Zuletzt vor 21 Jahren international
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Mehr als zwei Jahrzehnte ist es her, dass der RCD Mallorca das letzte Mal im Europapokal antrat. Nach Auf und Abs in der jüngeren Vereinshistorie befinden sich die Mallorquiner aktuell auf dem Weg, einen Platz fürs internationale Geschäft zu ergattern. Daher sollten die zahlreichen deutschen Insel-Besucher den Saisonendspurt genau im Blick behalten.
In der Saison 2003/04 erreichte Mallorca u. a. mit dem späteren Weltklasse-Stürmer Samuel Eto’o und der spanischen Trainer-Legende Luis Aragonés das Achtelfinale im UEFA-Cup. Dort war nach einem 1:4 im Hinspiel und einem 0:3 im Rückspiel gegen Newcastle United Schluss. Danach sollte es nur noch im Sommer 2010 für eine weitere Europapokal-Qualifikation reichen – eigentlich. Jedoch wurde der Klub aufgrund seiner finanziellen Lage von der UEFA aus der Europa League ausgeschlossen. Als es 2013 von der ersten in die zweite Liga ging, sollte sich der Verein davon lange nicht erholen, zwischenzeitlich verbrachte er die Saison 2017/18 in der dritten Liga. Erst seit vier Jahren spielt er wieder durchgehend im spanischen Oberhaus.
Gemessen am Kaderwert von 82,2 Millionen Euro gehört Mallorca in LaLiga eher in die untere Tabellenregion – auf Rang 15. Ebenjene Platzierung erreichten die Insulaner in der Vorsaison unter Javier Aguirre, der im Sommer durch Jagoba Arrasate ausgetauscht wurde. Ihm gelangen auf seiner vorherigen Station CA Osasuna 2019 der Aufstieg und 2023 der Einzug ins Pokalfinale. „Arrasate ist ein hochgeschätzter Trainer, der das Beste aus den Stärken seiner Spieler macht. Er setzt in der Regel auf ein 4-2-3-1, die Spieler sollen eng beieinanderstehen, kompakt auftreten. Er mag es nicht, wenn die Mannschaft über das ganze Feld verteilt ist“, sagt Iván Fuente, Content Manager ES bei Transfermarkt.
Mallorca brauchte 2024/25 eine Handvoll Partien, um in die Saison zu finden, bis es sich über weite Strecken auf einem Europapokal-Platz hielt. Mit einer Serie von vier Pleiten ins neue Jahr gestartet und kurz darauf bis auf Rang zehn abgestürzt, hat sich Mallorca mittlerweile wieder gefangen und ist nach einem 2:0 beim direkten Konkurrenten Real Sociedad am vergangenen Wochenende auf Platz acht geklettert – welcher für das internationale Geschäft reichen würde. Eigentlich gibt es sieben spanische Startplätze für die europäischen Klubwettbewerbe, weil aber der FC Barcelona und Real Madrid im Finale der Copa del Rey stehen und sich über die Liga für die Champions League qualifizieren werden, darf auch der Achte auf Europa-Reise gehen. Zumindest in die Qualifikationsrunde der Conference League.
Restprogramm als Trumpf für den RCD Mallorca?
Aber im Rennen um die Europapokal-Ränge geht es eng zu. Mallorca hat 43 Punkte und damit so viele wie das siebtplatzierte Celta Vigo. Dahinter befinden sich gleich mehrere Mannschaften in Lauerstellung, vor allem Real Sociedad (41), Rayo Vallecano (40) und Getafe (39) sind dicht dran. Sogar der FC Sevilla auf Platz 14 mit sieben Punkten Rückstand ist in Reichweite. Gemessen an den Platzierungen der restlichen Gegner hat Mallorca im Liga-Vergleich ein eher machbares Restprogramm – der gegnerische Tabellenplatz beträgt im Schnitt derzeit 11,29.
Vor allem mit Blick auf das unmittelbare Tabellen-Umfeld ist Mallorca im Vorteil: Celta Vigo (7,43), Real Sociedad (7,71), Rayo Vallecano (9,43) und Getafe (8,43) haben ein zahlenmäßig deutlich schwereres Restprogramm. Mallorca spielt noch gegen Barça und Real, aber auch gegen die Abstiegskandidaten Leganés und Real Valladolid sowie gegen die direkten Konkurrenten Getafe und Vallecano. Die Bermellones haben es somit selbst in der Hand, ob sie die Europapokal-Rückkehr schaffen oder nicht.
Spanien-Experte Fuente zählt Top-Torschütze Vedat Muriqi (sieben Treffer), Top-Scorer Dani Rodríguez (elf Torbeteiligungen), Kapitän Antonio Raíllo und Pablo Maffeo als Leistungsträger auf. Letztgenannter stand zwischen 2018 und 2022 mit drei Leih-Unterbrechungen beim VfB Stuttgart unter Vertrag. „Er ist ein Schlüsselspieler“, sagt Fuente. Neben Maffeo sind mit Mateu Morey (von 2019 bis 2024 beim BVB), Omar Mascarell (von 2016 bis 2018 bei Eintracht Frankfurt und von 2018 bis 2021 bei Schalke) sowie Takuma Asano (von 2021 bis 2024 beim VfL Bochum) noch drei weitere aus Deutschland bekannte Profis im Kader zu finden. „Mascarell nimmt ebenfalls eine wichtige Rolle ein und Asano gewinnt mehr und mehr an Bedeutung. Morey ist hingegen oft außenvor“, attestiert Fuente.
Mit Blick auf den Saisonendspurt sagt er: „Die Mannschaft muss sich etwas verbessern, wenn sie nach Europa will. Sie hat mit die wenigsten Tore in der Liga erzielt. Nur Real Sociedad, Leganés und Valladolid trafen seltener. Aber Mallorca hat nicht den Druck, es zwingend schaffen zu müssen, das könnte von Vorteil sein.“ Sollte es mit der Europapokal-Qualifikation Wirklichkeit werden, darf im Mallorca-Urlaub ein Besuch des Estadi de Son Moix nicht fehlen.