Essen. Der Niederländer Eric Wonink trainiert wieder Teams beim HC Essen. Sieben Jahre lebte und arbeitete er in Indien als Nationaltrainer, gründete dort eine Familie. Wie das kam.

Mit verschränkten Armen hinterm Rücken beobachtet Eric Wonink die Spielerinnen während der Abschlussübung. Immer wieder hallt seine Stimme über die Sportanlage an der Hubertusburg. „On the Move! On the Move!”, ruft der 56-jährige den Frauen zu. Bewegung ist für ihn das Wichtigste im Hockey, sagt der Hockeylehrer den ersten Damen vom HC Essen nach diesem Training.

Hockey ist insgesamt wichtig in Woninks Leben. Der Sport ist sein Leben. Statt seine Karriere als Biochemiker weiter zu verfolgen – sicherlich kein schlecht bezahlter Job – hörte der gebürtige Niederländer auf sein Herz und begann eben als Hockeytrainer zu arbeiten. 2017 erreichte ihn ein Anruf: Ob er Co-Trainer bei der indischen Hockeydamen-Nationalmannschaft sowie bei den indischen U21-Damen werden wolle. Wollte er.

Neuer Essener Hocketrainer machte einst mutigen Schritt nach Indien

„Es war schon eine riesige Entscheidung damals“, betont er mit niederländischem Akzent. Nach einer anfänglichen Phase, in der er quasi allein in Indien lebte, zog es ihn in ein Camp nach Bangalore. „Dort lebten ausländische Coaches aus jeglichen Sportarten. Das war schon anders.“

„Grundsätzlich war es eine großartige Zeit“, erzählt Wonink weiter. Gerade die Anfangszeit mit der U21 der indischen Frauen, mit denen er 2022 den vierten Platz bei der Weltmeisterschaft in Südafrika erreichte, sei sehr erfolgreich gewesen. Insgesamt 15 bis 20 Spielerinnen dieser U-Mannschaft stehen, laut Wonink, mittlerweile sogar im A-Kader. „Es ist für mich einfach eine Ehre, Menschen dabei zu helfen, sich im Leben zu entwickeln.

Training bei den Hockeydamen vom HC Essen: Drei Spielerinnen rennen mit Schläger über den Platz. Ihr Trainer steht auf dem Feld und beobachtet. Im Vordergrund liegen viele Hockeybälle.

Wonink bei den Hockeydamen vom HC Essen: „Für mich als Trainer ist es wichtig, jede Spielerin maximal zu fördern.“
© Jannik Paula | Jannik Paula

Als Wonink dann im Laufe seiner Zeit in Indien seine Trainerausbildung absolvierte, lernte er einen ganz besonderen Menschen kennen: Seine Frau Neha. „Ich bin tatsächlich auch in Indien verheiratet. Im Januar haben wir sogar ein gemeinsames Kind bekommen“, erzählt er voller Stolz von seiner Familie, die ebenfalls mit ihm nach Deutschland gekommen ist. 

HC Essen: Trainer will, dass die Spielerinnen das aus sich machen, „was sie selber möchten“

Beim HC Essen soll Wonink jetzt in seinem neuen Job teamübergreifend zur Trainer-, Spieler- und Organisationsentwicklung beitragen. Schließlich bringt er reichlich Erfahrung mit. Unter anderem trainierte er die Frauen von Rot-Weiss Köln und die des Mannheimer HC, gewann mit den Frauen des HC Den Bosch die niederländische Meisterschaft. Vor knapp 15 Jahren stand er sogar bereits an der Seitenlinie der Frauen des HCE. Es ist also eine Rückkehr für den 56-jährigen, der in der Zwischenzeit einiges erlebte.

Den Spielerinnen in Essen will er vor allem einen Punkt vermitteln: Dass sie das aus sich rausholen sollen, was sie selber möchten. Ihm sei egal, ob jemand nur zum Spaß, zur körperlichen Entwicklung oder um „die beste Spielerin Deutschlands“ zu werden dabei ist. „Für mich als Trainer ist es wichtig, auf jede Spielerin zu achten und sie maximal zu fördern. Ich muss nicht derjenige sein, der die Ansagen macht. Vielmehr sollen die Spielerinnen selbst überlegen, was sie machen, warum sie es machen und wo sie Potenzial nach oben sehen.“

Seine eigenen ersten Schritte im Hockey machte Wonink im Alter von zehn. Sein Nachbar spielte für die KHC Strawberries, einen kleinen Klub im niederländischen Velsen. Das probierte er sich in der damaligen zweiten Mannschaft aus. Als die erste Mannschaft einen Spieler zu wenig hatte, rückte Wonink in den Kader. „Ich denke, das war nur Glück, denn ich hatte gerade erst angefangen. Aber es hat mir so viel Spaß gemacht, dass Hockey seitdem meine große Liebe ist.“

Hockeytrainer Eric Wonink: Vom kleinen Klub zu Europas Elite aufgestiegen

„Vielleicht war es Zufall. Vielleicht hätte ich damals aufgehört, wenn ich nicht ausgewählt worden wäre“, so Wonink weiter. „Manchmal braucht man so etwas aber auch im Leben. Ich habe im späteren Verlauf für die größten Klubs in Europa gearbeitet, komme aber quasi vom kleinsten Klub in Europa.“

Eine Tätigkeit, die er neben seinem Job im Hockey besonders gerne ausführt, ist übrigens Einkaufen. „Wenn zwei Sachen auf meiner Liste stehen, komme ich mit 300 zurück“, scherzt er. Ansonsten bevorzugt er Gedankenspiele wie Schach. Am liebsten ist er dann aber doch auf dem Hockeyfeld. Er verliebte sich halt in jungen Jahren in den Sport, reiste für ihn quer durch die Welt und wird für ihn nun auch in Essen weiter voll konzentriert arbeiten.