Vor knapp sechs Monaten verbot das Rathaus die Straßenprostitution in Karlsruhe. Die Frauen wichen nach Bruchsal aus. Auch dort ist jetzt Schluss.
Wie geht es weiter mit dem Straßenstrich in Karlsruhe?
Foto: Javier Lira/dpa
Ein schönes Thema ist es zwar nicht, umso wichtiger aber könnte es sein, darüber zu sprechen: Prostitution in Karlsruhe. Eine besonders prekäre Spielart der Sexarbeit – um diesen umstrittenen Begriff zu strapazieren – ist der Straßenstrich.
Karlsruhe hatte Straßenstrich vor sechs Monaten ausgehebelt
Das Rathaus hatte ihn vor annähernd sechs Monaten ausgehebelt. Vorangegangen waren internationale Ermittlungen wegen Menschenhandels und Zwangsprostitution. Ein Großteil der Frauen, die bis dahin in typischer Berufskleidung entlang von Otto-, Fiducia- und Fautenbruchstraße regelmäßig ab 22 Uhr nach Kundschaft Ausschau hielten, verlagerte seine Aktivitäten kurzerhand nach Bruchsal. Das dortige Gewerbegebiet Wendelrot war fortan neuer Spielort des Gewerbes.
Bis das Landratsamt jüngst dem dortigen Treiben einen Riegel vorgeschoben hat.
Die Liste der Vorkommnisse, die die Behörde die Rote Karte hat ziehen lassen, ist beachtlich. Offenbar gab es Revierstreitigkeiten um die Kontrolle des Strichs, Macheten und Schlagstöcke sollen zum Einsatz gekommen sein, und mit der Diskretion bei Verrichtung ihrer Dienstleistungen haben es die Frauen wohl auch nicht so genau genommen.
Und: Mutmaßliche Zuhälter hätten Frauen als „Mitarbeiterinnen“ bezeichnet. Was den Verdacht nährt, dass die Prostituierten nicht selbstständig tätig sind. Unterstellt hatte das vermutlich ohnehin niemand.
Fragen rund um prekäres Gewerbe
Das Bruchsaler Straßenstrich-Verbot legt mehrere Fragen nahe. Die nächstliegende: Wohin wird der öffentliche Sexbetrieb nunmehr ausweichen? Wieder zurück nach Karlsruhe?
Immerhin läuft hier im nächsten Monat der auf ein halbes Jahr terminierte Verbotszeitraum aus, den die Stadt im März ausgerufen hatte. Voraussichtlich Anfang September werde man über den möglichen Fortgang entscheiden, teilte das Presse- und Informationsamt auf Nachfrage mit.
Und noch eine Frage drängt sich auf: Lief der Straßenstrich-Betrieb in Karlsruhe jahrelang eigentlich problem-ärmer als in Bruchsal? Oder schaute das Landratsamt in Bruchsal nur genauer hin, als es die Ordnungsbehörde in Karlsruhe tat?