Ruhepausen? Durchschnaufen? Nicht für Sandro Wagner, den umtriebigsten Trainerneuling der Fußball-Bundesliga. Der 37 Jahre alte frühere Mittelstürmer und Nationalspieler tigerte am Samstagnachmittag im Freiburger Stadion extrovertiert und lautstark in den Diensten des FC Augsburg durch sein neues Revier.
Mal schreiend, mal flehend, mal die Fäuste ballend, erlebte dieser 1,94 Meter lange Animateur in der für ihn offenkundig viel zu klein bemessenen Coachingzone eine verheißungsvolle Premiere, die mit dem 3:1-Auswärtssieg seiner Mannschaft durch die Treffer von Dimitrios Giannoulis (32. Minute), Chrislain Matsima (42.) und Marius Wolf (45.+2) bei einem Gegentor per Handelfmeter durch Vincenzo Grifo (58.) belohnt wurde.
Erfolgreiche Konterstrategie
Wagner gelang im Duell mit seinem vor Kurzem zum Trainer des Jahres erkorenen Kollegen Julian Schuster ein Erfolg, der auf mehr beruhte als dem steten Anfeuern seiner Mannschaft – mit der er die richtige Strategie für den überraschenden Einstandserfolg entwickelt hatte. Weil Wagner seine Stürmer Phillip Tietz und Steve Mounié auf die Bank setzte und stattdessen den jungen Spielmacher Mert Kömür als motorische Kraft ins Angriffszentrum vorrücken ließ, lockte er die Freiburger Innenverteidiger Philipp Lienhart und Matthias Ginter immer wieder weg von ihren Positionen vor dem Strafraum, um per Konterstrategie mit überfallartigen Attacken erfolgreich zu sein.
Beim 1:0 half noch der Freiburger Rechtsverteidiger Lukas Kübler mit, der den Schuss von Giannoulis mit der Hacke abfälschte. Beim 2:0 nach einem Eckball bedrängte niemand den Kopfballtorschützen Matsima. Beim 3:0 hatte Wolf nach Dinkçis Abspielfehler freie Bahn, als er seinen 70-Meter-Lauf zum 3:0 abschloss. Der Sport-Club verhalf den Augsburgern damit zum ersten Bundesliga-Sieg in Freiburg seit elf Jahren.
Wagner hatte sich eigentlich vorgenommen, in seiner Premierensaison ohne Gelbe Karte auszukommen. Diesem guten Vorsatz wurde er schon bei seiner ersten Bewährungsprobe nicht gerecht. Als Schiedsrichter Felix Zwayer Elvis Rexhbecaj in der vierten von elf Minuten Nachspielzeit wegen eines Fouls an Kübler verwarnte, reagierte der vom Assistenten des Bundestrainers zum Bundesliga-Chefausbilder aufgestiegene Bajuware mit einem Wutanfall.
Wagner sah Gelb und gab sich danach lernfähig, als er sagte: „Allgemein versuche ich, sympathisch und nahbar zu wirken. Da muss ich noch an mir arbeiten.“ Kurz zuvor hatte Wagner in einem Interview getönt: „Wir werden auch gegen Bayern einen raushauen“, beim Heimduell am kommenden Samstag.
Wer flotte Sprüche und seriöse Arbeit wie Wagner miteinander verbinden kann, darf sich solche Ansagen schon mal erlauben. Fürs Erste ist er ein Grenzgänger, der nicht nur an seinen Taten, sondern auch an seinen gelegentlich vorlaut anmutenden Worten gemessen wird.