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Eine Frau entschwebt vor einer unendlichen Treppe ihrem RollstuhlFrei sein: Eine Fotografie über Fesseln, die man hinter sich lässt. © MELISSA BUNGARTZ

Fotografin Melissa Bungartz, ursprünglich Freisingerin, hat mit ihrem Münchner Studio erneut eine Auszeichnung erhalten. Das sind ihre drei Lieblingsarbeiten.

Freising – Melissa Bungartz, Absolventin des Camerloher-Gymnasiums Freising und Fotostudio-Inhaberin in München, wurde mit dem Qualitätszertifikat des Bundes professioneller Portraitfotografen (bpp) ausgezeichnet – ein Zertifikat das alle drei Jahre an ausgewählte Studios vergeben wird. Ihr Fotostudio erhielt die Höchstbewertung von fünf Sternen.

„Ich war schon immer künstlerisch interessiert“, erinnert sich Bungartz. Während ihrer Schulzeit am Camerloher-Gymnasium wurde ihre Kreativität im Kunst-Leistungskurs gefördert. Nach dem Abitur 2009 absolvierte sie eine Ausbildung zur Fotografin. Den Schritt in die Selbstständigkeit wagte sie in München 2014. „Hier habe ich die kreative Freiheit, die ich brauche – und gleichzeitig die Möglichkeit, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen“, erzählt die junge Mutter.

Schwarz Weiß Fotografie aus dem Fotostudio einer lachenden FrauIm Jetzt: „Das ganze Bild besteht quasi nur aus Lachen“, sagt die Fotografin zu diesem Bild. © MELISSA BUNGARTZ

Das aktuelle bpp-Zertifikat ist nicht ihre erste Auszeichnung, sie gewann bereits vier Goldawards bei Fotowettbewerben und war einmal beim international ausgeschriebenen Luminar Award selbst in der Jury gesessen. Dem Tagblatt verrät die Fotografin, was ihre liebsten drei Arbeiten sind, und wie diese entstanden sind:

Foto 1: „Frei sein“

Eine Wendeltreppe und eine Frau, die ihrem Rollstuhl zu entschweben scheint – „,Frei sein‘ steht für Mut, Selbstbestimmung und den Moment, in dem man seine Fesseln hinter sich lässt. Es ist ein sehr persönliches, kraftvolles Werk, das mir besonders am Herzen liegt“, erzählt Bungartz zu dieser Fotografie. Sie verrät im FT-Gespräch, dass das Model einer ihrer besten Freundinnen ist, die öfter für sie vor der Kamera steht. Das Thema und Motiv war fest in Bungarzt‘ Kopf. In der unendlichen Treppe im Münchner Westend fand sie das ideale „Symbol für alle Hindernisse“. Den Rollstuhl lieh sie kurzerhand bei einem Sanitätsdienst in Freising. „Es war im Februar 2019, es war sehr kalt und es hat vorher leicht geschneit“, erinnert sich die heute 35-Jährige an den Tag. Sie gibt zu: „Das Foto war eine Herausforderung, ich musste erstmal alles ausleuchten und der Sprung des Models war ebenfalls eine Challenge. Es hat einige Versuche gebraucht.“ Doch die Mühe hat sich gelohnt. Das Foto wurde bei einem Wettbewerb mit Gold ausgezeichnet.

Foto 2: „Haut an Haut“

„,Haut an Haut‘ ist für mich ein Sinnbild für Verbundenheit, Vertrauen und innere Ruhe. Es zeigt, wie Nähe und Harmonie auch jenseits konventioneller Vorstellungen von Schönheit entstehen können.“ Im Bild umarmt eine Frau eine Nacktkatze. „Viele Menschen finden diese Katzen ja erstmal eklig beziehungsweise haben eine Abwehrhaltung. Ich fand es interessant, etwas, das als nicht ästhetisch angesehen wird, mit Emotionalität zu etwas Positivem zu verwandeln“, erzählt Bungartz. Dafür hat sie auf sozialen Netzwerken nach einem Nacktkatzen-Besitzer gesucht – und gefunden. Im Studio in München wurde dann fleißig fotografiert. „Bei Tieren braucht man viel Geduld“, verrät die Fotografin. „Irgendwann ist die Katze aufgetaut und hat entspannt mit ihrer Besitzerin gekuschelt, und das sehr lange und innig.“ Dabei ist dann auch das Foto entstanden.

Foto 3: „Im Jetzt“

Die Fotografie „Im Jetzt“ zeigt das Portrait einer Frau mit einem breiten Lachen. „Dieses Bild feiert die pure Lebensfreude – den Moment, ganz im Hier und Jetzt zu sein und sich von Leichtigkeit tragen zu lassen. Für mich steht es für die Schönheit des Augenblicks“, erklärt die Fotografin. Ihr Model lernte Bungartz bei einer Hochzeit kennen, bei der sie fotografiert hatte. „Schon dort hatte sie eine irre Ausstrahlung. Wenn ich solche Menschen zufällig im Leben treffe, merke ich sie mir oder spreche sie direkt an“, erzählt Bungartz, die sich freut, dass die Frau einem Shooting im Studio zustimmte. „Wir hatten eine gute Zeit, es sind viele schöne Fotos entstanden.“

Eine Frau mit Tattoo umarmt ihre NackkatzeHaut an Haut: Die Fotografin verwandelte aus etwas vermeintlich Unästhetischem etwas Emotionales. © MELISSA BUNGARTZ

Dass alle drei Lieblings-Arbeiten Schwarz-Weiß-Fotografien sind, erklärt Melissa Bungartz so: „Ich mag Schwarz-Weiß sehr gerne und benutze das überwiegend bei meinen freien Arbeiten. Es reduziert das Foto auf das Wesentliche, auf die Emotionen, man wird nicht abgelenkt von Farben.“