Der Sammler Martin Gaysert muss in seinem Album weit zurückblättern, um eine Briefmarke der Deutschen Post mit Esslinger Motiv zu entdecken. Foto: Roberto Bulgrin
Jährlich legt die Deutsche Post 50 neue Sondermarken auf. Ein Esslinger Motiv gab es schon länger nicht mehr. Der Sammler Martin Gaysert würde das gern ändern.
Esslingen ist eine Stadt mit einer langen Geschichte und vielen Sehenswürdigkeiten. Die Deutsche Post, die jährlich etwa 50 neue Sondermarken-Motive auflegt und dabei gerne mal historische Gebäude in den Blick nimmt, könnte da aus dem Vollen schöpfen. Doch wenn der Esslinger Briefmarken-Sammler Martin Gaysert in seinen Alben blättert, findet er nur ein einziges Esslinger Motiv: Eine Briefmarke von 1978, die das Alte Rathaus zeigt. „Höchste Zeit, dass sich nach fast 50 Jahren wieder etwas tut“, findet Gaysert, der ans Stadtjubiläum 2027 denkt.
Der Esslinger Architekt drängt zur Eile, weil die Vorschlagsfrist für Briefmarken-Motive der Deutschen Post, die 2027 erscheinen sollen, am 31. August endet. Nun verspricht Rathaus-Sprecherin Nicole Amolsch: „Wir werden uns um eine Sondermarke anlässlich des Stadtjubiläums bemühen.“
Esslingens Altes Rathaus gab’s für 70 Pfennige Ein Jahr nach dem Esslinger Stadtjubiläum 1977 ist diese Briefmarke erschienen. Foto: privat
Martin Gaysert hört das gern, schließlich gehört er nicht zu denen, die Briefmarken im Zeitalter der digitalen Kommunikation überflüssig finden: „Auch wenn das Briefeschreiben immer mehr aus der Mode kommt und auch wenn das Briefmarkensammeln manchen eher altmodisch erscheint, gibt es nach wie vor jedes Jahr viele schöne Motive, die Botschaften in die Welt tragen.“ So war das auch, als das Alte Rathaus 1978 eine 70-Pfennig-Europamarke zierte – in einer dreiteiligen Baudenkmäler-Serie mit Abbildungen des Bamberger Rathauses (40 Pfennig) und des Regensburger Rathauses (50 Pfennig). Mehr als 31 Millionen Exemplare dieser Esslingen-Marke wurden nach einem Entwurf des Grafikers Otto Rohse gedruckt.
Dass Briefmarken-Sammler bei manchen im Ruf stehen, ein etwas spießiges Hobby zu pflegen, nimmt Gaysert mit nachsichtigem Schmunzeln: „Ich bin eigentlich alles andere als spießig. Dieses Hobby führt einen in dieser verrückten Zeit auch mal zurück in die Zeiten, als alles noch nicht so hektisch war wie heute und man noch nicht ständig im Kommunikationsstress war. Die Post hat ein bisschen gedauert, war damals aber in der Regel schneller als heute. So ändern sich die Zeiten.“
Schon in jungen Jahren hat Martin Gaysert der Sammelleidenschaft gefrönt. Nach längerer Pause haben ihn dann die eigenen Kinder wieder an sein früheres Hobby erinnert. Sein Nachwuchs hat inzwischen andere Interessen – der Esslinger Architekt greift weiterhin gern zum Sammelalbum, in dem er auch eine ganze Reihe von Esslingen-Sonderstempeln aufbewahrt.
Esslingen muss sich sputen: Bis 31. August muss ein Vorschlag her Briefe mit Esslingen-Stempeln gab es bei der Deutschen Post immer wieder. Foto: privat
In Martin Gayserts Album wäre noch genug Platz, sollte die Deutsche Post seinen Vorschlag aufgreifen und eine Sondermarke zum Esslinger Stadtjubiläum 2027 auflegen. Private Anbieter wie BW-Post sind deutlich großzügiger, wenn es um lokale Motive geht.
Aussichtslos ist Gayserts Vorschlag aber nicht: Für neue Sondermarken der Deutschen Post gibt es ein offizielles Vorschlags- und Auswahlverfahren. Jedes Jahr gehen beim Bundesfinanzministerium etwa 500 Vorschläge für neue Briefmarken-Motive ein, etwa jeder zehnte kommt zum Zug. Vorschläge für 2027 müssen bis 31. August 2025 im Bundesfinanzministerium eingehen. „Das Ziel aller Marken-Ausgaben ist, wichtige historische und aktuelle Ereignisse, bedeutende Persönlichkeiten und ‚runde’ Jubiläen in Deutschland zu würdigen“, betont das Ministerium. „Da sollte Esslingen eigentlich gute Chancen haben“, findet Martin Gaysert.