Einzelhandel im Kreis Esslingen: Shopping-Ziele: Esslingen verliert Kunden – wer steht an der Spitze? Laut IHK-Analyse lassen Kundinnen und Kunden in den Esslinger Geschäften vergleichsweise wenig Geld. (Archivfoto) Foto: Roberto Bulgrin

Trotz Druck durch den Onlinehandel locken attraktive Innenstädte Kunden in die Geschäfte. Laut IHK-Analyse fällt Esslingen allerdings zurück. Wer steht im Kreis an der Spitze?

Die Situation des Einzelhandels in Esslingen ist spätestens seit der Schließung der großen Waren- und Modehäuser Karstadt und Kögel immer wieder Thema in Stadt und Kreis. Nun zeigt die jährliche Analyse der Industrie- und Handelskammer (IHK), dass die Stadt im bundes- und regionalen Vergleich als Shopping-Ziel weiter zurückfällt. Dagegen macht Nürtingen wieder etwas Boden gut.

Dabei wäre der Analyse zufolge durchaus Geld da: Demnach beträgt die einzelhandelsrelevante Kaufkraft 8353 Euro pro Kopf und ist damit deutlich höher als der Bundesschnitt (7856 Euro). Doch in den stationären Einzelhandelsgeschäften bleibt ein Umsatz von 6499 Euro pro Kopf – dieser Wert liegt unter dem bundesweiten Durchschnitt von 6864 Euro.

Esslinger Händler freuen sich über Baustart am Karstadt-Areal

Eine hohe Kaufkraft allein reicht nicht aus – sie muss auch in den Innenstädten ankommen“, kommentiert Sascha Mädrich, Mitglied in der IHK-Bezirksversammlung Esslingen-Nürtingen und Inhaber des Feinkostgeschäftes Enkel Schulz, die Befunde.

Der Esslinger Einzelhändler hält „attraktive Stadträume, bezahlbare Gewerbemieten, ein echtes Parkraumkonzept und ein gemeinsames Engagement aller Akteure“ für notwendig. „Es ist gut, dass nun endlich Bewegung in zentrale Innenstadtprojekte kommt. Dann kann mittelfristig die Kaufkraftbindung hoffentlich wieder gesteigert werden“, sagt Mädrich, der damit unter anderem auf die Bautätigkeit auf dem früheren Karstadt-Areal anspielt.

In Nürtingen zeigen die Aufwertungen offenbar Wirkung Die Kirchheimer Innenstadt ist offenbar weiterhin das attraktivste Einkaufsziel im Kreis Esslingen. Foto: Ines Rudel

In den vergangenen Jahren hat sich das Verhältnis von Kaufkraft und Umsatz in Esslingen weiter zu ungunsten der lokalen Händlerinnen und Händler verändert. Die sogenannte Zentralitätskennziffer für Esslingen beträgt nun 89. Sie beschreibt den Netto-Kaufkraftzufluss von außen oder den -abfluss einer Kommune nach außen. Ein Wert unter 100 bedeutet einen Abfluss.

Weiterhin Shopping-Ziel Nummer eins ist Kirchheim, das laut IHK mit einer Zentralitätskennziffer von 116,7 weiter unter den Top Ten der Gesamtregion Stuttgart sei. Allerdings zeigt sich auch hier ein Rückgang. Dagegen scheint Nürtingen, das bis vor wenigen Jahren mit Blick auf die Zentralität noch hinter Esslingen lag, als Einkaufsziel wieder attraktiver zu werden (Zentralitätskennziffer 97,6). „Das Engagement der Stadt um die Aufwertung des Altstadtbereichs und des Neckarufers zeigen Wirkung. Nürtingen gelingt es mittlerweile, die lokale Kaufkraft weitgehend vor Ort zu halten“, bewertet die IHK-Bezirkskammer Esslingen-Nürtingen in ihrem Bericht die Entwicklung.

Die Wirtschaftsvertreter sehen die Städte in der Verantwortung. Es brauche attraktive Innenstädte, meint IHK-Bezirkspräsidentin Vanessa Bachofer. „Zentrale Faktoren dafür sind ein ausgewogener Mix aus Gastronomie, Einzelhandel, Kultur und Aufenthaltsflächen zum Wohlfühlen, sowie eine gute Erreichbarkeit für alle Zielgruppen, bezahlbare Gewerbemieten und hitzeangepasste Stadträume. Die Transformation der Innenstädte muss weiter vorangetrieben werden.“