Am Sonntag ging das einwöchige Pop-Up-Artistik-Festival zu Ende. Das Garather Straßenkunst-Festival hat dieses Jahr den ersten Schritt hinaus in die anderen Stadtteile gemacht. „Die Geburtsstätte des Festivals ist und bleibt aber Garath“, erklärt Corina Bremm, künstlerische Leiterin des Festivals. „Aber wir freuen uns riesig über diesen Schritt. Nach der Idee von Miriam Koch hat Stephan Glaremin vom Jugendamt uns von Anfang an den Rücken gestärkt und das Amt für Soziales und Jugend sowieso.“
Das Festival ist eines der wenigen aus Corona hervorgegangenen und bis heute laufenden Erfolgsmodelle. „Wir freuen uns über die richtig guten Kooperationen für dieses inklusive Format“, so Bremm weiter: Neben den kostenfreien und niederschwelligen Artistik-Angeboten in den Fußgängerzonen der Landeshauptstadt wurde im Kulturhaus Süd am Samstagabend eine Varietéshow sowie an den Wochenenden Schnupperkurse geboten. Größtenteils nahmen Kinder teil, doch auch einige Elternteile und andere Erwachsene trauten sich. „Es sind ja Schnupperworkshops“, so Bremm, „einfach mal reingucken, was Neues entdecken und eine gute Zeit haben. Genau das baut ja die Brücke zur kulturellen Teilhabe. Man merkt: Hey, hier gibt es was Spannendes für mich in meinem Stadtteil.“
In den jeweils rund einstündigen Workshops lernten die Teilnehmenden von drei Artisten Basics aus ihren jeweiligen Spezialgebieten. Diesen Sonntag zeigte Mr. Dyvinetz den Umgang mit dem Cyr-Rad, Mr. Tartuffo Jonglage und Flash Gonzalez das Modellieren von Ballontieren. Obwohl für jedes Gebiet nur rund 20 Minuten zur Verfügung standen, genügte es für spannende Einblicke und erste Erfolge. Die Verständigung untereinander fand in einer Mischung aus Spanisch, Englisch und Deutsch statt, mit ganz viel Körpersprache, Zeigen und Nachmachen.
Mr. Tartuffo stieg mit Seidentüchern ins Jonglieren ein. „Die schweben fast, da haben wir mehr Zeit, sie zu fangen“, erklärte der in Spanien lebende Chilene. Rasch ging es weiter zu den Bällen. Erst wurde nur ein Ball in die Luft geworfen, man lernte, die Hand still zu halten, dann kam der zweite Ball und schließlich der dritte hinzu. „Je mehr man übt, desto schneller kann man es“, sagte der Künstler lachend, „und man lernt, die Frustration zu kontrollieren. Wenn mal ein Ball fällt, ist das nicht schlimm.“
Mr. Dyvinetz zeigt spielerisch und locker den Umgang mit dem Cyr-Rad: Einem körpergroßen, bei Erwachsenen rund 20 Kilogramm schweren Stahl-Ring. „Kennt ihr diese Figur im Kreis von da Vinci? Genau so“, sagt er und genau so kann man sich auch im Rad festhalten. Dann wird das Gleichgewicht verlagert und quasi mit dem Rad getanzt. „Das ist gut fürs Abnehmen und erfordert viel Balance“, scherzte der erfahrene Artist.
Ein besonderes Highlight für die Kinder waren die Ballontiere von Flash Gonzalez. In nur zwei Handgriffen war ein Schwert erstellt, ein paar mehr und schon wurde ein Dackel oder Pudel aus dem langen Spezialballon. Auch hier ging alles sehr spielerisch vonstatten. Philipp und Bevy waren mit seiner Tochter aus Gerresheim zum Workshop gekommen. „Wir sind ganz offen reingegangen, fanden es toll und haben auch noch was gelernt,“ erzählte Philipp begeistert und Bevy ergänzte „so was kann man im Alltag ja nicht mal eben machen, das hat echt alles Spaß gemacht.“
Für Kinder wie Erwachsene soll das Festival Türen öffnen. „Niemand soll sich irgendwo fehl am Platz fühlen“, betonte Bremm. „Es gibt so viele bestehende gute Strukturen in den Stadtteilen, die nutzen wir. Denn das Fremdheitsgefühl und die Angst vor etwas Neuem gehen nur weg, wenn man positive Erfahrungen macht. Und genau das können gute Straßenkünstler mit ihrem Fingerspitzengefühl erreichen.“
In der Tat stellten alle Künstler ihre Workshops auf die Gruppe ein, sodass alle nicht nur ein Ballontier, sondern auch Erinnerungen mit nach Hause nehmen konnten. „Viele Kinder kommen immer wieder, erinnern sich noch Jahre oder sprechen mich noch Wochen später an, ob ein bestimmter Künstler nächstes Mal wieder dabei ist“, erzählte Bremm.