Soundcheck August 2025# 1
Galerie mit 25 Bildern: Helloween – Wacken Open Air 2023

Circa vier Jahre nach dem starken Comeback-Album legen HELLOWEEN eine weitere Scheibe auf den Tisch. Erneut agieren die Kürbisköpfe als Septett und das 2025er Release nennt sich „Giants & Monsters“. Vor dem Release gibt es bereits die Ankündigung einer Tour zum 40. Bandjubiläum. Bei einer derart langen Historie sind Veränderungen unausweichlich. Seit der Ankündigung der Reunion befinden sich HELLOWEEN in der vierten Dekade ihres Schaffens. Somit ist „Giants & Monsters“ das zweite Release in der aktuellen Bandbesetzung.

HELLOWEEN in der vierten Dekade

Der Name der Band wird immer mit zwei Alben verbunden sein. „Keeper Of The Seven Keys Part I“ und „Part II“ veröffentlichten HELLOWEEN 1987 und 1988. Das 2021er Release erhielt sehr viel Anerkennung und wurde nicht nur von der metal.de-Redaktion hinter den beiden „Keeper“-Scheiben und der „Walls Of Jericho“ einsortiert. Entsprechend hoch sind die Erwartungen bezüglich „Giants & Monsters“. Bekommen wir „Helloween Part II“?

Ein erster Blick auf die Eckdaten von „Giants & Monsters“ im Vergleich zu „Helloween“: 12 Songs vs. 10 Songs. Am Ende und am Anfang ein Langläufer. Der Hansen-Langläufer setzt wie beim Vorgänger der LP majestätisch die Krone auf.  Auf den ersten Blick sieht „Giants & Monsters“ nach „Helloween Part II“ aus.

„Giants On The Run“ ist ein typischer HELLOWEEN-Metaller, der genau die Soundsingnatur liefert, die das Septett in der aktuellen Banddekade ausmacht. Tempo, Spanungsbogen und ein eingängiger Refrain. Dazu die verschiedenen Stimmfarben von Andi Deris und Kai Hansen. Hansen keift aber nicht wie bei „Out For The Glory“ zwischen die beiden Hauptsänger. Vielmehr ergänzt er Deris mit seiner Stimme. Trotzdem lassen sich Parallelen bei den beiden Eröffnungstracks ausmachen.

Tempo und hohe Intensität bestimmen „Savior Of The World“, bevor es leicht und poppig mit „A Little Is A Little Too Much“ wird. Neu ist der Stadionrockansatz im HELLOWEEN-Gewand nicht, aber hier schielen Kiske und Co. zu offensichtlich auf die Hitparade. Die Scharte merzt der lupenreine Metal-Song „We Can Be Gods“ umgehend aus und Kai Hansen hinterlässt seinen Songwriter-Stempel auf „Giants & Monsters“.

“Giants & Monsters” oder “Helloween Part II“?

Der Wechsel zwischen Metal und poppig angehauchten Melodien bleibt zunächst. Balladen sind im HELLOWEEN-Universum so neu wie die Tagessschau von vergangener Woche. „Into The Sun“ greift etwas zu stark in den Schmalztopf, auch wenn das Gesangsduo Deris und Kiske die Nummer retten. Ähnlich ergeht es der vorab veröffentlichten Single „This Is Tokyo“. Im Albumfluss nach der Ballade kommt der Rocker besser rüber, zu den Highlights gehört die Deris-Nummer aber nicht.

Ein Highlight liefert Sascha Gerstner mit der bereits ausgekoppelten zweiten Single „Universe (Gravity For Hearts)“. Der Langläufer auf „Giants & Monsters“ kommt weder von Michael Weikath noch von Kai Hansen und zeigt einmal mehr auf, welche Kompetenz unter dem Dach von HELLOWEEN versammelt ist. Mit dem Schlusspunkt „Majestic“ ist „Universe (Gravity For Hearts)“ das Filetstück auf der neuen Platte und erschafft eine Brücke zu „Skyfall“ aus dem Jahr 2021.

Egal was einem Highlight nachfolgt, das Stück hat zu kämpfen. „Hand Of God“ und „Under The Moonlight“ fallen zwischen den beiden Filetstücken etwas ab und kommen im Gegensatz zu „Universe (Gravity For Hearts)“ und „Majestic“ unspektakulär daher, ohne dass hier schwache Tracks oder Ausfälle zu verzeichnen wären. Vielmehr ragt die Qualität vor und nach den beiden Titeln einfach zu sehr hervor.

Wer sich im Hansen-Universum auskennt, der dürfte beim Lesen von „Majestic“ aufhorchen. 2005 veröffentlichten GAMMA RAY eine LP mit Namen „Majestic“. Der orientalische Einschlag von dem 2005er Titeltrack „Majesty“ ist nicht bei HELLOWEEN zu finden, aber die epische Melodie der neuen Scheibe kommt zum Schluss. Abwechslungsreich, wo sich das gesamte Sängerrepertoire zeigt, legen HELLOWEEN ein mehr als fettes Ausrufzeichen ans Plattenende. „We Are Majestic“.

HELLOWEEN Are Majestic

Wer über eine derartige Kompetenz in seinen Reihen verfügt wie HELLOWEEN, kann eigentlich keine schlechte Platte produzieren. Die Frage ist, ob „Giants & Monsters“ „Helloween Part II“ ist und es den Kürbisköpfen erneut gelingt, an ihre glorreichen Werke der 80er anzuknüpfen. Es kommt auf den Blickwinkel an, der dem zwischen „Keeper Of The Seven Keys Part I“ und „Part II“ ähnelt.

Es ist mehr Konsensmusik auf „Giants & Monsters“ als auf „Helloween“. Was den Kürbisköpfen aber fast durchgängig gelingt, ist eine in sich geschlossene LP abzuliefern. Wenn es etwas zu kritisieren gibt, dann der poppige Ansatz von „A Little Is A Little Too Much“, den der Hansen-Kracher „We Can Be Gods“ umgehend wegwischt. Balladenfans werden „Into The Sun“ abfeiern, sodass der Fluss in Richtung Scheibenende mit „This Is Tokyo“ ins Rollen kommt. Unterm Strich gibt es erneut einen Top-Genrevertreter, der etwas mehr auf Konsens und Massenmarkt schielt als der Vorgänger aus dem Jahr 2021.