Als „RasenBallsport“ Leipzig 2022 mit dem DFB-Pokal den ersten großen Titel seiner Vereinshistorie gewann, da fiel dem Klub und seinem Spieler Kevin Kampl nichts Besseres ein, als eine Dose des namensgebenden Energydrinks seines Mutterkonzerns in die altehrwürdige Trophäe zu leeren. Und er feierte das angesichts entrüsteter Reaktionen auch noch als gelungene Provokation. Als im Januar 2025 der bis dato allseits beliebte Jürgen Klopp als neuer „Global Head of Soccer“ beim Dosenproduzenten aus Fuschl am See vorgestellt wurde, entblödete sich dieser nicht, in seinen ersten Worten direkt gemäß dem firmeneigenen Werbeslogan brav zu verkünden, er wolle „den Menschen bei RB Flügel verleihen.“
Das ist die Quintessenz dieses Projekts, das jeden Erfolg, jeden Titel, jeden Personalcoup nur als weitere Gelegenheit sieht, das eigene klebrige Gebräu in den Vordergrund zu rücken. Fußball als Werbevehikel, nicht mehr, nicht weniger.
Wer als Anhänger von Borussia Dortmund, Eintracht Frankfurt oder des VfB Stuttgart auf einen Leipziger Meistertitel hofft, nur um die Bayern scheitern zu sehen, verrät sich selbst – und versündigt sich am Fußball. Ein „Star Wars“-Fan jubelt ja auch nicht plötzlich dem finsteren Imperium zu, nur weil die Rebellion zu lange braucht, es zu besiegen.
Derart verzweifelt kann und darf der deutsche Fußballfan nicht sein, dass er machiavellisch ausgerechnet das Konzept unterstützt, das allem widerspricht, wofür dieser wunderbare Sport steht: für Leidenschaft, für über Jahre und durch große Siege sowie dramatische Niederlagen gewachsene Identifikation mit Vereinen, die mit ihrer Kultur, ihrer Historie, mit Haltung und Persönlichkeit über ihre Stadtgrenzen hinaus zu begeistern vermögen.
Nein, den FC Bayern muss man für seine ewige Vormachtstellung in Deutschland nicht mögen – aber doch anerkennen, dass er sich diese über Jahrzehnte hart erarbeitet hat. In Leipzig wurde noch nie irgendetwas hart erarbeitet. Im Rennen mit wirklichen Traditionsklubs, die ihre Anhänger mal jubeln, mal trauern und immer wieder auch verzweifeln lassen, hatte dieser Verein ab Start einen Vorsprung durch die Millionen eines österreichischen Brausemilliardärs.
Mag sein, dass diese Gelder seit Jahren schon geschickt und mit Expertise investiert werden – aber eben diese kühl kalkulierte Planung zerstört jeden Charme, den ein solches Projekt vielleicht haben könnte.
Mehr noch: Leipzig fehlt das Herz – und damit das Format zum Deutschen Meister. Nicht nur wegen Kevin Kampl und Jürgen Klopp.