Zierliche Silberketten mit Steinen von tief fliederfarbenem Amethyst über strahlend hellblaues Aquamarin bis hin zu tiefblauem Lapislazuli. Geschwungene Broschen und Armbänder mit Beeren-Dekor. Weiter hinten im Laden eine chinesisch anmutende Vase mit goldfarbigem Dekor. Hinter all diesen Dingen taucht Renata Debinska auf. Sie ist seit vielen Jahren Inhaberin des Antiquitätengeschäfts „Antikolorum“. Doch während der Handel mit alten Schätzen früher gewinnbringend war, haben sich die Bedingungen zu
„Seit Corona ist es besonders schwierig geworden“, sagt Renata Debinska. Während der zwei Jahre Pandemie habe sie kaum etwas verkaufen können. Das sei für kein Geschäft einfach zu verkraften. Dabei habe sie noch Glück mit der Lage am Vorderen Lech und einem netten Vermieter. Wegen der exponierten Adresse in der Altstadt kommen auch Touristen, meistens kaufen die Kunden von Renata Debinska Silberschmuck wie Ketten oder Ringe mit Halb- oder echten Diamanten. Für eine ältere Dame hat Debinska gerade eine Jungenfigur mit Ziehharmonika zur Abholung zurückgelegt, die Frau sammle solche Dinge. Debinska kennt ihre Kunden. Möbel hingegen seien seit Jahren ein Ladenhüter, ebenso alte Öl-Bilder. „Bilderrahmen verkaufen wir dreimal im Jahr, Vasen vielleicht zweimal.“
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In Angy’s Haferl finden Kunden auch kleine Figürchen in Trachten-Optik.
Foto: Marcus Merk
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In Angy’s Haferl finden Kunden auch kleine Figürchen in Trachten-Optik.
Foto: Marcus Merk
Weshalb das Interesse an Antiquitäten nachlasse, kann Renata Debinska nicht mit Sicherheit sagen. Oft seien junge Leute sogar begeistert von dem Geschäft und kämen herein, um sich mit ihr zu unterhalten. Nur kaufen würden die wenigsten etwas – auch, weil sie es anderswo günstiger bekommen. „Mittlerweile gibt es wunderschöne Sachen im Sozialkaufhaus zu erwerben“, sagt sie. Mithalten könne sie mit solchen Schnäppchenpreisen nicht: „Wir müssen ja auch Miete zahlen.“
Das Renata Debinska ihr Antiquitätengeschäft dennoch weiter betreibt, liegt an ihrer treuen Stammkundschaft. Mit dem Onlinehandel hat sie schlechte Erfahrungen gemacht. Aufgeben ist für sie dennoch keine Option. Gerade hat sie einen neuen Idee im Sinn: „Ich möchte mit meiner Tochter einen Onlinekatalog mit ein paar Artikeln erstellen, damit die Kunden einen Eindruck davon bekommen, was wir gerade im Laden verkaufen.“
Urgestein im Antiquitätengeschäft: Angela Jeschek mit Angy‘s Haferl
Auch Angela Jeschek gehört zu den Urgesteinen im Antiquitätenhandel. Seit 1992 betreibt sie ihren Laden „Angys Haferl“ in der Jakoberstraße. Im Eingangsbereich stehen Regale voller Bücher, auch im Laden stapeln sich diese turmhoch in einer Schrankwand bis unter die Decke. Seit über fünfzig Jahren ist Jeschek im Geschäft, mehrfach musste sie sich in dieser Zeit verändern.
„Ich habe früher eine viel größere Bücherstube gehabt“, erzählt sie. Doch das rentiere sich kaum noch. Nur Krimis, Thriller und manch längst vergriffene Comicauflage verkaufe sich gut. Die Zeit der Stahlstiche sei komplett vorbei. „Früher haben die Leute mir die für 80 bis 120 Mark abgekauft.“ Ebenso seien altes Geschirr, Teppiche und Möbel Ladenhüter, weil junge Menschen auf andere Dinge Wert legen. Die Sammler von einst seien mittlerweile in ihren 80ern, sagt Jeschek. Vielen Leuten fehle es auch an Geld und Platz.
Auch die Konkurrenz habe sich verändert: Aus Bücherschränken könne jeder umsonst etwas entnehmen, auch Hofflohmärkte und „Zu verschenken“-Kisten hätten sich zu Konkurrenz entwickelt. Zudem verschrecke die Optik der Jakoberstraße Kunden: Oft lägen Essens- und Getränkeverpackungen herum, was nicht einladend sei.
Christoph Gabler von „Marc Aurel“ erinnert sich, dass es früher eine Reihe von Antiquitätenläden in Augsburg gab. Auch er bemerkt, dass die Nachfrage zurückgehe. Über die Gründe kann er nur mutmaßen – seiner Auffassung nach liegt es nicht daran, dass keine Menschen mehr in die Altstadt kommen würden. Denn die sehe er tagein, tagaus vorbeiflanieren. Seiner Ansicht nach haben immer weniger Menschen Freude daran, Antiquitäten zu kaufen und zu pflegen: „Damit geht unser Kulturgut verloren.“ Denn, was heute in Museen zu sehen sei, hätten früher auch Menschen aufbewahrt und damit vor dem Verfall gerettet.
Der Augsburger Vintage Design Store hat zu, es lebe der Hofflohmarkt
Werner Hirschmeier hatte jahrzehntelang einen Laden für ausgefallene Vintage-Designs aus den 50ern bis 70ern, er verkaufte kinetische Leuchtmittel und manches Bauhaus-Stück. Vor zwei Jahren war Schluss. „Viele Menschen konnten nicht sehen, ob es ein Designstück war oder nicht“, sagt Hirschmeier . Durch Verkaufsplattformen wie Ebay und die Möglichkeit, mit Google Lens ein Foto zu machen und so den Wert eines Stücks schätzen zu lassen, brauche man sich nicht mehr lange Fachwissen durch Lektüre anzueignen. Dadurch gelangten weniger interessante Objekte auf den Markt, erklärt Hirschmeier, der gerne auf Flohmärkten stöberte.
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Kristina Orth
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