Dresden. Dem Charme des Ortes kann man sich getrost immer wieder hingeben. Der verschachtelte Bau, ganz nah an der Fußgängerzone, ein paar Steinwürfe nur vom Goldenen Reiter entfernt und trotzdem etwas versteckt, woran sich auch nichts mehr ändern dürfte. Willkommen im Societaetstheater.
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Unterm Dach des Hauses ist der Ort des Gesprächs mit der neuen Doppelspitze des Theaters: Stephan Hoffmann, Geschäftsführer und Künstlerischer Leiter, sowie Romy Weyrauch, Künstlerische Programmleiterin. Vorgänger Heikki Ikkola hatte nach fünf Jahren als Theaterchef wieder ein stärkeres Interesse an eigenen künstlerischen Projekten.
Das ist so eingeschlagen, dass es für die ganze Stadt eine Art Verpflichtung ist, es weiterzuführen.
Stephan Hoffmann über das Zirkustheater-Festival
Hoffmann hat in den vergangenen 15 Jahren beim Amt für Kultur und Denkmalschutz gearbeitet. Zuletzt war er für die Förderung von darstellender Kunst und Literatur zuständig. Zuvor hatte er sich um Dresdens Kulturhauptstadt-Bewerbung gekümmert. Bevor Hoffmann auf die städtische Seite wechselte, war er Theaterpädagoge am Dresdner Theater Junge Generation. Weyrauch wiederum stammt aus der freien Szene. Sie kam einst mit dem Künstlerkollektiv theatrale subversion nach Dresden. Beide kennen also die freischaffende Theaterszene bestens.
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Naheliegenderweise sind solche Anfangsmomente natürlich mit Vorfreude, Hoffnung, Erwartung aufgeladen. Das ist hier nicht anders. Doch wie nun ein Theater führen, das man guten Gewissens als klein, aber etabliert bezeichnen darf? Erstmal damit, Bekanntes und vom Publikum auch gern Angenommenes weiter im Spielplan zu lassen. Deshalb bricht Hoffmann auch gleich eine Lanze für das Zirkustheater-Festival, das Ikkola hier etabliert hat. „Das ist so eingeschlagen, dass es für die ganze Stadt eine Art Verpflichtung ist, es weiterzuführen“, sagt er. Auch weil der niedrigschwellige Zugang zu einer der darstellenden Künste über den „Umweg“ Zirkus sozusagen fest vormontiert ist.
The Sound of Bronkow kommt wieder
Stabilität verspricht auch schon der September, in dessen Mitte das Societaetstheater zum Musikfestival The Sound of Bronkow einlädt. Zwei Wochen später steht die Theaterpremiere von Eugene Ionescos „La Lecçon“ (Die Unterrichtsstunde), einem Einakter mit Kaya Loewe und Tom Quaas.
Dafür kommen aber eben auch andere, neue Komponenten hinzu. Ein „etwas anderes Sprechtheater, zwischen Bühne und Lesung“ beispielsweise, wie es Weyrauch beschreibt. Einen Vorgeschmack darauf liefert sicher Malte Schlösser, der sein Programm „In:Kon:Sis:Ten:Zen. Erfolg als Unterwerfung“ am Sonntag zum Eröffnungsfest und gleich nochmal im Anschluss am Montag auf die Bühne des Gutmann-Saales bringt. Der Rest des Augusts und die erste Woche des Septembers stehen dann ganz im Zeichen von „Imagine!“, der zweiten Ausgabe des internationalen Erzählkunst-Festivals. Humor soll auf jeden Fall eine große Rolle spielen bei dem, was das Haus künstlerisch bietet. Diese Klammer, die auch den Begriff Unterhaltung einschließt, betonen Hoffmann und Weyrauch unisono.
Jüdische Woche kehrt zurück
Eine Wiederkehr wird es ebenfalls geben: Die Jüdische Woche kehrt zurück. Das sei Teil des von ihm vorgelegten Konzepts gewesen, sagt Hoffmann. Vom 23. bis 26. Oktober ist sie geplant. Hoffmann verspricht „zeitgenössische jüdische Stimmen“.
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Ansonsten bleibt der Kern des Theaters natürlich die Arbeit mit den ständig wechselnden Gästen. „Die Freien sind unser Ensemble“, sagt Hoffmann schlicht. Deren Finanzierung über diverse Fördertöpfe dürfte unter den aktuellen Finanzlagen nicht leichter werden. Aber so ist die Lage. Jammern gilt nicht.
Socie feiert bald Geburtstag
Das Socie, wie es kurz, aber liebevoll genannt wird, feiert übrigens in den nächsten Jahren 250. Geburtstag. 1776 entstand der Freundeskreis „Societaetstheater“, der sich der Errichtung einer Privatbühne verschrieb. Drei Jahre später richtete die erste Dresdner Theater-Societaet dann das Hinterhaus als Bühne her. Man darf also gespannt sein, wie sich diese kleine Historie in den Spielplänen spiegelt. Bis es so weit ist, wartet Dresdens älteste Bürgerbühne aber erst einmal auf das Publikum der ersten Saison unter Hoffmann und Weyrauch.
Spielzeiteröffnung Societatstheater: 23.8., 19 Uhr: „Inside Juggling“, Zirkustheater; 24.8. ab 11 Uhr: Eröffnungsfest mit Tanz auf den Dächern, Brunch und viel Programm bis zum Abend; 25.8., 20 Uhr: „In:Kon:Sis:Ten:Zen. Erfolg als Unterwerfung“ mit Malte Schlösser
DNN