Halle. Vergangene Woche hatte mein Kollege Tobias Barrelmeyer über den Streit im Haupt- und Finanzausschuss um das noch zu entwickelnde Haller Stadtpark-Gelände geschrieben. Im Kern ging es um die Frage, ob man das Gelände noch so lange in seinem Dornröschenschlaf belässt, bis es akkurat hergestellt ist – also Start frühestens in zwei Jahren. Oder es jetzt schon öffnet.
Ganz spontan kam mir beim Lesen das in den Sinn: Du hältst Deinem Hund eine Wurst unter die Nase – aber er soll maximal dran riechen, nur fressen darf er in keinem Fall. Vielleicht hinkt der Vergleich ein wenig. Aber eben auch nur ein wenig.
Denn jetzt haben die Haller vor allem dank der Stadtpark-Initiative nach zwölf Jahren zähem Kampf, leidenschaftlichem Engagement und ausgeklügelten Verhandlungen endlich eine Grün-Oase. Ein Gemeinschaftserfolg engagierter Bürger und Vertretern aus Verwaltung und Politik, der lange auch auf der Kippe stand. Müssten die Menschen hier nun noch mal ein paar Jahre warten, bevor sie das Areal so richtig nutzen dürften, wäre das wie mit dem Hund und der Wurst: Büsche, Bäume und Rasen anschauen wäre erlaubt, aber bitte nicht hinsetzen, essen, spielen, verweilen.
Haller Stadtpark wird von mehreren Stellen aus geöffnet
Bislang ist der neue Haller Stadtpark nur über den Parkplatz vor der Sporthalle der Kreisberufsschule aus zugänglich. Jetzt soll der Zaun um das Gelände auch an anderer Stelle geöffnet werden.
(© Tobias Barrelmeyer)
Und genau hier liegt der Hase im Pfeffer: Die Verwaltung möchte den künftigen Stadtpark mithilfe von ISEK-Fördermitteln entwickeln. Allerdings können die erst 2027 eingeworben werden. Das wären also noch mal zwei weitere Jahre – eine ganz schön lange Zeit. Mehr noch: Geht es nach Kalkulationen der Grünen, würde die Fläche damit sogar erst 2030 als echter Stadtpark zur Verfügung stehen, rechneten sie in ihrem Antrag vor. Fünf weitere Jahre also? Echt jetzt?
Bis zuletzt setzte die Verwaltung auf genau diese Variante: Ball flach halten und weiter abwarten. Dahinter standen und stehen auch weiterhin die Bedenken, das Gelände könnte in dieser Zwischenphase von einzelnen Bürgern missbraucht werden. Für Grill-Events etwa. Oder Drogenkonsum, wie Bürgermeister Thomas Tappe in der Sondersitzung des Haupt- und Finanzausschusses andeutete. Zumal die etwa 17.000 Quadratmeter große Fläche zwischen Berufskolleg und Bahnschienen nicht unmittelbar im Blickfeld liegt. Stimmt! Aber wer all das wollte, könnte das jetzt schon tun. Und wer weiß: Vielleicht wird übles Treiben im Gegenteil sogar eher eingedämmt, wenn hier erst mal verstärkt öffentlicher Betrieb herrscht.
Mehr zum Thema: Rückblick zur Entstehungsgeschichte des Haller Stadtparks
Abgesehen davon wäre es viel zu schade, diese kleine, grüne Lunge in der Stadt für viele weitere Jahre einfach liegenzulassen. Deshalb ist es gut, dass sich hier letztlich eine Mehrheit aus SPD, Grünen und UWG gefunden hat, um den ja durchaus bereits geöffneten Stadtpark schon jetzt mit Leben zu füllen. Und auch dafür zu werben.
Ja, der Bauhof muss sich somit eher als geplant um die Pflege kümmern. Und die Stadt weist zu Recht auf ihre Verkehrssicherungspflicht hin, der sie nachzukommen hat. Aber die Vorstellung, wie viele Möglichkeiten das Provisorium bieten kann, wiegt all das mehr als auf.
Haller Grün-Oase nicht nur aus der Ferne betrachten, sondern wach küssen
Ich wünsche allen Verantwortlichen, dass sich der nun gewährte Vertrauensvorschuss bezahlt macht. Und dass die Haller Bürgerinnen und Bürger die nun beschlossene Öffnung des Parks als Chance wahrnehmen und gemeinsam Ideen entwickeln, wie man hier zusammen Zeit verbringen, ausruhen, Luft holen oder spielen kann. Friedlich, fröhlich, kreativ. Und dabei zu schätzen wissen, dass sie diese besondere Fläche nicht nur aus der Ferne anschauen, sondern anhalten und sie aus dem Dornröschenschlaf wach küssen dürfen.
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