Schrottfahrräder in Baden-Württemberg: Städte wie Stuttgart, Karlsruhe und Ulm sammeln jedes Jahr Hunderte Räder ein. Doch nicht jedes verlassene Fahrrad wird sofort entsorgt.
23. August 2025 um 07:52 UhrStuttgart
Auch in baden-württembergischen Kommunen werden Jahr für Jahr Hunderte von Schrottfahrrädern eingesammelt und entsorgt. (Archivbild)
Marcus Brandt/dpa Zusammenfassung Neu
- Städte in Baden-Württemberg entsorgen jährlich Hunderte Schrottfahrräder.
- Karlsruhe sammelte 2022 rund 2000 herrenlose Räder, Stuttgart 2023 bisher 350, Ulm 2022 etwa 150.
- Ob ein Fahrrad als Schrott gilt, wird individuell geprüft – keine gesetzliche Definition.
- Längerer Standort oder ein platter Reifen allein reichen nicht, erhebliche Mängel sind nötig.
- Große Städte wie Stuttgart, Karlsruhe und Ulm kämpfen mit den hohen Entsorgungsmengen.
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In baden-württembergischen Großstädten müssen Jahr für Jahr Hunderte Schrottfahrräder entsorgt werden, die vergessen, gestohlen oder einfach nicht mehr gebraucht wurden. Allein in Karlsruhe sammelte das Amt für Abfallwirtschaft im vergangenen Jahr nach Angaben der Stadt rund 2000 herrenlose Fahrräder ein. In Stuttgart waren es in diesem Jahr bereits 350, in Ulm im vergangenen Jahr 150, wie Anfragen bei den Rathäusern ergeben haben.
Großstädte wie München, Hamburg oder Köln entfernen jährlich weit mehr als 4000 aufgegebene Fahrräder aus dem Stadtbild, in Münster soll es nach Schätzungen des Ordnungsamtes sogar mehrere Zehntausend geben.
Wann gilt ein Rad als Schrottrad?
Klar, ein platter Reifen macht noch keinen Schrott. Was als Schrottrad gilt, ist nicht gesetzlich definiert und hängt von den Kriterien der Kommunen ab. Meist dann, wenn es offensichtlich nicht mehr fahrbereit ist: etwa bei fehlendem Rahmen, stark verrosteten Teilen oder wenn es seit Monaten unbewegt vor sich hin rostet. „Ein Rad ist ein Rad und fährt“, sagt ein Sprecher der Stadt Stuttgart. „Oder es ist Schrott. Dann fährt es nicht mehr.“
Kontrolleure entscheiden vor Ort, ob ein Rad noch nutzbar oder nur Schrott ist. Möglich, dass das in der Studentenstadt Freiburg etwas weniger streng gesehen wird als etwa in Stuttgart. „Wir berücksichtigen die Tatsache, dass in Freiburg gerne ältere und weniger wertvolle Fahrräder benutzt werden“, heißt es bei der Stadt im Breisgau.
Grundsätzlich gilt: Fahrräder dürfen im öffentlichen Raum abgestellt werden, auch länger – sie dürfen aber niemanden gefährden oder den Verkehr behindern, vor allem keine Einsatzfahrzeuge.
Warum betrifft das auch andere Fahrradfahrer?
Nach einer Umfrage des Fahrrad-Monitors Deutschland will fast jeder Zweite sein Fahrrad häufiger nutzen. Dazu braucht es jedoch ausreichend Abstellmöglichkeiten. Schrottfahrräder blockieren diese zum Teil erheblich. In München sollen sie rund 15 Prozent der Kapazitäten belegen.
Wie gehen die Kontrolleure in den Städten vor?
Städtische Kontrolleure oder beauftragte Firmen prüfen regelmäßig Abstellanlagen und bewerten Fahrräder. Sind sie intakt oder aufgegeben, Schrott, eine Gefahr oder eine Behinderung? Auf einer Banderole wird Eigentümern eine Frist von zwei bis sechs Wochen gesetzt, in Freiburg ist es ein Monat. Bevor es entfernt wird, wird das Rad dokumentiert, die Rahmennummer wird mit der Polizei abgeglichen; bei Verdacht auf Diebstahl übernimmt diese, sonst kommt es ins Zwischenlager.
Nicht abgeschlossene Räder werden möglichst in der Nähe abgestellt, angekettete Räder bis zu sechs Monate lang verwahrt. Kommunen veröffentlichen zunehmend Informationen darüber online, damit Eigentümer ihr Rad digital finden und sich melden können. Wird ein Rad abgeholt, muss der Besitz nachgewiesen werden, etwa über eine Rahmennummer oder ein Schloss.
Einige Kommunen wie Heidelberg und Karlsruhe organisieren auch mehrmals im Jahr Aufräumaktionen. In Heidelberg etwa wird viermal pro Jahr auf dem stark betroffenen Bahnhofsvorplatz und dem Universitätsplatz nach Fahrrädern gesucht, die nicht mehr zu gebrauchen sind. Karlsruhes Amt für Abfallwirtschaft (AfA) ist zweimal im Jahr rund um den Karlsruher Hauptbahnhof im Einsatz, um herrenlose und kaputte Fahrräder einzusammeln.
Können die Räder noch genutzt werden?
Viele überlässt man gemeinnützigen Vereinen, die sie reparieren oder als Ersatzteilquelle nutzen. Mit dem anschließenden Erlös finanzieren sie einen Teil ihrer Arbeit. Andere werden versteigert, wie etwa in Heidelberg. Die Heidelberger Dienste gGmbH (HDD) organisieren ihre Auktionen mehrmals im Jahr. Parallel dazu gibt es in der Neckarstadt den „Fahrradschlachthof“, bei dem Schrottfahrräder preiswert als Ersatzteilspender ausgeschlachtet werden können.
In Karlsruhe ist dies wegen unklarer Eigentumsverhältnisse nicht möglich. Dort heißt es bei Stadt: „Eine Abgabe oder Versteigerung der Fahrräder ist nicht möglich, da die Besitzverhältnisse ungeklärt sind und sich die Räder aufgrund ihres Zustandes nicht für eine Versteigerung eignen.“
Wann landen herrenlose Räder auf dem Schrottplatz?
Entsorgte und eingesammelte Fahrradleichen werden aber auch sehr oft einfach verschrottet, wenn sie absolut nicht mehr zu gebrauchen sind. Weil sie zum großen Teil aus hochwertigen Rohstoffen bestehen, können sie im Recycling gut wiederverwertet werden.