spitzpaprika und Peperoni habe ich noch zu Hause.“ Für sie ist am frühen Nachmittag wirklich Feierabend, zwischen Bohnen- und Tomatenpflanzen, Kohlköpfen und Spinat fängt der Trubel gerade erst an.
Mit Schubkarren ins Feld
Elena Ruppert hat sich eine Schubkarre geschnappt. Die stehen in Containern für die Kunden und Kundinnen bereit. Darauf packt sie einen großen Eimer und Tüten. „Ich bin jede Woche hier, wo gibt es das sonst, dass man so frisches Gemüse bekommt“, sagt die Krefelderin und schiebt ab in Richtung Tomatenfeld.
Gamse Karabulut aus Moers war gemeinsam mit ihrem Vater Ekrem Özmen auf den Feldern.
© FUNKE Foto Services | Kai Kitschenberg
Inzwischen hat Maximilian Knuf mit dem Traktor eine Holzkiste voller Milchmaiskolben unters Verkaufszelt gestellt und ein bisschen Zeit zum Erzählen. 2018 gab es hier das erste Bohnenfeld zum Selberernten, berichtet der 31-Jährige. „Damals hat ein Kommilitone gesagt: ‘Fang damit mal an, das ist eine Marktnische.‘ Und dann ist das etwas größer geworden“, sagt der Landwirt lächelnd. Etwas größer heißt: Aus einem halben Hektar sind 30 Hektar geworden, aus anfangs 20 Schubkarren inzwischen 120, Tendenz steigend. Vorteil für den Gemüsebauern: „Gerade in Bezug auf die steigenden Lohnkosten war das eine gute Alternative für uns.“
Bohnen, Tomaten, Spitzpaprika, Peperoni, Auberginen, Kohl, Rote Beete, Spinat, Melonen, Kürbisse und Zuckermais gibt es hier. Die Wassermelonen gehen weg wie warme Semmeln, aber auch die Tomaten werden hoch gelobt: „Haben Sie schon mal Tomaten in der Türkei gegessen?“, fragt Gamse Karabulut, „Dann wissen Sie ja, dass die besonders lecker sind. Die hier schmecken genauso“, sagt die Moerserin und zeigt auf das Gemüse in ihrer Schubkarre.
Fayz Husen schiebt eine Schubkarre mit Paprika und Spinat zur Kasse. Der anderthalbjährigen Hawal hat es sich darauf gemütlich gemacht.
© FUNKE Foto Services | Kai Kitschenberg
Sie hat gemeinsam mit ihrem Vater Tomaten, Weißkohl, Paprika und Peperoni geerntet. Ekrem Özmen ist gerade aus Neuwied zu Besuch und wird einen Teil der Ernte mit nach Hause nehmen. Ein weiterer Teil wird haltbar gemacht, sagt Gamse Karabulut: „Die scharfen Peperoni werden mit dem Weißkraut und vielleicht ein paar grünen Tomaten eingelegt. Und dann kochen wir natürlich mit dem Gemüse, zum Beispiel gefüllte Paprika mit Reis. Letztens habe ich die Paprika mit Buchweizen gefüllt, das war auch lecker.“
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Dass das Gemüse von Landwirt Knuf gut in die südeuropäische und orientalische Küche passt, hat sich inzwischen herumgesprochen. Auch auf Kundenwünsche wird eingegangen: „Wir haben zum Beispiel ein paar Jahre Süßkartoffeln probiert, aber der Trend ist, glaube ich, vorbei.“ In diesem Jahr neu dabei ist die San Marzano-Tomate, die in der italienischen Küche traditionell für Saucen verwendet wird.
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Die vollgepackten Schubkarren, die auf den Wegen zwischen den Feldern rollen, erinnern ein bisschen an Einkaufswagen, die durch Regalreihen im Supermarkt geschoben werden. Besonders, wenn zwischen zwei vollen Tüten Spinat ein anderthalbjähriger Stöpsel an einer Laugenbrezel mümmelt: Während der Junge Hawal es sich gemütlich gemacht hat, schiebt Fayz Husen die Schubkarre in Richtung Kassenhäuschen: „Wir kommen zwei oder drei Mal im Jahr hierher“, sagt der Essener, „gerade habe ich Urlaub, da macht es einfach Spaß, hier zu sein und etwas zu ernten.“
Erntezeit bis Mitte Oktober
Noch bis Mitte Oktober kann an der Lauersforter Straße in Moers-Kapellen selbst geerntet werden. Mittwochs bis freitags von 14 bis 19 Uhr, samstags und sonntags von 10 bis 18 Uhr ist das Verkaufszelt geöffnet. Hier gibt es auch Zuckermais, Milchmais und Kartoffeln von hofeigenen Feldern, die in der Nähe liegen. Auch die Wassermelonen und Honigmelonen werden vorgeerntet, denn den Reifegrad der Melonen zu bestimmen, ist gar nicht so einfach, sagt Maximilian Knuf.
Am Verkaufszelt hängt ein großer Lageplan, auf dem zu sehen ist, wo welches Gemüse geerntet werden kann. Wer in die Bohnen will, muss die Lauersforter Straße queren, dann liegt das Feld auf der rechten Seite. Infos gibt es hier
Elena Ruppert ist zurück aus dem Tomatenfeld. Ein Zehn-Liter-Eimer ist voll. „Die sind so lecker!“, ruft sie noch schnell Maximilian Knuf zu und biegt dann in Richtung Rote-Beete-Feld ab. Der Landwirt freut sich, hat aber gleichzeitig im Blick, dass die Kiste mit Milchmais sich leert, und greift zum Telefon, um Nachschub zu ordern. In der Erntezeit herrscht eben Hochbetrieb: „Wir haben ja noch einen landwirtschaftlichen Betrieb außenrum, dazu 31 Stunden Verkaufszeit, dann kommen noch Vorbereitung und Büroarbeit dazu.“
Nur noch schnell einen Tipp fürs Selberernten, bitte: „Am besten nicht direkt am Anfang der Kultur ernten, sondern immer ein paar Meter weiter gehen, um möglichst viele reife Früchte zu finden, dann sind die Eimer schnell gefüllt.“