Eine Frau in einem pinken Kleid hält ein Cello in der Hand und lacht.

AUDIO: Julia Hagen 19.8. (7 Min)

Stand: 22.08.2025 00:01 Uhr

Julia Hagen gehört zu den aktuellen Senkrechtstatern der Klassik. In der Hamburger Elbphilharmonie spielte die junge Salzburger Cellistin unter anderem Edward Elgars Cellokonzert. Vorab hat sie mit NDR Kultur gesprochen.

von Philipp Cavert

„Nachwuchs Deluxe“ heißt das Konzert, das am Donnerstag in der Elbphilharmonie im Rahmen des Elbphilharmonie Sommers stattfand. Auf der Bühne stand das Concertgebouworkest Young, also das Jugendorchester des Concertgebouworkests Amsterdam, zusammen mit der jungen Dirigentin Elim Can und der österreichischen Cellistin Julia Hagen. Auf dem Programm standen Edward Elgars Cellokonzert, Elizabeth Ogoneks Komposition „Moondog“ und abschließend Schostakowitschs 5. Sinfonie.

Sie sind gerade in Amsterdam und sind dort auch aufgetreten. Ich vermute mal im Concertgebouw?

Julia Hagen: Genau, wir haben im Conzertgebouw gespielt. Vor allem mit den jungen Leuten hier Musik zu machen war so inspirierend. Die haben so eine Energie und gehen da mit so einer riesengroßen Freude ans Werk. Das hat extrem Spaß gemacht und ich freue mich sehr, dass wir dieses Programm nochmal in Hamburg spielen dürfen.

Das Concertgebouworkest Young ist ein Jugendorchester, das alle zwei Jahre aus Talenten aus ganz Europa neu zusammengesetzt wird und dann mit etablierten Musikerinnen zusammenarbeitet. Das ist bestimmt für beide Seiten interessant, oder?

Hagen: Ja, klar. Ich habe mich schon im Vorhinein gefragt, wie das werden wird, weil Elgars Cellokonzert ist extrem heikel zu begleiten. Es gibt so viele Tempowechsel, man muss so wahnsinnig flexibel sein. Deswegen ist es nicht das einfachste Werk, gerade für ein Jugendorchester. Aber es war schön, zu merken, die sind in jeder Sekunde so bei mir und sind so wach und aufmerksam und wollen einfach. Natürlich ist nicht immer alles perfekt, aber mit so einer Leidenschaft und Hingabe, dass das für mich sehr bereichernd ist und Spaß macht. Ich genieße das total. Was ich auch besonders schön finde: Es ist ein Jugendorchester im Alter von 14 bis 17 Jahren, also wirklich sehr, sehr jung. Ich glaube auch, dass es extrem wichtig ist, dieses Jugendorchester zu haben, damit die jungen Leute vor dem eigentlichen Studium schon solche Erfahrungen sammeln können.

Spätestens seit Jacqueline du Pré hat Elgars Cellokonzert seinen Platz im Cello-Olymp. Wie gehen Sie dieses Konzert an?

Hagen: Mit viel Emotionen und viel Herz. Ich kann mich erinnern, dass ich als Kind die Aufnahme von Jacqueline du Pré rauf und runter gehört habe, weil mich ihre Intensität und ihre Hingabe so begeistert haben. Aber ich hatte nie dieses Gefühl, wenn man eine Musikerin toll findet, dass es die Gefahr gibt, etwas zu kopieren. Weil ich muss die Musik selber einfach spüren und in mich hineinhören, wie ich die Musik wahrnehme. Nur so möchte ich sie aufführen. Auch wenn es diese große Aufführung von ihr gibt, habe ich da überhaupt keine Sorge, dass es nur eine billige Kopie wird.

Ihr Nachname hat für ganz viele Musikfreunde einen besonderen Klang: Ihr Vater ist der Cellist Clemens Hagen. Man kennt das Hagen-Quartett. Ist dieser Name Bürde, Privileg oder Verpflichtung, oder alles das?

Hagen: Das Lustige ist immer, dass ich das selber gar nicht weiß, weil ich habe ja nur eine Familie und ich habe nur meinen einen Papa. Ich habe schon immer gemerkt, dass er ein großer, toller, wichtiger Cellist ist. Aber für mich zu Hause war er kein Cellist, sondern einfach mein Papa. Erst später, als ich dann öfter drauf angesprochen wurde, wurde mir mehr und mehr bewusst, dass er in der Musikerwelt der Clemens Hagen ist.

Sie haben in einem Interview vor kurzer Zeit gesagt, dass es neben der Musik an sich eine Riesenherausforderung sei, zu erspüren, wie viele Anfragen man annimmt und wann es zu viel wird. Diese Balance, suchen Sie die weiterhin?

Hagen: Ich habe jetzt schon in meinen doch noch jungen Jahren sehr viel dazugelernt und für mich jetzt schon spüren können, was sich richtig anfühlt und was richtig für mich ist. Das ist ja wahnsinnig individuell. Ich habe für mich gemerkt, dass ich nicht so viel machen will und kann wie vielleicht andere und schaue, dass ich da etwas reduziere. Weil dann kann ich in jedem Konzert auch 100 Prozent geben, wenn ich ab und zu die Zeit zu Hause habe und aufladen kann. Ab Oktober werde ich an der Uni in Wien zu unterrichten anfangen und muss und will dann sowieso regelmäßig vor Ort sein. Allein dadurch wird eine schöne Balance in mein Leben reinkommen.

Ist die Banane mit Zimt immer noch als Ritual vor Konzerten dabei?

Hagen: Gut recherchiert. Nein, tatsächlich habe ich die Banane mit Zimt aufgegeben, weil sie etwas kompliziert war. Mittlerweile tut es auch ein einfacher Tee oder ein paar Mandeln. Ich glaube, Banane kann man überall auftreiben, aber der Zimt, der war dann nicht immer vorhanden.

Das Gespräch führte Philipp Cavert.

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