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Mitten im Gespräch über den Ukraine-Krieg greift Trump zum Telefon. In der Leitung ist Putin. Jetzt liefert der US-Präsident die Erklärung dafür.

Washington, D.C. – Erstmals seit Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine vor fast dreieinhalb Jahren deutet sich ein umfassender Verhandlungsprozess mit allen Beteiligten an. Auf ein Gespräch zwischen US-Präsident Donald Trump und Kremlchef Wladimir Putin in Alaska vergangene Woche folgte am Montag (18. August) ein weiterer Ukraine Gipfel; dieses Mal mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und europäischen Spitzenpolitikern in Washington. Einen Tag später hat Trump sich ausführlich zu dem Treffen geäußert – und dabei auch versucht, sein verwunderliches Verhalten gegenüber den Europäern zu erklären.

Ukraine-Verhandlungen in Washington: Trump-Gipfel mit Merz und Co. in BildernMerz bei Trump in WashingtonFotostrecke ansehen

Etwa eine halbe Stunde lang sprach Trump am Dienstag (19. August) mit dem US-Sender Fox News. Er sagte, er hoffe, dass Putin auf einen Fortschritt im Ukraine-Krieg hinarbeiten werde, räumte jedoch ein, dass es möglich sei, dass der russische Staatschef keine Einigung erzielen wolle. „Ich glaube nicht, dass das ein Problem sein wird, um ehrlich zu sein. Ich glaube, Putin ist es leid. Ich glaube, sie sind alle leid, aber man weiß ja nie“, so der US-Präsident wörtlich. Und weiter: „Wir werden in den nächsten Wochen mehr über Präsident Putin erfahren. Es ist möglich, dass er kein Abkommen schließen will“. In diesem Fall stünde der Kremlchef aber „vor einer schwierigen Situation“.

Trump in Fox-News-Interview: Hoffnung auf Fortschritt im Ukraine-Krieg, doch Zweifel an Putins Willen

Trump sprach auch über seine Unterredungen mit europäischen Staats- und Regierungschefs und forderte sie auf, auf eine Einigung hinzuarbeiten, da sie von einer zukünftigen Regierung nicht unbedingt ähnliche Sicherheitsgarantien für die Ukraine erhalten würden. Gleichzeitig lobte er die Staatschefs, bezeichnete sie als „sehr gute Menschen“ und wiederholte seine Behauptung, dass sie „wieder ihr Land führen wollen“, anstatt den Krieg zu beenden.

Einen kleinen Einblick in seine Überlegungen zu Sicherheitsgarantien für die Ukraine ließ der US-Präsident ebenfalls durchsickern. Er erklärte, dass die Europäer zwar „bereit seien, Truppen zu entsenden“, der Fokus der USA jedoch auf Luftoperationen liege. „Wir sind bereit, ihnen zu helfen, insbesondere wenn es um Luftoperationen geht, denn niemand verfügt über das, was wir haben“, so Trump.

Inmitten eines Gesprächs mit europäischen Staats- und Regierungschefs musste US-Präsident Trump plötzlich zum Telefon.Inmitten eines Gesprächs mit europäischen Staats- und Regierungschefs musste US-Präsident Trump plötzlich zum Telefon. © Shealah Craighead, via www.imago-images.deTrump zu Selenskyj und Putin: Kompromissbereitschaft beider Seiten entscheidend für Friedenschance

Zugleich machte er deutlich, dass bei Verhandlungen zwischen Putin und Selenskyj die Kompromissbereitschaft der beiden Staatschefs gefragt sei. „Ich habe ihm [Putin] gesagt, dass wir ein Treffen mit Präsident Selenskyj und Ihnen vereinbaren werden, und dass er sich mit ihm treffen wird, und wenn nach diesem Treffen alles klappt, okay, werde ich die Führung übernehmen und wir werden die Sache zum Abschluss bringen. Aber Sie wissen ja, in diesem Fall gehören immer zwei dazu.“

Der US-Präsident beteuerte erneut, er wolle der Krieg möglichst rasch beenden. „Wir verlieren keine amerikanischen Soldaten. Wir verlieren russische und ukrainische … hauptsächlich Soldaten. Einige Menschen, wenn Raketen falsche Ziele treffen oder in Städte wie Kiew und andere Orte geschossen werden. Aber wissen Sie, wenn ich jede Woche 7.000 Menschen vor dem Tod bewahren kann, dann ist das meiner Meinung nach … Ich möchte versuchen, wenn möglich in den Himmel zu kommen“, führte er weiter aus.

„Respektlos gegenüber Putin“: Trump rechtfertigt Unterbrechung des Ukraine-Gipfels für Kreml-Gespräch

Auch einen kleinen Aufreger des gestrigen Gipfels versuchte Trump geradezurücken. Wie Reuters unter Berufung auf einen EU-Diplomaten berichtete, hatte der POTUS seine Gespräche mit den europäischen Staats- und Regierungschefs unterbrochen, um mit Putin zu telefonieren. Diesseits des Atlantiks hatte das für Verwunderung gesorgt.

„Ich habe es nicht vor ihnen gemacht, weil ich dachte, das wäre respektlos gegenüber Präsident Putin gewesen“, versuchte Trump die Unterbrechung des Ukraine-Gipfels zu rechtfertigen. Immerhin habe der russische Präsident „nicht mit den Leuten aus Europa sprechen“ wollen. Das Gespräch mit dem Kremlchef sei „sehr gut“ gewesen. Laut eigener Aussage teilte er seinem russischen Pendant dabei mit, dass er ein Treffen zwischen diesem und Selenskyj arrangieren werde – und er selbst dann, „wenn alles gut läuft“, zu einem weiteren Treffen kommen werde, „um die Angelegenheit abzuschließen“. (tpn)