Brandenburg wird älter. Unterstützung für Senioren, um in der zunehmend digitalen Welt zurechtzukommen, wird wichtiger. Ein Café in Zeuthen bietet genau das. Was dort passiert.
23. August 2025 um 05:00 UhrZeuthen
In einem Café in Zeuthen (Dahme-Spreewald) kommt es den Gästen nicht so sehr auf guten Kaffee und Kuchen an. Senioren kommen dorthin, wenn sie Hilfe brauchen. Wie funktioniert das? (Symbolbild)
Frank Groneberg Zusammenfassung Neu
- Zeuthen: Digital-Café unterstützt Senioren beim Umgang mit digitalen Medien und Technik.
- Brandenburg: 25 % der Bevölkerung über 65 – Bedarf an digitaler Hilfe nimmt zu.
- Projekt erhält 4.880 Euro Förderung aus Lottomitteln für Geräte wie Laptops und Beamer.
- Schüler und UX-Designerin helfen Senioren, digitale Hürden zu meistern.
- Kritik: Keine Barrierefreiheit und eingeschränkte ÖPNV-Anbindung zum Café.
Die Zusammenfassung wurde durch künstliche Intelligenz erstellt.
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„Man merkt als älterer Mensch, dass man ohne Digitalisierung in dieser Welt nicht mehr zurechtkommt“, sagt der 84-jährige Wolfgang Felbrich. Das erlebe er immer wieder an Bahnhöfen erleben, wenn er eine Fahrkarte kaufen wolle, in Geschäften, in denen zunehmend nicht mehr mit Bargeld bezahlt werden könne, oder bei der Steuererklärung.
Dreimal war Felbrich bereits in dem neu gegründeten Digital-Café, das im Haus der Begegnung in Zeuthen (Dahme-Spreewald) untergebracht ist. Dort sollen Seniorinnen und Senioren kostenlose Unterstützung beim Umgang mit digitalen Medien erfahren. Dass das wichtig ist, wissen auch Politiker. Schließlich ist das Phänomen im ganzen Land bekannt.
Nur ein Beispiel: Die örtliche Sparkasse schließt und viele Menschen fragen sich: „Wie kann ich mir einen Kontoauszug holen, wie kann ich auf mein Konto schauen, wie kann ich eine Überweisung machen“, sagt Philipp Martens (Die Linke), Bürgermeister von Zeuthen.
Jeder vierte Mensch ist in Brandenburg über 65 Jahre alt
Die Gemeinde, der er vorsteht, zählt 11.400 Einwohner. Laut Bürgermeister sind 3200 davon Senioren. Eine für Brandenburg typische Demografie. Laut Amt für Statistik Berlin-Brandenburg war bereits 2023 ein Viertel der Bevölkerung über 65 Jahre alt. Ein Anteil, der bis 2030 deutlich zunehmen wird. Gleichzeitig laufen immer mehr Dienstleistungen digital. Doch momentan kommen viele Menschen dabei nicht mehr mit. Angebote wie das Digital-Café würden einem wachsenden Bedürfnis entgegenkommen, ältere Menschen zu unterstützen.
Sozialministerin Britta Müller und der Projektverantwortliche Ulrich Hermenau (links) zeigen dem 93-jährigen Hubertus Scholz aus Zeuthen ein Programm am Schulungscomputer im Digital-Café in Zeuthen.
Johannes Leichsenring
Daher erhält das Café eine finanzielle Unterstützung vom Land. 4.880 Euro aus Lottomitteln. Das Geld kommt zu je einem Drittel vom Ministerium für Justiz und Digitalisierung, der Staatskanzlei und dem Ministerium für Gesundheit und Soziales. Sozialministerin Britta Müller (parteilos) nennt die seniorenpolitischen Leitlinien, welche vergangenes Jahr fortgeschrieben wurden als Grund für die Förderung. Diese umfassen den Punkt der „digitalen Fitness“, um die gesellschaftlich Teilhabe und Partizipation älterer Menschen aufrechtzuerhalten und zu fördern.
Von dem Geld sollen weitere technische Geräte gekauft werden, wie beispielsweise Laptops, Bildschirme, Drucker und ein Beamer, erklärt Ulrich Hermenau, der für das Projekt mitverantwortlich ist. In dem Café geht es vorrangig darum, den Senioren bei ihren Problemen mit Programmen oder Geräten weiterzuhelfen. Dabei ist Hermenau nicht allein. Auch Schüler der Gesamtschule „Paul Dessau“ Zeuthen werden künftig in das Projekt eingebunden, berichtet er. Im Rahmen von Sozialprojekten würden die Jugendlichen der elften und zwölften Klasse das Projekt mit ihrem Wissen und ihren Fähigkeiten unterstützen.
Seniorenbeirat Zeuthen sieht weiteren Förderbedarf
Weiteres Engagement kommt von Ekaterina Myshalova. Die 36-Jährige ist UX-Designerin, sie entwirft also die Benutzeroberflächen von Programmen. „Mein Job ist es, komplexe Programme so dazustellen, dass sie leicht verstanden werden“, sagt Myshalova. Da sie sich in Zeuthen sozial engagieren will, liegt es für sie nahe, ihr Wissen beim Digital-Café einzubringen.
Senioren in Brandenburg: Wolfgang Felbrich ist 84 Jahre alt und hat sich mehrfach im Digital-Café beraten lassen.
Johannes Leichsenring
Für Menschen wie Wolfgang Felbrich ist das wichtig. Mit seinen 84 Jahren gehört er zu den Senioren, die versuchen, mit der Digitalisierung Schritt zu halten. E-Mails schreiben und Online-Banking bereiten ihm keine Schwierigkeiten. Doch immer wieder stößt er an seine Grenzen. Zwar habe er Kinder, die ihm theoretisch helfen könnten, wenn er Probleme mit seinem Drucker hat, doch der eine Sohn arbeitet für die UNO im Ausland und der andere hat eine eigene Firma. Da ist die Zeit knapp bemessen. Deshalb ist er froh über das neue Digital-Café.
Auch die Sprecherin des Seniorenbeirats Zeuthen, Petra Koppe, betont die Bedeutung des Projektes, welches zu einem „langen, selbstbestimmten Leben“ von Senioren in der Gemeinde beiträgt. Weitere Investitionen seien jedoch erforderlich. So verfügt das Haus der Begegnung, in dem das Café untergebracht ist, über keine barrierefreien Zugänge. Zudem stehen manche Senioren vor der Frage, wie sie den Ort erreichen sollen.
Anbindung mit dem ÖPNV nicht für jeden gegeben
So auch der 93-jährige Hubertus Scholz. Er kann durchaus kurze Strecken zu Fuß gehen, doch von seinem Zuhause zum Digital-Café ist es zum Gehen für ihn zu weit. Einen Bus, den er nehmen könnte, gibt es nicht und sein Auto hat er bereits vor Jahren abgegeben. Glücklicherweise habe er Töchter und Enkel, mit denen er mit seinem Smartphone gut Kontakt halten und die ihn gelegentlich unterstützen könne.
Das Digital-Café wird vom Verein „Für ein lebenswertes Zeuthen e.V.“ (FelZ) getragen, der sich seit Jahren für die Belange älterer Menschen in der Gemeinde engagiert.