Kiel. In den kommenden neun Jahren werden Schulen in Schleswig-Holstein in vielen Fächern Probleme haben, freie Stellen zu besetzen. Gleichzeitig sinken in anderen Fächern für Absolventen die Chancen auf eine unbefristete Einstellung – insbesondere an beliebten Standorten wie Kiel, Flensburg und Lübeck.

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Eine aktuelle Bedarfssimulation des Bildungsministeriums verdeutlicht, wie groß das Missverhältnis zwischen Einstellbedarfen an Schulen und Absolventenzahlen der Hochschulen ist. Demnach werden über alle Schulformen hinweg in Schleswig-Holstein bis 2034 deutlich mehr Lehrkräfte für Informatik, Kunst, Mathematik, Physik und Musik benötigt als derzeit ausgebildet werden. Daher sei in diesen Fächern eine „Unterdeckung bis starke Unterdeckung“ absehbar.

In diesen Fächern gibt es in SH einen Überbedarf an Lehrkräften

Anders sieht es in den Fächern Biologie, Deutsch, Geografie, Geschichte, Wirtschaft und Politik, Sport, Spanisch und Philosophie an Gymnasien aus: Die Chance auf eine unbefristete Einstellung ist in diesen Fächern laut Bedarfssimulation „zunächst unwahrscheinlich“, da mit einer hohen Anzahl an Absolventen zu rechnen sei. In Städten wie Kiel, Flensburg und Lübeck sei es sogar unwahrscheinlich, dass es an Gymnasien überhaupt Bedarf an Lehrkräften mit diesen Fächern gebe.

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Bessere Chancen bieten die anderen Schulformen: Während es an Gymnasien in elf Fächern ein Überangebot an Lehrkräften gibt, liegt das Angebot an Grundschulen nur in Deutsch über dem Soll, an Gemeinschaftsschulen in Biologie sowie Philosophie. Die Einstellungschancen unterscheiden sich zusätzlich je nach Region und hängen von Zweitfach sowie der Examensnote ab.

Trotz unsicherer Prognose: Bedarf an Lehrkräften in SH groß

Aus Sicht des Bildungsministeriums sei die Lage für angehende Lehrkräfte auf dem Arbeitsmarkt dennoch gut. „Ein Studium auf Lehramt ist eine richtige Entscheidung“, sagt Bildungsstaatssekretär Tobias von der Heide. „Der Bedarf an grundständig ausgebildeten Lehrkräften bleibt und die Perspektiven sind gut.“ Das gelte vor allem für die MINT-Fächer, für Kunst und Musik, aber auch alle weiteren Lehrämter.

Der Bedarf an grundständig ausgebildeten Lehrkräften bleibt und die Perspektiven sind gut.

Tobias von der Heide (CDU)

Bildungsstaatssekretär

Was das Bildungsministerium betont: Das Szenario der Simulation trete in Schleswig-Holstein nur ein, wenn das Land nicht eingreife. „Genau das tun wir aber“, sagt Pressesprecherin Beate Hinse. „Der Handlungsplan Lehrkräftegewinnung und die Allianz für Lehrkräftebildung steuern gezielt eine bessere Unterrichtsversorgung.“

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Maßnahmen gegen Missverhältnis an Lehrkräften in SH

Eine Maßnahme, um Lehrkräfte in den Mangelfächern Mathematik, Informatik und Kunst zu gewinnen, seien beispielsweise neue Quereinstiegsmaster an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) sowie der Muthesius-Kunsthochschule.

Sonderzuschläge in Höhe von 250 Euro pro Monat sollen Referendare an Schulen mit erhöhten Lehrkräftebedarf locken. Derzeit werden zudem Anreize entwickelt, um Absolventen beim Wechsel vom Gymnasium an die Gemeinschaftsschule zu unterstützen.

Wie stark diese Maßnahmen den Arbeitsmarkt für Lehrkräfte beeinflussen, bleibt offen. Sicher ist: Wer in einem Mangelfach ausgebildet ist, hat in den kommenden Jahren die besten Aussichten auf eine unbefristete Stelle.

KN