Berlin – Immer mehr deutsche Spitzenpolitiker fordern eine Social-Media-Altersgrenze von 16 Jahren. Auch Handyverbote sind an vielen Schulen bereits Realität. Von Abhängigkeit bis Zwang – die Angst vor den Gefahren im Netz ist groß.

Jetzt sagen Schüler zu BILD, was sie von Verboten halten.

„Es ist eine Scheindebatte“Quentin Gärtner (18)

Quentin Gärtner hofft auf mehr Medienbildung

Foto: Bea Giese

▶︎ Quentin Gärtner (18), Generalsekretär der Bundesschülerkonferenz, spricht in BILD von einer Scheindebatte: „Sie lenkt vom eigentlichen Thema ab: Medienkompetenz. Ein Verbot verschiebt das Problem nur um zwei Jahre. Politiker, die ihre Hausaufgaben nicht gemacht haben, werten sich auf Kosten der Schüler auf.“ Die Umsetzung würde Jahre dauern. Stattdessen setzt Gärtner auf Medienbildung: „Die Landesregierungen müssen ihre Lehrer fortbilden und Unterrichtspläne anpassen. Leider fällt das eigentliche Problem unter den Tisch. Die Debatte redet an den Schülern vorbei.“

„Ein Verbot passt nicht zur Lebensrealität“Marie Linea Sievers möchte eine verantwortungsvolle und selbstbestimmte Nutzung digitaler Medien

Marie Linea Sievers möchte eine verantwortungsvolle und selbstbestimmte Nutzung digitaler Medien

Foto: Marie Linea Sievers

▶︎ Marie Linea Sievers (17), stellvertretende Vorsitzende des Landesschülerrates Niedersachsen, meint zu BILD: „Ein pauschales Verbot ist Symbolpolitik; wir setzen auf Aufklärung, Prävention und Beteiligung der Jugendlichen.“ Während das Handy im Grundschulrucksack kritisch sei, bräuchten weiterführende Schulen klare Regeln und einen verantwortungsvollen Umgang.

„Die Schulen sollen selbst entscheiden“Orcun Ilter (17)

Orcun Ilter fordert Medienkompetenz statt pauschaler Verbote

Foto: Orcun Ilter

▶︎ Orcun Ilter (17), der Vorsitzende des Landesschülerausschusses Berlin, zu BILD: „Eine pauschale Altersbegrenzung ist nicht im Sinne einer aufgeklärten Schülerschaft.“ „Sie löst Probleme wie Mobbing oder die Verbreitung von Falschinformationen nicht nachhaltig.“ Stattdessen müsse „die Schule über die negativen und positiven Auswirkungen von Social Media aufklären“.

Zum bundesweiten Handyverbot: „Über den Umgang mit Handys muss jede Schule in der Schulkonferenz selbst entscheiden – gemeinsam mit der Schülerschaft.“ Handys seien nicht nur Störfaktor, sondern könnten „den Unterricht bereichern – etwa durch schnellen Zugang zu Informationen oder den Einsatz von Lern-Apps“.

Von der Politik fordern die Schüler „Projekttage“, „Workshops“ und eine „Stärkung der Schüler im Umgang mit sozialen Medien, statt ihnen pauschal etwas zu verbieten“.

„Ich würde das Verbot mit einer fünf benoten!“Ayush Yadav glaubt nicht an die langlebigkeit von Verboten

Ayush Yadav glaubt nicht an die Langlebigkeit von Verboten

Foto: Ayush Yadav

▶︎ Ayush Yadav (16), stellvertretender Landesschülersprecher der Gymnasien in Bayern, fordert mehr Entscheidungsmacht bei der Schulgemeinschaft. „Ein Verbot löst das Problem nicht. Lehrer müssen gemeinsam mit Schülern und Eltern im Schulforum diskutieren. Die Schülermeinung wird allgemein nicht berücksichtigt“, sagt Yadav zu BILD. Von der Politik brauche es Fortbildungen für Lehrer und Medienkompetenz auf dem Lehrplan: „Ein Verbot ist kurzfristiger Quatsch.“

„Wir lehnen Verbote allein ab“Eschel-Johan Ewert möchte medienschlaue Lehrer

Eschel-Johan Ewert möchte medienschlaue Lehrer

Foto: Johan Ewert Eschel

▶︎ Eschel-Johan Ewert (17), Landesschülerrat Schleswig-Holstein, übt ebenfalls Kritik und betont, dass „Verbote allein nichts bringen“ – vielmehr müsse Medienbildung fest in der Schule verankert werden. Bund und Länder müssten „Raum und Mittel“ schaffen, um Lehrkräfte gezielt fortzubilden und Workshops zu finanzieren. Nur so könne man, so Ewert, den Wissensvorsprung der Lehrer sichern, Schüler ernst nehmen und Probleme nachhaltig lösen.