Zehn Tage vor dem Ende der Transferperiode am 1. September hat Hertha BSC einen weiteren Spieler verpflichtet. Allerdings nicht den gesuchten Kandidaten für die Außenbahn oder einen weiteren Stürmer, wie ihn sich Trainer Stefan Leitl wünscht. Der Berliner Fußball-Zweitligist hat einen zusätzlichen Torhüter unter Vertrag genommen.
Es ist der fünfte im Kader der Berliner.
Konstantin Heide, deutscher U-19-Nationalspieler, wechselt für eine kolportierte Ablöse von 50.000 Euro vom Bayern-Regionalligisten Spielvereinigung Unterhaching zu Hertha BSC. Er hat bei den Berlinern einen Dreijahresvertrag unterschrieben. „Konstantin verfügt über großes Potenzial“, wird Herthas Sportdirektor Benjamin Weber in einer Mitteilung des Klubs zitiert.
Konstantin verfügt über großes Potenzial.
Herthas Sportdirektor Benjamin Weber über den neuen Torhüter
Der 19-Jährige, der bei Hertha die Rückennummer 13 tragen wird, sei „ein sehr junger, hochtalentierter Keeper“, sagt Trainer Stefan Leitl. Für Unterhaching hat Heide schon mit 17 sein Profidebüt in der Dritten Liga gefeiert. Insgesamt kam er dort 26-Mal für den Klub zum Einsatz. Unumstrittener Stammkeeper war er zuletzt aber nicht mehr, und in der laufenden Saison, nach dem Abstieg der Unterhachinger in die Regionalliga, ist er von Trainer Sven Bender gar nicht mehr berücksichtigt worden.
Für den Deutschen Fußball-Bund hat Heide bisher 17 U-Länderspiele bestritten und dabei große Erfolge gefeiert. Mit der U-17-Nationalmannschaft wurde er 2023 erst Europa- und schließlich auch Weltmeister. Bei der WM in Indonesien wurde Deutschlands Torhüter sowohl im Halbfinale gegen Argentinien als auch im Endspiel gegen Frankreich zum besten Spieler des Spiels gewählt, nachdem er im Elfmeterschießen je zwei gegnerische Versuche vereitelt hatte.
Hertha und die Verletzungssorgen
Auf insgesamt acht Spieler muss Hertha BSC am Sonntag im Auswärtsspiel bei Darmstadt 98 (13.30 Uhr/Sky) verzichten – darunter auch zwei Torhüter. Während Marius Gersbeck schon wieder auf dem Trainingsplatz arbeitet, dauert es bei Tim Goller laut Trainer Stefan Leitl „noch einige Monate“. Das Gleiche gilt für Pascal Klemens. Der Defensivspieler ist in der Vorbereitung am Sprunggelenk operiert worden.
John Anthony Brooks (Muskelverletzung), der schon die komplette Vorsaison ausgefallen ist, hat in der Reha einen Rückschlag erlitten. Der Innenverteidiger musste wieder aus der Laufbelastung genommen werden. Eine Rückkehr ins Training ist derzeit nicht absehbar.
Luca Schuler (Hüftprobleme) kann zumindest teilweise wieder mit der Mannschaft trainieren. Er ist laut Leitl aber bei weitem noch nicht in der Lage, eine 90-minütige Einheit zu absolvieren. Bei Diego Demme (Schwindel) und Paul Seguin (Probleme mit der Plantarfaszie) wünscht sich Herthas Trainer, dass sie in der Länderspielpause im September wieder ins Training einsteigen. Bei Michal Karbownik (Sprunggelenk) wird es nach seiner Aussage noch ein bisschen länger dauern.
Im Frühjahr war Heide Stammtorhüter der deutschen U 19, die bei der EM im Halbfinale nach einem wilden Spiel mit 5:6 gegen Spanien ausgeschieden ist. In dieser Partie hielt er erst einen Elfmeter, ließ sich anschließend aber durch eine direkt verwandelte Ecke und einen Schuss durch die Beine übertölpeln.
Angesichts der geringen Ablöse stellt Heides Verpflichtung für Hertha ein überschaubares Risiko dar – auch wenn auf der Position auf den ersten Blick eigentlich kein zwingender Handlungsbedarf bestanden hat. „Wenn du die Möglichkeit hast, einen Juniorennationalkeeper zu verpflichten, dann musst du das auch tun“, sagt Trainer Stefan Leitl.
Heide nimmt im Torhüterteam der Berlin die Planstelle ein, die durch den Wechsel von Robert Kwasigroch nach Katar freigeworden ist. Allerdings war Kwasigroch schon in der vergangenen Saison an Fortuna Düsseldorf ausgeliehen.
Heide ist zunächst für Herthas U-23-Mannschaft vorgesehen, die wie Unterhaching in der viertklassigen Regionalliga spielt. Er wird dort die Lücke füllen, die durch die Verletzung von Tim Goller entstanden ist. Der U-20-Nationalspieler hat sich in der Vorbereitung an der Schulter verletzt und fällt laut Trainer Leitl nach seiner Operation noch mehrere Monate aus.
Mit Heide bekommt die U 23 nun einen qualitativ hochwertigen Ersatz – und der junge Torhüter die Möglichkeit, sich mit guten Leistungen in der Zweitvertretung für einen Platz im Profikader zu empfehlen. Wie es weitergeht, wenn Goller wieder zur Verfügung steht, das müsse Torwarttrainer Andreas Menger entscheiden, erklärte Leitl.
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Außer Heide und Goller gehören auch Stammkeeper Tjark Ernst, Dennis Smarsch und Marius Gersbeck dem Torhüterteam der Berliner an. Gersbeck, in der vergangenen Saison zeitweise die Nummer eins und sonst nominell zweiter Torhüter hinter Ernst, hatte im Frühjahr wegen einer Schulterverletzung ebenfalls mehrere Wochen pausieren müssen. Inzwischen trainiert der 30-Jährige wieder torwartspezifisch. Sehr gut sehe es bei ihm aus, sagt Stefan Leitl.
Das ist für Marius Gersbeck auch deshalb erfreulich, weil er jetzt einen weiteren Konkurrenten hat, der ihm seinen Platz streitig machen will.