Zeitz/MZ. – Wie setzt man einen Rollstuhl in Gang? Wie lenkt man um eine Kurve? Wie kommt man eine Bordsteinkante hoch und wie hilft man, wenn ein Rollstuhlfahrer umgekippt ist? Mit solchen Fragen beschäftigten sich Auszubildende der Berufsbildenden Schulen Burgenalndkreis. Am Donnerstag war dazu das Team des Projektes Rollstuhlsport macht Schule in der Zeitzer Berufsschule zu Gast. Da gab es nicht nur Theorie. Künftige Sozialassistenten, Kinderpfleger und Erzieher nahmen selbst im Rolli Platz und probierten das Fahren aus. „Ich hätte nicht gedacht, dass es so schwer zu lenken geht“, sagt Nick Kronawitt aus Zeitz.
Vom Kinderpfleger zum Erzieher: Träume für die Zukunft
Er macht eine Ausbildung zum Kinderpfleger und möchte Erzieher werden. Vier Jungs und 20 Mädchen lernen in seiner Klasse. „Mit so vielen Mädchen in einer Klasse ist okay“, sagt er und könnte sich vorstellen, später mal als Betreuer in einem Internat oder in einer Wohngruppe für Kinder und Jugendliche zu arbeiten. Nick nimmt im Rolli Platz und erklärt sich für ein Experiment bereit. So wird er von Volker Möws, Lehrer, Sporttherapeut und Koordinator des Projektes Rollstuhlsport, und seinem Mitstreiter Robert Strohschein vorsichtig umgekippt. Anschließend demonstrieren die Männer den neugierigen Schülern, wie man den vermeintlichen Rollstuhlfahrer am besten wieder auf die Räder stellt. „Bitte habt keine Berührungsangst. Die Rollis sagen euch schon, was ihr tun könnt und was nicht. Ihr werdet zum bevorstehenden Sportfest einen schönen Tag haben“, ermuntert Robert Strohschein die Berufsschüler. In der Regel mache es Spaß, mit den Rollis zu arbeiten.
Die Macher des Projektes Rollstuhlsport macht Schule luden am Donnerstag Berufsschüler ein, einmal selbst im Rollstuhl zu sitzen. Lotta Stoll (weißes Shirt) und Leonie Wenzel lernen Sozialassistentin und lernen beim Projekttag den Umgang mit einem Rollstuhl. Mit diesem neuen Wissen fahren sie diesen Samstag zu dem integrativen Sportfest in Weißefels und helfen als Betreuer.
Foto: Yvette Meinhardt
„Das Projekt finde ich klasse. Ich hätte nicht gedacht, dass man beim Rollstuhlfahren so viel bedenken muss, wie etwa Steinen auf dem Fußweg ausweichen oder wie man eine Bordsteinkante hochkommt. So ein Tag hilft, uns in die Lage eines Rollstuhlfahrers zu versetzen und mehr Verständnis für sie zu haben“, sagt Nele-Marie Reinhardt. Auch sie lernt Kinderpflegerin in der Klasse KPF24.
1.000 Aktive beim Sportfest in Weißenfels
Dann bilden die Berufsschüler Paare, jeweils einer sitzt im Rollstuhl, der andere schiebt ihn. Dieser Projekttag bereitet sie auf eine besondere Bewährungsprobe vor. Schon an diesem Samstag werden sie in Weißenfels ihren ersten Einsatz als Betreuer von behinderten Sportlern haben. Denn am Samstag richtet der Behinderten- und Rehabilitations-Sportverband Sachsen-Anhalt (BSSA) in Weißenfels die 34. Landessportspiele aus. Mehr als 1.000 Aktive werden dazu erwartet. Acht Starter gibt es aus Zeitz. Nach Angaben des BSSA sei das integrative Sportereignis deutschlandweit in seiner Art und Größenordnung einzigartig. In diesem Jahr haben sich mehr als 1.000 Aktive aus ganz Sachsen-Anhalt zu den Spielen angemeldet. Sie werden von vielen Helfern, eben auch von Berufsschülern, zahlreichen Förderern, Gästen aus Politik, Wirtschaft und Sport erwartet.
Die Berufsschüler aus Zeitz und Weißenfels gehören zu den Helfern und sind beim Sportfest dabei. Treffpunkt ist 8 Uhr in Weißenfels. „Ich freue mich sehr auf diese Herausforderung und das große Fest. Ich glaube, es wird eine schöne Veranstaltung“, sagt Nele-Marie Reinhardt. Sie könnte sich vorstellen, eine Ausbildung als Heilerziehungspflegerin zu absolvieren. Lotta Stoll und Leonie Wenzel, angehende Sozialassistentinnen, gehören zur Helferschar. „Sich in einen Rolli-Fahrer hineinzuversetzen, hilft mir bestimmt bei meinem bevorstehenden Praktikum in der Altenpflege“, sagt Lotta Stoll.