Viele deutsche Fans scheuen den Einstieg in den aktuellen Amirap-Untergrund. Tausend Mikrogenres überlappen einander! Wir helfen bei der Orientierung.
Soundcloud (ynk) – Irgendwann in den letzten Jahren ist mit Hip Hop etwas Wundersames passiert: In einem Moment hatten wir noch die Soundcloud-Ära, Trap regierte alles, ein paar große Namen brachten regelmäßig Alben heraus. Es gab immer einen Generationenkonflikt, aber Hip Hop war eigentlich lange Zeit über ein verhältnismäßig monokulturelles Genre. Doch irgendwann nach 2019, wahrscheinlich während der Pandemie, zersplitterte es plötzlich in tausend Mikrogenres. Wer soll da noch durchblicken? Na, ihr:
Ein hilfreicher Guide für modernen Amirap
Seit 2017 führe ich Gespräche darüber, was wohl nach Trap kommen wird. Bislang löste ja immer ein Sound den vorherigen und eine Region ganz natürlich die letzte ab. Das nächste große Ding: Wird es Drill sein? Wird es Grime sein? Etwas ganz Neues? Dieser messianische neue Sound ist jedoch nie gekommen, stattdessen hat sich Trap zunehmend uninspiriert in Richtung der Pandemie geschleppt. Nichts gegen Polo G und Lil Tjay, aber irgendwann wurden die Mainstream-Trap-Artists doch unspannender, und je mehr Leute nach einer Ablösung gesucht haben, desto mehr haben sich auf geradezu alles eingelassen.
Dieser Artikel war eigentlich als eine Liste der Top-Rage-Alben angedacht, ist während seiner Entstehung aber zu etwas ganz anderem mutiert. Ich will heute alle Sounds kartographieren, die in den letzten Jahren groß geworden sind und für progressive Hip Hop-Heads einen Stellenwert haben. Nicht ganz alle, denn wenn wir diese Strömungen aufteilen, gibt es grundsätzlich zwei Felder: Für die regionalen Szenen (zum Beispiel Detroiter Punch-In-Rap, L.A. Nervous Rap, Milawukee Clap, etc.) haben wir heute keine Zeit. Wir widmen uns den digitalen Szenen, also all dem, das weiter auf Soundcloud praktikiziert wurde.
„Willst du mich eigentlich verarschen?“
Wenn ihr noch keinen oder nur vagen Bezug zu Genres wie Rage, PluggnB oder Lowend habt, will ich euch die Hand reichen. Ich werde eine gewisse kritische Distanz wahren, ich weiß, dass viele Leute diesem Material gegenüber eine grundsätzliche „Willst du mich eigentlich verarschen?“-Haltung haben. Ich kreide niemandem an, zu denken, dass vieles hier erst einmal recht ähnlich klingt. Ich werde euch nicht mit „Oh mein Gott, hast du gerade etwa den Jerk von Yhapojj mit dem Digicore von Xaviersobased verwechselt??“ hitten, sondern bestenfalls herausarbeiten, wo diese Sounds herkommen und was sie besonders macht.
In obiger Liste findet ihr nach kurzen Einleitungen jeweils ein kleines Starter Pack mit Songs und Alben, um euch einen Eindruck zu verschaffen. Euch interessiert ein spezielles Themenfeld? Dann springt direkt dorthin: