Wegen wirtschaftlicher Probleme?
Putin rückt von alter Forderung für Kriegsende ab
Aktualisiert am 21.08.2025 – 20:26 UhrLesedauer: 2 Min.
Kremlchef Putin kürzlich in Alaska: Für die Ukraine dürften auch seine jüngsten Forderungen inakzeptabel sein. (Quelle: Kevin Lamarque)
Der Kreml verlangt erneut Gebietsabtretungen von Kiew, rückt aber von früheren Maximalforderungen ab. Angeblich ist Putin sich der Schwäche Russlands bewusst.
Kremlchef Putin fordert Insidern zufolge von der Ukraine den vollständigen Verzicht auf die östliche Donbass-Region sowie eine neutrale Haltung des Landes. Zudem müsse die Regierung in Kiew auf eine Nato-Mitgliedschaft verzichten und es dürften keine westlichen Truppen im Land stationiert werden, meldete die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf drei mit den Überlegungen des Kreml vertraute Personen. Ihre Darstellung geht auf die Forderungen zurück, die Putin bei einem Treffen mit US-Präsident Donald Trump in Alaska unterbreitet habe. Eine Stellungnahme aus Kiew, der USA oder von der Nato lag zunächst nicht vor.
Damit würde Putin von seiner im Juni 2024 geäußerten Forderung für ein Ende des Krieges abrücken. Damals hatte er die vollständige Abtretung der vier von Moskau beanspruchten Gebiete verlangt: Donezk und Luhansk im Osten – die zusammen den Donbass bilden – sowie Cherson und Saporischschja im Süden. Im Gegenzug für den Donbass sei Moskau nun bereit, die derzeitigen Frontlinien in Saporischschja und Cherson zu akzeptieren sowie die kleinen, von ihm kontrollierten Teile der Regionen Charkiw, Sumy und Dnipropetrowsk abzugeben.
Für die Ukraine dürfte jedoch der vollständige Verlust des Donbass nicht verhandelbar sein. Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte wiederholt einen Rückzug von international anerkanntem ukrainischen Territorium ausgeschlossen. Das verbietet auch die ukrainische Verfassung. Ein Rückzug aus dem Osten sei zudem keine Option, da es um das Überleben des Landes und die stärksten Verteidigungslinien gehe, hatte Selenskyj erklärt.
Das Ziel einer Nato-Mitgliedschaft ist wiederum in der ukrainischen Verfassung verankert und gilt der Regierung in Kiew als verlässlichste Sicherheitsgarantie. Selenskyj hat erklärt, es stehe Russland nicht zu, über eine Mitgliedschaft in der Allianz zu entscheiden.
Der Politikwissenschaftler Samuel Charap von der US-Denkfabrik RAND bezeichnete die Forderung nach einem Rückzug aus dem Donbass als für Kiew politisch und strategisch inakzeptabel. Eine „Offenheit für Frieden“ zu für die andere Seite kategorisch inakzeptablen Bedingungen könnte mehr eine Inszenierung für Trump sein als ein Zeichen echter Kompromissbereitschaft, sagte er.
Russland hatte im Februar 2022 den Angriffskrieg gegen die Ukraine begonnen. Dem waren die Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim 2014 und jahrelange Kämpfe zwischen von Russland unterstützten Separatisten und ukrainischen Truppen im Osten des Landes vorausgegangen. Gegenwärtig kontrollieren russische Truppen Schätzungen zufolge rund ein Fünftel des ukrainischen Staatsgebiets. US-Schätzungen und frei zugänglichen Daten zufolge sind es insbesondere etwa 88 Prozent des Donbass und 73 Prozent von Saporischschja und Cherson.