Dresden. Im neuen Schuljahr, das der Kreuzchor am Sonnabend mit der ersten Vesper offiziell beginnt, stehen nicht nur zahlreiche Dienste im Stundenplan, sondern viele Höhepunkte. So wird dem 350. Todestag (8. November) des Komponisten Andreas Hammerschmidt am Reformationstag mit einem Sonderkonzert an Hammerschmidts Wirkungsstätte, der Johanniskirche Zittau, gedacht. Seine Werke erklingen außerdem in den Kreuzvespern, wie gleich in der ersten. Bisher war nur eine begrenzte Zahl von Kompositionen Andreas Hammerschmidts im Druck erschienen. Mit der neuen bei Kamprad erscheinenden Gesamtausgabe soll sich das ändern.
Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige
Der Kreuzchor ist als Multiplikator daran beteiligt, viele neu aus Handschriften edierten Werke erstmalig wieder aufzuführen. Heinrich Schütz, der dem jüngeren Andreas Hammerschmidt freundschaftlich verbunden war, hatte dessen Werke in Dresden aufgeführt und sich von deren kompositorischer Qualität und Wirkung überzeugt. „Die rechte Bahn ist aufgetan“ schrieb Schütz Hammerschmidt in die Widmung einer zeitgenössischen Notenausgabe. Kreuzkantor Martin Lehmann und sein Knabenchor werden diese Bahn also weiter begehbar machen.
Gedenken an Kruzianer Peter Schreier geplant
Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch (Die Linke) würdigte zur Programmvorstellung die künstlerische Leistung des Chores und dankte Martin Lehmann für seine Arbeit. In Zeiten vieler polarisierender Diskussionen, von KI bis zu Entfremdung, wirke der Kreuzchor um 360 Grad in die Gesellschaft von Stadt und Umland. Auf diesen Beitrag könne man stolz sein – sie wünsche sich, dass der Stadtrat dies ebenso wahrnehme.
Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige
Kreuzkantor Martin Lehmann
Quelle: Dresdner Kreuzchor/ Martin Jehnichen
Die Kreuzkirche bleibt selbstverständlich Basis für das Wirken des Kreuzchores. Auch wenn die Wahrnehmung darüber hinaus stetig gesteigert werden soll, stehen Vespern und Gottesdienste an erster Stelle. Daher wird die Reihe von neuen Introitus zu sämtlichen Sonn- und Feiertagen fortgesetzt. Nach Wilfried Krätzschmar, Agnes Ponizil und Jan Arvid Prée wurde die lettische Komponistin Diana Čemerytė für das aktuelle Schuljahr verpflichtet. Sie setzt also die Tradition der Erschließung neuer Musik fort, gleichzeitig wird nach drei Komponisten mit dezidiert Dresdner Bezug erstmals der Kreis nach Europa geöffnet. Martin Lehmann schätzt, dass in zwei bis drei Jahren die Sammlung neuer Introitus abgeschlossen ist. Dann sollen sie ebenfalls im Druck erscheinen.
In den Vespern erklingen zudem Werke früherer komponierender Kreuzkantoren. Auch in dieser Hinsicht wird nicht nur die Tradition gepflegt, dieser Brückenschlag symbolisiert außerdem einen Teil des Jahresmottos „verbunden“. Zur Verbundenheit mit Gottfried August Homilius zählt dessen Osteroratorium, das zuletzt 2014 erklungen ist. Ähnlich lange liegt die letzte Aufführung von Johann Sebastian Bahs h-Moll-Messe zurück. Sie erklingt zum Dresden-Gedenktag. Die Verbundenheit zeigt sich darüber hinaus schon im September im Gedenken an Peter Schreier, der einer der berühmtesten Kruzianer war.
Dresdner Kreuzchor ohne Nachwuchssorgen
Ensemble wie die Dresdner Philharmonie oder das Dresdner Vocal Concert gehören seit Jahrzehnten zu den musikalischen Wegbegleitern und werden wieder zu erleben sein (Deutsches Requiem, Weihnachtsoratorium, Matthäuspassion). Andere Partnerschaften leben erneut auf, wie beim ZDF-Adventskonzert in der Frauenkirche, zu dem der Kreuzchor zum vierten Mal eingeladen wurde.
Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige
Neu ist die Zusammenarbeit mit dem Dresdner Festspielorchester, das als Partner für die h-Moll-Messe, für Martin Lehmann eines der grandiosesten Werke Johann Sebastian Bachs, aber auch ein Gradmesser für jeden Chor, gewonnen wurde. Mit dem Dresdner Festorchester soll es, anders als zuletzt und der sonst eher romantischen Bachauffassung des Kreuzchores, eine Annäherung an den Originalklang geben. Ganz andere, ungewöhnliche Klänge verspricht das Konzert am 19. Juni im Kulturpalast – dann wird der Kreuzchor von einer Glasharmonika begleitet.
Der Dresdner Kreuzchor ist eine lebendige Gemeinschaft, offen auch für Knaben, die keiner Kirche oder Religionsgemeinschaft angehören.
aus der Selbstbeschreibung des Chores auf der Homepage
Der Kreuzchor scheint gestärkt und gut vorbereitet, denn anders als manche andere vergleichbare Ensembles hat er keine Nachwuchssorgen. Im Gegenteil konnten die 24 Plätze der neuen vierten Klasse nicht nur alle besetzt werden, es bestand sogar eine Auswahlmöglichkeit. Das liegt nicht zuletzt daran, dass sich der Kreuzchor unter der Leitung von Martin Lehmann verstärkt dem Nachwuchs widmet und Singschulen auf dem Land für Vorbereitungsklassen eingerichtet hat. Mittlerweile kommen Kruzianer nicht nur aus Dresden und dem ländlichen Umfeld, sondern teilweise aus weiter entfernt liegenden Bundesländern. Der ländliche Raum bleibt natürlich im Blick des Kreuzchores, weshalb er ihn dorthin auch eine Konzertreise führt.
Internet: kreuzchor.de
Höhepunkte:
- 13. September: Konzert für Peter Schreier
- 4. Oktober. Requiem A (Helbig) in London
- 31. Oktober: Gedenkkonzert Andreas Hammerschmidt in Zittau
- 16. November: Ein Deutsches Requiem
- 29. November: ZDF-Adventskonzert
- 19., 20. und 21. Dezember: Weihnachtsoratorium (I bis III)
- 24. / 25. Dezember: Christvespern und -metten
- 10. Januar: Weihnachtsoratorium (IV bis VI)
- 7. Februar h-Moll-Messe
- 2. / 3. April: Matthäuspassion
- Heimattournee – Fokus auf Gastkonzerte im sächsischen Umland (verschiedene Termine)
DNN