Selbst, wenn sie zwischenzeitlich einmal nicht vorne liegt: Sobald im Ocean Race Europe Punkte vergeben werden, kassiert bislang stets “Biotherm” das maximale Paket. Daran hat sich im Finale von Etappe zwei nichts geändert. In Cartagena feiert Paul Meilhats Crew den Sieg vor der Comeback-Crew auf “Holcim-PRB” und “Paprec Arkéa”. Team Malizia rang am Samstagmorgen noch mit Allagrande Mapei Racing um Platz vier.
Sie haben es schon wieder getan! In der zweiten Halbzeit der zweiten Etappe im Ocean Race Europe nicht immer führend, haben “Biotherm”-Skipper Paul Meilhat, Amélie Grassi, Sam Goodchild und Jack Bouttell die Konkurrenz auf Kurs Cartagena am Ende doch niedergerungen und gewonnen. Zum dritten Mal in Folge hat das siegreiche Quartett die maximale Punktausbeute von sieben Zählern eingeheimst.
Es war wirklich hart, eine lange Etappe. Wir sind sehr müde.” Paul Meilhat
Der größte Teil der Etappe, so Meilhat, habe in starken Downwind-Bedingungen stattgefunden. “Das ist für uns nicht gerade ideal. Deshalb haben wir versucht, den Rückstand auf die führende ‘Paprec Arkéa’ während dieser Zeit so gering wie möglich zu halten.”
Weiter klärte Meilhat: “Nach Gibraltar waren wir auch vor dem Wind sehr, sehr schnell, erreichten auf glattem Wasser eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 30 Knoten – einfach unglaublich! Dann fiel der Wind binnen einer Minute auf fast null Knoten. Diese Übergänge sind sehr schwer zu bewältigen. Aber unser Boot ist bei leichten und mittleren Winden ziemlich schnell, sodass es für uns unter diesen Bedingungen im Mittelmeer wahrscheinlich einfacher ist.”
Ocean Race Europe: “Biotherm”-Bilanz vollkommen
Nach Siegen auf Etappe eins und der gewonnen ersten Halbzeit der doppelt gewerteten zweiten Etappe sowie ersten Plätzen bei den frühen beiden Wertungstoren beider Abschnitte, bleibt die Bilanz der Crew auf der französischen Leichtwind-Rakete “Biotherm” im Rund-Europa-Marathon vollkommen. Mit den maximal möglichen 25 Punkten führt “Biotherm” das Ocean Race Europe dominant an. Mit Blick auf die zu holenden Gesamtpunkte ist die Halbzeit im Ocean Race Europe aber noch nicht ganz erreicht.
Maximal 34 Zähler sind auf den verbliebenen drei Etappen mit jeweils maximal zwei Bonuspunkten an frühen Wertungstoren und im abschließenden Küstenrennen im Zielhafen Boka Bay im Wert einer Offshore-Etappe noch zu holen. Damit hat “Biotherm” trotz bislang so makelloser Vorstellung den Sieg im Ocean Race Europe noch nicht sicher. Die Leistungsschau des Vendée-Globe-Fünften Paul Meilhat, seiner formidablen Mannschaft und der fürs Europa-Rennen ohnehin schon gut passenden und noch einmal optimierten Imoca ist aber beeindruckend.
Das Verdier-Design “Biotherm” funktioniert in den überwiegend leichteren Winden und bei wenig Welle herausragend. Dabei sind insbesondere Paul Meilhat und Amélie Grassi im Zusammenspiel mit ihrem Boot extrem erfahren, haben schon gemeinsam das Ocean Race um die Welt bestritten. Zusätzliche Stärke bringen Ocean-Race-Sieger Jack Bouttell und Sam Goodchild in die Mannschaft. Goodchild hatte auf dem “Biotherm”-Schwesterschiff “Vulnerable” bei seiner Vendée-Globe-Premiere nur deshalb eine Top-Fünf-Platzierung verpasst, weil er kurz vor dem Ziel der Solo-Weltumseglung einen Großsegelschaden parieren musste.
Vier Asse stechen mit “Biotherm”
Die vier “Biotherm”-Asse wissen bis zur Perfektion, wie sie ihr Boot einzustellen haben und stechen im Rund-Europa-Rennen wieder und wieder. Nun auch im Ziel von Etappe zwei. Bemerkenswert ist auch der zweite Platz der Crash- und Comeback-Crew um Skipperin Rosalin Kuiper auf “Holcim-PRB” – ebenfalls ein Verdier-Design von 2022. In dieser Crew ist es vor allem Navigator Nico Lunven, der massiv viel Erfahrung mit dem Boot aus der Vendée Globe (6.) mitbringt.
Die anderen drei – Rosalin Kuiper, Franck Cammas und Alan Roberts – sind mit unterschiedlichen Hintergründen ebenfalls Top-Segler, die nach der Kiel-Kollision mit Allagrande Mapei Racing und der verpassten ersten Etappe mit enormer Motivation im Einsatz sind. Abzuwarten bleibt auch, wie die Jury im Crash-Fall entscheidet und ob womöglich eine Wiedergutmachung gewährt wird. “Holcim-PRB” kam knapp eineinhalb Stunden nach “Biotherm” ins Ziel.
“Holcim-PRB”-Skipperin Rosalin Kuiper fasste die Gemütslage in ihrem Team am Dock in Cartagena zusammen: “Es ist wundervoll! So schön, hier zu sein. Und das als Zweite! Cheers an unser gesamtes Team! Wir sind insbesondere mit Blick auf das, was auf Etappe eins passiert ist, sehr glücklich, wieder im Rennen zu sein. Wir haben so hart gearbeitet. Vor einer Woche konnte man sich kaum vorstellen, wieder an der Startlinie zu sein. Jetzt haben wir als Team zurückgeschlagen. Ich bin superglücklich und stolz aufs gesamte Team!”
Es macht Spaß. Wir arbeiten hart. Wir spielen hart.” Rosalin Kuiper
Platz drei sicherte sich in der zweiten Etappenhalbzeit nach Cartagena Yoann Richommes “Paprec Arkéa”. Das Koch-Conq-Design hatte bis in die Straße von Gibraltar auf diesem Kursabschnitt geführt, dafür aber im weiteren Rennverlauf “gebüßt”. Während “Paprec Arkéa” in der windarmen Phase im Alborán-Meer unterhalb der spanischen Küste als erste einparkte, nutzten die Verfolger “Biotherm” und “Holcim-PRB” die Chance, sie – dichter unter Land, “Biotherm” am nördlichsten – zu überholen. Die “Biotherm”-Crew konnte ihren Vorsprung auf die entthronte Gibraltar-Spitzenreiterin bis auf Höhe von Almeria auf rund 20 Seemeilen auszubauen.
Team Malizia kämpft auf Kurs Cartagena
Nach insgesamt 5 Tagen, 10 Stunden, 53 Minuten und 49 Sekunden hatte “Biotherm” die Ziellinie vor Cartagena mit satten 16 Etappenpunkten im Gepäck erreicht: zweimal sieben Punkte gab es für dei beiden gewonnenen Etappenhalbzeiten. Dazu zwei Punkte beim frühen Wertungstor. Es wird viel brauchen, um diese Crew in diesem 2. Ocean Race Europe zu schlagen. Hier geht es zu den Zwischenständen in der Gesamtwertung für das Ocean Race Europe, die laufend aktualisiert wird.
“Paprec Arkéa” kam am Samstag fast vier Stunden nach “Biotherm” um 8.37 Uhr deutscher Zeit ins Ziel. Allagrande Mapei Racing und Team Malizia hatten am Samstagmorgen bei elf, zwölf Knoten Bootsgeschwindigkeit noch gut 30 und 40 Seemeilen in den Etappenhafen Cartagena vor sich.
Bei zehn Seemeilen Rückstand wird es für Will Harris, Justine Mettraux, Francesca Clapcich und Loïs Berrhar mehr als schwer werden, die Konkurrenz unter italienischer Flagge in den etwas stabiler gewordenen Winden um neun Knoten im Kampf um Platz vier noch einzufangen. Damit dürfte Team Malizia Platz drei im Gesamtklassement vorerst halten – mindestens bis zur Jury-Anhörung im Fall der Teams Holcim-PRB und Allagrande Mapei Racing, die am Sonntagnachmittag in Cartagena stattfinden soll.
Wie Paul Meilhats “Biotherm”-Crew das Ocean Race Europe dominiert: