Eklat in Frankreich: Der Leiter eines Freizeitparks in Porté-Puymorens im Süden des Landes, hat 150 israelischen Kindern und Jugendlichen den Zutritt verwehrt. Der 52-Jährige ist nun wegen „Diskriminierung aufgrund der Herkunft, der ethnischen Zugehörigkeit oder der Nationalität“ angeklagt worden. Dies berichten die Agenturen AFP und AP.

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Wie die Staatsanwaltschaft in Perpignan am Samstag mitteilte, drohen ihm wegen „Diskriminierung“ im Rahmen der „Verweigerung einer Ware oder Dienstleistung an einem öffentlichen Ort oder eines Zutrittsverbots“ fünf Jahre Haft und ein Bußgeld in Höhe von 75.000 Euro.

Es begann mit Graffiti, Beleidigungen und körperlichen Angriffen, und jetzt ist es buchstäblich ein Verbot für Kinder im Alter von 8 bis 16 Jahren.

Perla Danan, Präsidentin des jüdischen Dachverbands CRIF

Demnach wurde der Chef des Parks Tyrovol, der am Donnerstag in Gewahrsam genommen worden war, nach einer Vernehmung am Samstag wieder freigelassen. Er sei den Justizbehörden bislang nicht bekannt gewesen. Der Staatsanwaltschaft zufolge sagte er aus, dass er die Gruppe nicht aus „ideologischen Erwägungen“ zurückgewiesen habe, sondern aus „Sicherheitsgründen“. Er habe auch auf einen Sturm verwiesen, hieß es.

Jüdische Vertreter in Frankreich reagieren entsetzt

Nach Angaben der Ermittler wurden die israelischen Kinder und Jugendlichen im Alter von acht bis 16 Jahren nicht in den Park in den Pyrenäen eingelassen, obwohl sie „seit längerer Zeit reserviert“ gehabt hätten. Die Kinder hätten sich über den Besuch der Zipline-Anlage (oben Symbolbild) gefreut, bei der Besucher an einem Gurt gesichert über einen Stausee rasen können. 

Die israelischen Jugendlichen, die ihren Urlaub in Spanien verbringen, seien nach dem Vorfall in drei Bussen an einen anderen Ort in Frankreich gefahren worden, erklärte die Staatsanwaltschaft. Die Gendarmerie habe für ihre Sicherheit gesorgt. Porté-Puymorens liegt nahe der Grenze zu Spanien.

Der Vorfall sorgte in Frankreich und im Ausland für Empörung. „Eine Grenze wurde überschritten. Wir sind entsetzt“, sagte Perla Danan, Präsidentin des jüdischen Dachverbands CRIF in Languedoc-Roussillon, der Agentur AP. „Es begann mit Graffiti, Beleidigungen und körperlichen Angriffen, und jetzt ist es buchstäblich ein Verbot für Kinder im Alter von 8 bis 16 Jahren“, sagte Danan und fügte hinzu, dass es sie an das Schild „Keine Juden oder Hunde erlaubt“ während des Holocaust erinnere. „Die Werte Frankreichs wurden verletzt“, sagte sie.

Auch der Bürgermeister von Porté-Puymorens, Jean-Philippe Augé, reagierte fassungslos: „Die DNA unserer Gemeinschaft beruht auf geteilter Freude und Brüderlichkeit“, sagte er. Er fügte hinzu, dass der Vorfall im Dorf „völlige Fassungslosigkeit“ ausgelöst habe. Augé erklärte, dass der Seilrutschenparcours von einem privaten Unternehmen betrieben werde.

Das Jüdische Observatorium Frankreichs äußerte sich in einer Erklärung am Freitag ebenfalls „zutiefst empört“. Es erklärte, „ein solcher Akt der Diskriminierung, der sich ausschließlich aufgrund ihrer Nationalität und Herkunft gegen Minderjährige richtet, ist äußerst schwerwiegend und untergräbt die Grundprinzipien der Republik.“

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Innenminister Bruno Retailleau sagte am Freitag, er hoffe, dass die Justiz in dem Fall „sehr streng“ vorgehen werde. „Wir dürfen nichts durchgehen lassen“, fügte er an, antisemitische Vorfälle nähmen in Frankreich derzeit „explosionsartig zu“.

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Nach jüngsten Angaben des Innenministeriums in Paris wurden der AFP zufolge in Frankreich zwischen Januar und Mai insgesamt 504 antisemitische Vorfälle registriert. Dies entspricht zwar einem Rückgang von 24 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum, es sind aber mehr als doppelt so viele Vorfälle wie im Vergleichszeitraum des Jahres 2023 (plus 134 Prozent). (lem)