Der Luftangriff auf die ukrainische Stadt Sumy am Palmsonntag hatte international Entsetzen ausgelöst: Mindestens 35 Zivilisten wurden getötet, als zwei ballistische Iskander-Raketen kurz hintereinander einschlugen – Geschosse von einer solchen Wucht, dass sie ganze Straßenzüge zerstören können.
Hinter der verheerenden Attacke soll laut dem ukrainischen Militärgeheimdienstchef Kyrylo Budanow die 112. russische Raketenbrigade stecken – ein Verband, der offenbar immer wieder gezielt auf Zivilisten feuert, wie der britische „Telegraph“ berichtet (Quelle hier).
Offiziell solle die Brigade die russischen Truppen im Nordosten der Ukraine unterstützen, indem sie Raketen auf militärische Ziele weit hinter der Front abfeuert, heißt es in dem Bericht. Inoffiziell terrorisiere sie die ukrainische Bevölkerung. Auf das Konto der 112. Brigade soll demnach auch der Angriff auf das ukrainische Dorf Hrosa während einer Trauerfeier im Oktober 2023 gehen, bei dem 59 Menschen starben.
Budanow, so schreibt der „Telegraph“, habe der 112. Brigade Rache geschworen. Im vergangenen Sommer veröffentlichte der Geheimdienst ein Dossier mit den persönlichen Daten, Fotos und Dienstgraden von 30 mutmaßlichen Mitgliedern der Brigade.
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Im Januar wurde Konstantin Nagayko, ein Offizier der Brigade, durch eine Paketbombe schwer verletzt. Er erlag später im Krankenhaus seinen Verletzungen. Der Vorfall wurde als Vergeltungsschlag für die Attacke auf Hrosa gewertet.
Dass jene, die Sumy angriffen, nicht wussten, dass sie auf Zivilisten zielten, hält Sidharth Kaushal, Experte des Royal United Services Institute, einem britischen Forschungsinstitut, für unwahrscheinlich. Die Kommandeure der Brigade hätten wahrscheinlich mehrere mögliche Ziele genannt bekommen, seien also „bis zu einem gewissen Maß“ im Bilde gewesen.
Ob sie sich jemals wegen Kriegsverbrechen vor Gericht verantworten müssen, ist mehr als fraglich.
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