(Motorsport-Total.com) – Während Marc Marquez auch bei der Premiere auf dem neuen Balaton Park Circuit in Ungarn seine Dominanz fortsetzte und seinen siebten Doppelsieg hintereinander feierte, setzte sich bei seinem Ducati-Teamkollegen Francesco Bagnaia die schwierige Phase fort.

Titel-Bild zur News: Francesco Bagnaia

Francesco Bagnaia sucht weiterhin nach Wegen aus der Krise
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Zum ersten Mal seit Indonesien 2023 verpasste Bagnaia den Q2-Einzug. Von Startplatz 15 beendete der Italiener das Samstagsrennen als 13. In diesem Lauf fuhr Miguel Oliveira einige Runden hinter Bagnaia und konnte aus nächster Nähe beobachten, wie schwer er sich tat.

„‚Pecco‘ hat spät gebremst, aber er hat das Motorrad einfach zu sehr abgebremst. Ich habe ihn beim Anbremsen oft eingeholt. In manchen Abschnitten war er schnell, aber in anderen hat er einfach die Bremse nicht losgelassen“, schildert der Pramac-Yamaha-Fahrer.

„Ich war hinter ihm und dachte mir: Komm schon, Kumpel, lass die Bremse los und lenk ein. Er hat einfach vorne zu stark zugepackt, wahrscheinlich hatte er nicht genug Gefühl – ich weiß es nicht.“ Trotzdem konnte Oliveira im Sprint Bagnaia nicht überholen.

Das Layout des Balaton Park Circuits passte mit den vielen Linkskurven optimal zu Marc Marquez, aber überhaupt nicht zu Bagnaias Stil. „Es ist das perfekte Layout für meine Probleme. Das wussten wir vorher“, sagt der Ex-Weltmeister.

„Ich habe schon am Freitag gesagt, dass es für mich schwierig sein würde, ins Q2 zu kommen und in den Top 10 zu sein. Ich habe alles gesagt, bevor wir angefangen haben, also wussten wir es. Wir versuchen einfach, eine Lösung zu finden.“

Francesco Bagnaia

Die neue Strecke Balaton Park passt nicht optimal für Bagnaias Fahrstil Zoom

Aus diesen Gründen war auch für Marquez klar, dass auf dieser Strecke der Unterschied zwischen ihm und Bagnaia noch größer sein würde. „Ich verstehe das“, sagt der Spanier. „Ich bin auf dem Höhepunkt meines Selbstvertrauens, und ‚Pecco‘ ist an seinem Tiefpunkt.“

„Er steckt außerdem in einer sehr tiefen Krise. Ich bin auf einer meiner stärksten Strecken – Stop-and-Go. Und ‚Pecco‘ ist auf einer seiner schwächsten Strecken – Stop-and-Go“, vergleicht Marquez. „Er fährt immer sehr flüssig und nutzt viel Kurvenspeed.“

Während Marquez in Ungarn den 13. Sieg im 14. Sprint feierte, sammelte Bagnaia zum fünften Mal im Samstagsrennen keinen WM-Punkt. „Es ist vielleicht die schlimmste Phase in meiner Zeit mit dem Ducati-Werksteam“, gibt Bagnaia offen zu.

„Ich bin der Fahrer, aber hinter mir stehen 50 Leute, die versuchen, mir zu helfen. Wir alle kämpfen darum, eine Lösung zu finden.“ Denn letztlich ist es der Fahrer, der die Arbeit des Teams auf der Strecke umsetzen und Ergebnisse erzielen muss.

Bagnaia ärgern falsche Spekulationen um seine Zukunft

Aufgrund von Bagnaias Krise wird zunehmend über seine Zukunft spekuliert. Dass zum Beispiel Fermin Aldeguer die mittelfristige Zukunftshoffnung von Ducati ist, während Bagnaia eventuell Ende 2026 zu einem anderen Hersteller wechseln könnte.

Als er in Ungarn darauf angesprochen wurde, antwortet Bagnaia unverblümt: „Social Media ist Bullshit!“ So wie die Fake-News-Gerüchte im Frühling, als auf diesen Plattformen Fotomontagen von ihm im blauen Yamaha-Shirt aufgetaucht waren.

Bagnaia und sein Team knien sich weiter in die Arbeit. Nach dem Qualifying wurden große Änderungen am Set-up vorgenommen. Die Einstellungen seien nicht um Millimeter, sondern gleich um Zentimeter verändert worden – also radikal.

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Die Spekulationen im Internet ärgern den Italiener und lassen ihn kalt Zoom

„Abgesehen von den ersten zwei oder drei Runden, die ich gebraucht habe, um mich an das Motorrad zu gewöhnen, habe ich begonnen, mich beim Bremsen und in den Kurveneingängen besser zu fühlen“, sagt Bagnaia über den Sprint.

„In anderen Bereichen habe ich verloren, aber das gehört zum Prozess. Aber ehrlich gesagt war das der erste Schritt, um eine Lösung zu finden.“ Für den Grand Prix wurde weiter in diese Richtung gearbeitet. Diesmal lieferte sich Bagnaia ein Duell mit Pol Espargaro.

Auch der KTM-Fahrer gewann dabei einen Eindruck: „Ich denke, wir sehen alle, dass ‚Pecco‘ kämpft. Er fährt nicht auf seinem besten Niveau, also ist das nicht normal. Selbst wenn wir drei Sekunden hinter dem Vierten liegen, ist es nicht normal, ‚Pecco‘ gegen mich kämpfen zu sehen.“

„Das ist nicht seine Position, und das wissen wir alle“, betont Espargaro, der im Duell mit Bagnaia in der letzten Runde die Oberhand behielt. „Aber früher oder später wird er zurückkommen, und dann werden wir es wieder genießen, ‚Pecco‘ im Kampf um die Spitzenplätze zu sehen.“

Neue Abstimmung sorgt wieder für Zuversicht

Von Startplatz 13 aus kam Bagnaia am Sonntag als Neunter ins Ziel. Weil er einmal die Schikane bei Kurve 12 abgekürzt hatte, musste er eine Long-Lap-Strafe absolvieren. Trotzdem war er nach dem Rennen besser gelaunt, denn beim Set-up schien man die richtige Richtung gefunden zu haben.

„Ich bin ziemlich zufrieden, nicht wegen des Ergebnisses, sondern wegen des Gefühls. Ich konnte mein Motorrad fahren und das Motorrad ist nicht mit mir gefahren“, beschreibt der 28-Jährige die Fortschritte. „In Bezug auf das Gefühl war es also ein gutes Rennen.“

„Ich habe nur zwei Fehler gemacht, als ich zweimal zu weit draußen war, weil ich mich so gut gefühlt habe, dass ich zum ersten Mal versucht habe, mehr zu pushen. Dabei habe ich zu stark gebremst – und das ist ein gutes Zeichen. Deshalb bin ich glücklich, ich bin zufrieden damit.“

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Nach dem Balaton-Rennen schöpft ‚Pecco‘ Bagnaia wieder Zuversicht Zoom

„Ich habe schon gestern angefangen, mich ein bisschen besser zu fühlen, und ich habe gesagt, dass es der erste kleine Schritt ist, den wir in einer schwierigen Phase machen. Heute habe ich mich Runde für Runde besser gefühlt. Leider haben wir das Warm-up wegen einiger Probleme verloren.“

„Ich habe vor dem Rennen nicht über ein Ergebnis nachgedacht und bin dann super gestartet. Ich habe einfach versucht, mich an das Motorrad zu gewöhnen, und Runde für Runde habe ich mich besser gefühlt. In den letzten Runden konnte ich mein Motorrad auf eine gute Weise fahren.“

„Also bin ich zufrieden“, betont Bagnaia nach dem Ungarn-Wochenende. Allerdings hatte er im Laufe der Saison schon öfters gedacht, einen Durchbruch geschafft zu haben. Doch am nächsten Tag oder auf der folgenden Strecke brach wieder alles wie ein Kartenhaus zusammen.

Diesmal ist er optimistischer: „Ich denke, das war ein kleiner Schritt in Bezug auf das Set-up. Es war eine große Veränderung im Set-up, zum Glück in die richtige Richtung. Denn sobald wir es ausprobiert haben, habe ich gespürt, dass es gutes Potenzial hat.“

„Wir werden in Barcelona erneut mit diesem Set-up beginnen und damit bei den nächsten Rennen weiterarbeiten, um zu sehen, ob wir besser sein werden oder nicht. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass wir besser sein werden. Ich muss sagen, dass ich mich heute wieder mehr wie mich selbst erkannt habe.“