Er trägt beim VfB Stuttgart nun die Nummer zehn und will sich wieder steigern. Chris Führich hat viel vor in dieser Saison. Das Fernziel ist die WM 2026.

Wenn man sich die letzte Saison des VfB Stuttgart noch einmal vor Augen ruft, dann gab es trotz dem erfolgreichen Saisonabschluss mit dem Pokalsieg in Berlin nicht nur Gewinner in den Reihen der Weiß-Roten. Dazu gehörte auch Chris Führich, der nicht an seine starke Vorsaison anknüpfen konnte, an deren Ende die Vizemeisterschaft für den Club und die Nationalmannschaftsnominierungen für Führich standen.

Wo er einmal war, will der ehrgeizige Techniker wieder hin. Führich gibt sich ambitioniert und hat die Sommerpause ganz offensichtlich genutzt, um wieder zulegen zu könnenm.

Herr Führich, die Vorbereitung liegt hinter Ihnen. Wie fühlen Sie sich?

Gut, wirklich sehr gut.

Die Einheiten von Sebastian Hoeneß wirken intensiver als zuletzt.

Wir müssen sehr intensiv arbeiten, tun das sehr konzentriert. Denn wir stehen wieder vor einer Spielzeit mit drei Wettbewerben. Nur so können wir uns die Substanz für die ganze Saison holen. Da zeigt sich ein Unterschied zur letzten Sommervorbereitung, die durch die Asienreise einen anderen Schwerpunkt hatte. Manche Spieler stießen erst spät zum Kader. Wir nutzen in diesem Sommer voll aus, dass alle da sind und wir als Team gut arbeiten konnten.

Will zum WM: Chris Führich (links) Foto: Pressefoto Baumann/Alexander Kep

Wird sich das gleich zum Start bemerkbar machen?

Ich hoffe doch. Wir sind sehr gut dabei. Aber noch einmal: Wichtiger ist es, dass wir uns die Substanz für die ganze Saison erarbeiten konnten. Sie wird lang werden.

Es gab auch in diesem Sommer einige Nebenschauplätze. Etwa die Transferthemen, der Rummel um Enzo Millot und Nick Woltemade. Hat das auf den Trainer eingewirkt? Welchen Eindruck macht Sebastian Hoeneß auf Sie?

Einen fokussierten, sehr konzentrierten. Er legt großen Wert auf das inhaltliche Arbeiten auf dem Platz. Das ist auch das Wichtigste.

In der Pause haben Sie sich die Zehn geschnappt, die wohl prestigeträchtigste Rückennummer im Fußball.

Die Zehn ist für jeden Offensivspieler eine Traumnummer. Dass ich jetzt die Möglichkeit bekommen habe, sie für den VfB tragen zu dürfen, erfüllt mich mit Stolz. Neben der 27, die ich bisher trug und die eine große Bedeutung für mich hat, ist es meine Lieblingsnummer.

Spielt da ein Vorbild aus der Jugend eine Rolle?

Nicht direkt. Aber als Kind und Heranwachsender habe ich mich viel an Ronaldinho orientiert. Die Zehn durfte ich dann bereits in der U19 bei Rot-Weiß Oberhausen tragen, ich verbinde viel gute Erinnerungen damit. Ich freue mich sehr darüber, dass ich sie jetzt beim VfB tragen darf, und habe schnell zugeschlagen, als klar war, dass El Bilal den Club verlassen würde und sie demnach frei war. (schmunzelt)

Was haben Sie sich vorgenommen, nachdem die letzte Runde zumindest zahlenmäßig nicht so gut war wie die Vizemeistersaison?

Stimmt, die letzte Saison war nicht so, wie ich mir das vorgestellt habe. Aber ich bin nicht der Typ, der da irgendwelche Alibis sucht oder zu sehr zurückschaut. Das gehört im Fußball dazu, und ich möchte alles dafür geben, diese Saison wieder bessere Zahlen zu produzieren. Dass ich das schaffen kann, davon bin ich überzeugt. Mein Ziel war es daher, zum Start topfit zu sein. Ich habe sehr viel gearbeitet in der Vorbereitung und möchte nun mit meinen Leistungen der Mannschaft bestmöglich helfen.

Will wieder mehr auf das Scoreboard: Chris Führich Foto: IMAGO/Noah Wedel

Haben Sie sich konkrete Zahlen zum Ziel gesetzt?

Nein, das habe ich nicht. Es gilt, an mir zu arbeiten, mein Topniveau zu erreichen. Ich möchte einfach das Maximum herausholen.

Haben Sie hierfür spezielle Schwerpunkte gesetzt im Sommer, beispielsweise in puncto Athletik?

Daran habe ich tatsächlich gearbeitet. Der Fußball wird immer athletischer. Man braucht einfach eine gewisse Power und muss die konstant auf den Platz bringen. Aber der Körper ist nicht alles. Am Ende muss man auch im Kopf frei sein, um seine Qualität zeigen zu können. Der gesunde Mix ist wichtig.

Kann es hilfreich für die angestrebte Steigerung sein, dass es mit Justin Diehl und Lazar Jovanovic junge, aufstrebende Konkurrenten für den Flügelpositionen hinter Ihnen mit den Hufen scharren?

Konkurrenz ist immer super. Ganz unabhängig davon, ob das auf meiner Position ist oder ganz generell im Kader. Die Jungs machen es sehr gut. Justin ist schon länger da, und Lazar hat sich sehr schnell gut integriert und bringt viel mit. Auch mit Blick auf die ganze Saison ist es wichtig, dass wir viel Qualität im Kader haben. Die Runde wird lang sein, wir werden viele Spiele haben. Jeder wird auf seine Zeiten kommen, davon bin ich überzeugt. Unabhängig davon finde ich, dass wir als Team gar nicht so sehr auf einzelne Konkurrenzsituationen schauen sollten. Sondern darauf, füreinander da zu sein, um gemeinsam erfolgreich zu sein. Und dafür braucht es alle.

Dieses Gemeinschaftsgefühl kann man von außen gut wahrnehmen. Die Neuen wurden schnell integriert und die Stimmung wirkt prächtig.

Auf jeden Fall. Ich bin davon überzeugt, dass das extrem wichtig ist. Das haben wir letzte Saison mit dem Pokalsieg gesehen. Für das Erreichen von Zielen ist es grundlegend, eine gute Gruppe, eine gute Gemeinschaft zu sein. Davon profitiert auch der Einzelne.

Bis womöglich der Bundestrainer wieder anruft. Bei der WM nächsten Sommer dabei zu sein, ist sicherlich ihr Ziel.

Natürlich ist es für jeden Spieler ein Ziel, dahin zu kommen. Der Weg zurück in die Nationalelf führt nur über gute Auftritte im Verein. Daher zählt für mich im Moment nur, auf mein Topniveau zu kommen. Was darüber hinaus passiert, wird man sehen.

Vorletzte Saison Vizemeisterschaft, letzte Saison der Pokalsieg. Was ist drin für den VfB in dieser Saison?

Wir haben eine sehr gute Ausgangsposition geschaffen, eine erfolgreiche Saison zu spielen. Mit dem Kader ist eine Menge möglich. Aber ich bin kein Fan davon, allzu weit nach vorn zu schauen. Wenn wir unser Maximum auf den Platz bringen, Woche für Woche und Spiel für Spiel, dann werden wir erfolgreich sein.