Frankfurt/Main – Er scherte in die Kolonne von Bundeskanzler Olaf Scholz Richtung Flughafen Frankfurt ein, umarmte den Kanzler – und lächelt vor Gericht!

Ex-Taxifahrer Paschalis D. (50) muss sich knapp zwei Jahre nach der Tat vor dem Amtsgericht Frankfurt verantworten. Der Vorwurf der Anklage: Gefährdung des Straßenverkehrs und Hausfriedensbruch.

Der unfassbare Sicherheits-GAU

Rückblick: Am 24. Mai 2023 waren Europas Spitzenpolitiker bei der 25-Jahr-Feier der Europäischen Zentralbank (EZB). Nach 22 Uhr setzte sich der Kanzler-Tross mit drei schwarzen Panzerlimousinen, einem schwarzen Mercedes Vito und begleitet von zwei Motorrad-Polizisten in Bewegung. Mit Blaulicht und Warnblinker über rote Ampeln und die A661, A3 und A5. Ziel: der Flughafen Frankfurt.

Der Kanzler-Kuschler im Prozess: „Ich habe ihm Hallo gesagt und guten Urlaub gewünscht, wie alle anderen. Es war ein Glücksgefühl.“

Taxifahrer Paschalis D. (50) steht wegen Gefährdung des Straßenverkehrs

Taxifahrer Paschalis D. stand wegen Gefährdung des Straßenverkehrs und Hausfriedensbruch vor Gericht

Foto: Reinhard Roskaritz

Kanzler-Kuschler war auf Koks

Vor dem Kuschel-Alarm hatte Paschalis D. Party gemacht, Kokain geschnupft, war somit fahruntüchtig. Trotzdem stieg er in seinen schwarzen Audi A5 und hängte sich auf der A661 an die zufällig vorbeikommende Kanzler-Kolonne. Acht Kilometer vor dem Flughafen soll er dann mit rund 180 km/h von rechts scharf eingeschert sein.

Staatsanwalt Christian Lang: „Er schaltete den Warnblinker ein und passierte um 22.38 Uhr bewusst in einer Kolonne das Einfahrtstor A32.“ Dieses führt zum Sonderbereich für Privatflieger!

Noch-Bundeskanzler Olaf Scholz (66, SPD) mit einem Sicherheitsmann am Flughafen

Noch-Bundeskanzler Olaf Scholz (66, SPD) mit einem Sicherheitsmann am Flughafen

Foto: Soeren Stache/dpa

Paschalis D. gelangte bis zum Regierungsflieger, kam dem Kanzler bedrohlich nah und umarmte ihn. Dann ließ er sich widerstandslos abführen.

Personenschutz war nicht über Funk erreichbar

Vieles bleibt unklar. Laut Aussage eines Motorrad-Polizisten war offenbar der BKA-Personenschutz des Kanzlers nicht über Funk erreichbar. Fraglich war im Prozess plötzlich auch, ob D. letztlich mit einer anderen Politiker-Kolonne, die zeitgleich unterwegs war, durchs Tor kam.

Richterin Marina Bock leitet den Prozess

Richterin Marina Bock leitete den Prozess

Foto: Reinhard Roskaritz

Der 50-Jährige beteuert, er habe sein Leben wieder im Griff. Er sagt: „Es war eine süße, bittere Erfahrung und ich entschuldige mich für alles.“

Kanzler-Kuschler kommt mit Geldstrafe davon

Das Amtsgericht verurteilte den Griechen am Dienstag zu 150 Tagessätzen Geldstrafe zu je 30 Euro. In das 4500-Euro-Urteil floss auch ein, dass er vier Monate nach dem Scholz-Vorfall wieder unter Drogen Auto fuhr.

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Deshalb ist Paschalis D. auch den Führerschein für zweieinhalb Jahre los. Angeblich hat er kein Auto mehr. Das Urteil ist rechtskräftig.