„Kein Alkohol ist auch keine Lösung“, haben die Toten Hosen einst in ihrem Song auf dem Album „Auswärtsspiel“ behauptet. Genau das Gegenteil sagen nun Berna Gider und Andre Schnaudt: Auf Hochprozentiges zu verzichten, und das ganz bewusst, kann sehr wohl die Lösung sein. Und Party machen kann man dann trotzdem. Aus dieser Überlegung heraus entstand die Idee zu einer neuen Event-Reihe: Planet Claire – mehrere DJs legen in einer angenehmen Atmosphäre auf, dazu gibt’s alkoholfreie Drinks mit kreativen, frisch gepressten Zutaten, gerne auch ein Bier, Wein, Gin oder Wodka, sogar Aperol Spritz, nur eben mit 0,0 Prozent.

Inspiriert wurde Andre Schnaudt, Inhaber der Galerie Part2Gallery in der Altstadt, von den eigenen Kindern: Die 21-jährige Tochter, trinkt nicht, studiert in Amsterdam, wo solche alkoholfreien Musik-Events bereits an der Tagesordnung sind. Der 18-jährige Sohn dagegen geht gerne mal in der Altstadt feiern, „da mache ich mir manchmal schon Sorgen“, sagt Schnaudt, der selbst in jungen Jahren in Amsterdam unterwegs war und mit der niederländischen Rock-Legende Herman Brood wilde Partys feierte. Brood sprang vom Dach des Hilton-Hotels in den Tod, Schnaudt entschied sich dagegen vor 25 Jahren für einen bewussten, achtsamen, abstinenten Lebensweg.

Berna Gider ist eigentlich Unternehmensberaterin, aber ebenso Hobby-DJane mit Leidenschaft für elektronische Musik. Alkohol braucht sie ebenso wenig in ihrem Leben. Sie ist vielmehr überzeugt davon, dass sich von dem Non-Alc-Clubbing eine noch gar nicht so wirklich erschlossene Zielgruppe, die ihren Fokus ganz klar auf Gesundheit und Nachhaltigkeit legt, angesprochen fühlt. „Das liegt einfach im Trend, da muss man nur nach Berlin oder Bali schauen, sogar in München gibt es jetzt das erste alkoholfreie Festival. Nur in Düsseldorf ist dieser Trend halt bislang noch nicht angekommen“, sagt sie.

Das Duo will erst einmal klein anfangen und hat als erste Location das Graf 39 ausgewählt, ein ehemaliges Porno-Kino, wo etwa 200 Menschen reinpassen. Premiere wird am 21. September gefeiert, einem Sonntag. „Was ja nicht weiter schlimm ist, wenn kein Alkohol im Spiel ist. Man könnte so was sogar als Event vor der Arbeit anbieten, sozusagen um wach zu werden“, so Gider. Sollte die erste Auflage von Planet Claire ein Erfolg werden, ist natürlich auch daran gedacht, bei einer Wiederholung alles etwas größer aufzuziehen, womöglich nach draußen zu gehen, erst mit Fingerfood, dann mit Foodtrucks. „Wir wollen den Ball aber erst mal flach halten und uns nicht unnötig verzetteln“, sagt Schnaudt.

Sein Sohn übrigens fand das Konzept zur Überraschung des Papas ebenfalls attraktiv – zumal er dabei erstmals öffentlich als DJ auflegen darf. Schnaudt erinnert daran, dass es vor 25 Jahren genau ein alkoholfreies Bier gab – Clausthaler. „Inzwischen hat sich die Produktion auf bis zu 700 Millionen Liter im Jahr mehr als verdoppelt.“ Auch beim Wein ist Alkohol längst kein Muss mehr, der Umsatz stieg 2024 im Vergleich zum Vorjahr um 68 Prozent. Und natürlich hoffen Schnaudt und Gider gerade Firmen, die in diesem Segment aktiv sind, als Sponsoren an sich zu binden. Aber auch Politik und Stadt wollen sie gerne von ihrer Idee überzeugen. „Es kann ja nicht so falsch sein, Jugendlichen einen Weg aufzuzeigen, nüchtern zu feiern“, sagt Schnaudt.

Musikalisch können sich Gäste am 21. September auf coole Beats, weniger auf harten Techno einstellen. Dass womöglich andere Drogen bei so einem Event konsumiert werden, kann zwar nie ganz ausgeschlossen werden, „aber ich denke nicht, dass sich solche Personen überhaupt von so einem Format, bei dem Sinnorientierung und Selbstverantwortung im Mittelpunkt stehen, angesprochen fühlen“, sagt Berna Gider. Dennoch betont Andre Schnaudt: „Wir wollen weder belehren noch bekehren, nicht gegen etwas sein, sondern einfach eine Alternative anbieten, für die man sich mit positiver Energie bewusst entscheidet.“