Die gemeinsame Erklärung der Europäischen Union und der Vereinigten Staaten zur bilateralen Zolleinigung hat in Europa noch einmal Stimmen der Enttäuschung und der Wut über eine aus europäischer Sicht nachteilige Einigung erklingen lassen. Donald Trumps Zollpolitik ist aber auch für die Vereinigten Staaten nicht positiv, selbst wenn er mit ausländischen Zusagen für Käufe von Energie und Waffen sowie Investitionen in den Vereinigten Staaten prahlen kann.

Beschränkungen des internationalen Handels sind, wie ein rund zweihundert Jahre altes Theorem des britischen Ökonomen David Ricardo lehrt, wirtschaftlich nachteilig – und zwar, von wenigen Ausnahmen abgesehen, für alle betroffenen Volkswirtschaften. Trump will die aus Zöllen stammenden Preiserhöhungen vom amerikanischen Konsumenten fernhalten, aber in diesem Fall zahlen Unternehmen für die Zölle in Form niedrigerer Gewinnmargen. Eine Stagflation, also eine Kombination aus steigendem Preisniveau bei einer schwach laufenden Wirtschaft, ist ein mögliches Szenario.

Der These vom wirtschaftlichen Schaden von Handelsbeschränkungen auf den Außenhandel wird gelegentlich mit Hinweis auf die erste Globalisierung vor dem Ersten Weltkrieg begegnet, als Zollerhöhungen in vielen Ländern, darunter im Deutschen Reich, das Wachstum der Weltwirtschaft nicht erkennbar bremsten. Allerdings wurden die Zollerhöhungen begleitet von einem dynamischen technischen Fortschritt, der die Kosten des Gütertransports mit Schiffen und der Bahn erheblich senkte.

Eine Übertragung der damaligen Erfahrung auf die heutigen Verhältnisse müsste den im Güterhandel tätigen Unternehmen besonders große Anreize geben, die Fortschritte in der digitalen Revolution für ihre Produktions- und Vertriebsprozesse zu nutzen. Ebenso sollte der von Trumps Furor weitaus weniger betroffene Handel mit Dienstleistungen relativ zum Handel mit Gütern profitieren. Trump mag der Globalisierung Schaden zufügen, aber er wird sie nicht beenden. Für die Wirtschaft in Europa kommt es darauf an, diese Veränderungen so gut wie möglich zu nutzen.