Ungläubiges Kopfschütteln im Saal 315 des Hamburger Arbeitsgerichts!

Richterin Sabrina Bellasio sitzt auf der Richterbank, schaut in die Runde – und kann kaum fassen, was sie da sieht: Der HSV Hamburg und Ex-Geschäftsführer Sebastian Frecke (39) gehen auch nach stundenlanger Verhandlung ohne Einigung auseinander.

Mehr als eine Stunde wird verhandelt, gerungen, geredet. Dann der Moment, der alles sagt: Bellasio lehnt sich leicht nach vorn, schüttelt den Kopf und fragt: „Ich traue mich fast gar nicht zu fragen, aber was ist aus Ihren Gesprächen bezüglich eines Vergleichs geworden?“

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Quelle: BILD/AP13.08.2025

Dabei lagen zwischen den beiden streitenden Parteien am Ende nur noch 13.000 Euro. Der HSV hatte zwischen dem ersten und zweiten Verhandlungstag ein Vergleichsangebot von fünfeinhalb Monatsgehältern gemacht – in der mündlichen Verhandlung wollten die Anwälte des Vereins plötzlich nichts mehr davon wissen, dass es dieses Angebot gegeben hätte.

HSV: 13.000 Euro trennen beide Streit-Parteien

Frecke forderte ursprünglich sieben Gehälter, dazu Anwalts- und Landgerichtskosten, das Ende seines Hausverbots – und eine Entschuldigung. In der Verhandlung sagte er aus, dass Aufsichtsratschef Wilken Möller ihm das Angebot unterbreitet habe. Ungläubiges Staunen auf HSV-Seite.

Am Ende des zweiten Prozesstages stellte die Frecke-Seite sechs Gehälter in den Raum, sowie die Rücknahme des Hallen-Verbots. Dieses sorgt seit Monaten in der Daikin Handball-Bundesliga für Unverständnis. Für den HSV war die Frecke-Forderung zu viel.

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„Das kann man auch nur nicht verstehen, wenn man nicht betroffen ist“, sagte Bellasio später – und schmunzelte.

Schon beim ersten Termin im Mai war ein Vergleich geplatzt. Der HSV bot damals zwei Monatsgehälter (22.000 Euro). Freckes Anwälte lehnten ab – forderten volles Gehalt bis Mai 2025 und weitere Zahlungen. Jetzt sah es zwischenzeitlich nach Annäherung aus. Vergeblich.

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Richterin Bellasio setzt trotzdem auf Einigung. Sie gab den 16. Oktober als neuen Termin bekannt – in der Hoffnung, dass Bewegung in die festgefahrene Lage kommt.

Frecke hatte nach seiner fristlosen Kündigung im Oktober 2024 Klage eingereicht. Offiziell war in einer HSV-Mitteilung von einem freiwilligen Rücktritt die Rede. Diese Darstellung stellte sich als falsch heraus, was HSV-Funktionäre inzwischen auch bestätigten.

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Der Verein wirft Frecke Pflichtverletzungen vor – u. a. fehlende Umsatzsteuer-Meldungen, unvollständige Abschlüsse und ein, inzwischen aufgehobener, Bußgeldbescheid. Frecke sagt: Alles sei in Abstimmung mit dem damaligen Vorstand, insbesondere Schatzmeister Stephan Harzer gelaufen, welcher gleichzeitig der hausinterne HSV-Steuerberater war. Dieser habe später Daten zurückgehalten.

Frecke fühlt sich von Harzer gezielt ausgebremst, spricht von einem Versuch, ihn „ins offene Messer laufen zu lassen“. Die HSV-Anwälte halten dagegen: Er hätte sich die Unterlagen selbst besorgen müssen – und habe auch Sponsorengelder in Höhe von 10.000 Euro verschenkt. Frecke-Anwalt Jan Ruge: „Das hören wir zum ersten Mal.“

Der Ton bleibt rau – gibt es trotzdem eine Einigung?

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