Die Ukraine hat erneut die Tausende Kilometer lange Druschba-Pipeline angegriffen. Nach Ungarn und in die Slowakei fließt kein russisches Öl mehr. Indirekt könnte auch Deutschland betroffen sein.
Die Ukraine hat im Westen Russlands eine Pipeline für Erdöl beschossen. An der Ölpumpstation in Unetscha in der Region Brjansk brach daraufhin ein Feuer aus, wie der Gouverneur der Region, Alexander Bogomaz, sagte. Am Morgen waren die Flammen demnach gelöscht. Folgen hat der Vorfall an der Druschba-Pipeline aber trotzdem.
So schrieb der ungarische Außenminister Peter Szijjarto auf Facebook, der Durchfluss von Erdöl nach Ungarn sei nach dem Angriff unterbrochen. Er sprach von einem weiteren Angriff auf die Energiesicherheit seines Landes und rechnet damit, dass die Versorgung für fünf Tage ausfallen werde. Ministerpräsident Viktor Orban rief US-Präsident Donald Trump um Hilfe gegen das Kiewer Vorgehen an.
Schon am Montag hatte ein Angriff auf eine andere Pumpstation der Leitung Druschba die Versorgung gestoppt; am Dienstag konnte sie wiederhergestellt werden. Auch die Slowakei, die ebenfalls Öl aus der Pipeline bezieht, beschwerte sich nach dem jüngsten Angriff.
Folgen für Deutschland?
Szijjarto und sein slowakischer Kollege Juraj Blanar beschwerten sich auch in einem gemeinsamen Brief an die EU-Außenkommissarin Kaja Kallas und Energiekommissar Dan Jorgensen. „Jegliche Gefährdung der Energiesicherheit unseres Landes ist inakzeptabel“, sagte Blanar. Er verwies auf eine Erklärung der EU-Kommission vom Januar, in der es um den Schutz der kritischen Infrastruktur geht. Angesichts der Milliardenhilfen für die Ukraine seien die Schritte Kiews „völlig inakzeptabel“. Der Pipelinebetreiber Transpetrol in der Slowakei bestätigte den Lieferstopp ab Donnerstagabend.
Der Brand an der Pumpstation in Westrussland könnte auch Folgen in Deutschland haben. Zwar teilte das Wirtschaftsministerium mit, dass der Vorfall keine Auswirkungen auf die Versorgungssicherheit hierzulande habe. Auch der Betrieb der PCK-Ölraffinerie im brandenburgischen Schwedt sei nicht beeinträchtigt, erklärte das Ministerium auf Anfrage der Nachrichtenagentur Reuters. Die Lieferung sei nur kurzzeitig unterbrochen.
Etwas vorsichtiger klingt die Einschätzung der Betreiberfirma Rosneft Deutschland in Schwedt: Mögliche Auswirkungen würden noch geprüft, sagte ein Unternehmenssprecher der Nachrichtenagentur dpa. PCK in Schwedt an der Oder bezieht kein russisches Öl mehr, erhält aber im Transit Öl aus Kasachstan. Es müsse geklärt werden, ob die nächste Lieferung bereits diese Pumpstation passiert habe, sagte Rosneft-Sprecher Burkhard Woelki.
Deutschland, Polen und Tschechien boykottieren russisches Erdöl
Für die Pumppläne sei die kasachische Seite in Abstimmung mit dem russischen Pipeline-Betreiber Transneft zuständig. Rosneft Deutschland importiert nach Woelkis Angaben monatlich 120.000 Tonnen Öl aus Kasachstan.
Die Tochter des größten Ölkonzerns in Russland steht wegen des Moskauer Angriffskrieges gegen die Ukraine seit 2022 unter Bundesverwaltung. Das Energieministerium in Kasachstan teilte mit, die Ölexporte würden durch den Angriff auf die Ölleitung nicht gestört, wie die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass meldete.
Die Druschba-Pipeline ist ein verzweigtes System von mehreren Tausend Kilometern Länge, durch das die frühere Sowjetunion die sozialistischen Länder in Ost- und Mitteleuropa mit Erdöl belieferte. Wegen des russischen Krieges gegen die Ukraine beziehen Deutschland, Polen und Tschechien kein russisches Öl mehr. Die Ukraine blockierte 2024 ihren Teil der Pipeline für Lieferungen Richtung Slowakei und Ungarn, sie beziehen über andere Teile der Pipeline aber weiter russisches Öl.