Der Waldenserverein Palmbach zeigt bis Sonntag, 14. September die internationale Wanderausstellung „Wurzeln schlagen – Menschen und Pflanzen im Exil“.
Renate Buchenauer vom Hugenotten und Waldenserpfad und Roland Jordan, Vorsitzender des Waldenservereins Palmbach, führen durch die Ausstellung.
Foto: Susanne Dürr
Als die Hugenotten und Waldenser vor 325 Jahren in der Region heimisch wurden, brachten sie ihre Kulturküche mit. Zur internationalen Wanderausstellung „Wurzeln schlagen – Menschen und Pflanzen im Exil“, begrüßte Roland Jordan die Gäste in der Waldenserkirche in Palmbach.
„Es ist die erste Ausstellung, die der im April vergangenen Jahres gegründete Waldenserverein präsentiert“, so Vorstand Jordan zur vom Hugenotten- und Waldenserpfad konzipierten Sammlung, die mit regionalen Exponaten ergänzt wurde.
Die Ausstellung widmet sich der Ernährungs- und Agrarkultur als Kulturgut der Glaubensflüchtlinge in ihrer neuen Heimat. „Wenn Menschen fliehen, nehmen die ihre Rezepte und ihr Wissen von der eigenen Kochkultur, von Nahrungsmitteln, Gartenpflanzen und landwirtschaftlichen Praktiken mit“, so Renate Buchenauer vom Hugenotten- und Waldenserpfad Verein aus Marburg. Die Wanderausstellung, die entlang des 2.500 Kilometer langen, ausgewiesenen Hugenotten- und Waldenserpfads führt, ist auch in der Schweiz, Frankreich und Italien zu sehen.
Erst die Waldenser holten Palmbach auf die Karte
Die Glaubensflüchtlinge brachten etwa Kaffee, Bier, Zwieback und Nudeln mit, bauten Tabak, Spargel und Maulbeeren an und verzehrten Gemüse roh, statt es weich zu kochen. Was die Menschen in Palmbach vorher gegessen haben, ist schnell geklärt, denn den Höhenort gab es vorher nicht. Gegründet wurde dieser 1702 von 28 Waldenser Flüchtlingsfamilien, die aus ihrer eigentlichen Heimat, dem italienischen Piemont, aufgrund ihres reformierten Glaubens vertrieben wurden.
Interessant fand Landwirt Stephan Becker, wie seinerzeit die Landvergabe erfolgte. Allen Familien wurde die gleiche Grundstücksgröße zugewiesen, während sich die Ackergröße der armen Bauern als Selbstversorger nach der Anzahl der Familienmitglieder richtete. Die Wurzeln des Lebensmittelhändlers Piston lassen sich bis zu den ersten Ansiedlern zurückverfolgen, erklärte Jordan.
Der Geschmack hält sich bis heute in der Stadt
Warum die Kartoffel in das Waldenserbrot der Bäckerei Armbruster Einzug hielt, das so eine schmackhafte Erinnerungskultur in ihren Regalen bereithält, wird ebenso auf Hinweistafeln erläutert, wie die frühe Verbreitung des erdigen Grundnahrungsmittels. Fotowände geben Einblick in das dörfliche Leben in Palmbach.
Großfiguren, Kistchen und aufgehängte Tücher mit Texten, zeugen von technischen Erfindungen, wie der Zuckerfabrikation durch Francois Achard oder Denis Papins Dampfdrucktopf, neuartigen Lebensmitteln und Anbaumethoden. Dazwischen liegen traditionelle Rezepte, ebenso wie die Broschüre zum Europäischen Kulturfernwanderweg der Glaubensflüchtlinge aus.
Für Kinder ist ein Spielheft zwischen den Exponaten versteckt. Der abschließende Sonntag, 14. September, beginnt um 10 Uhr mit einem Gottesdienst mit Pfarrerin Maria Götz. Um 14 Uhr findet eine Führung auf dem Waldenserweg statt.
Service
Die Ausstellung ist bis zum 14. September täglich von 10 bis 18 Uhr in der Waldenserkirche Palmbach zu sehen.