„Kein Marionettenregime“ in Kiew
Vance spricht von „erheblichen Zugeständnissen der Russen“
24.08.2025, 19:36 Uhr
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US-Präsident Trump dämpft die Erwartungen an einen zeitnahen Gipfel, an dem seine ukrainischen und russischen Amtskollegen über Frieden verhandeln. Trumps Vize Vance sieht aber zumindest Verhandlungserfolge mit Moskau – auch bei möglichen Sicherheitsgarantien für Kiew.
Russland hat nach Darstellung von US-Vizepräsident JD Vance im Krieg gegen die Ukraine umfangreiche Zugeständnisse für eine Verhandlungslösung angeboten. „Ich denke, die Russen haben Präsident Trump gegenüber zum ersten Mal in den dreieinhalb Jahren dieses Konflikts erhebliche Zugeständnisse gemacht“, sagte Vance in einem Interview mit dem Sender NBC. „Sie haben eingesehen, dass es ihnen nicht gelingen wird, in Kiew ein Marionettenregime zu installieren.“ Zudem habe Russland anerkannt, dass es Sicherheitsgarantien für die territoriale Integrität der Ukraine geben werde.
Vance zufolge will Präsident Donald Trump im Einzelfall über weitere Sanktionen entscheiden. Als Beispiel nannte der Vizepräsident die jüngste Ankündigung, als Reaktion auf den anhaltenden Kauf von russischem Erdöl zusätzliche Zölle von 25 Prozent auf indische Waren zu erheben. Er räumte jedoch ein, dass neue Sanktionen Russland wahrscheinlich nicht zu einer Feuerpause bewegen würden. Eine russische oder ukrainische Stellungnahme zu den Äußerungen liegt bislang nicht vor.
Allerdings hatten sowohl Trump als auch der russische Außenminister Sergej Lawrow zuvor die Erwartungen an eine zeitnahe Verhandlungslösung für den Krieg in der Ukraine gedämpft. Moskau plant laut Lawrow kein baldiges Gipfeltreffen von Kremlchef Wladimir Putin und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Putin sei „bereit, Selenskyj zu treffen, wenn die Agenda für einen solchen Gipfel fertig ist“, sagte Lawrow dem US-Sender NBC. Dies sei aber „überhaupt nicht“ der Fall. Zuvor müssten Gebietsabtretungen sowie ein Verzicht der Ukraine auf eine Nato-Mitgliedschaft geklärt sein. „Selenskyj hat zu allem Nein gesagt“, so Lawrow.
Für Trump sind Selenskyj und Putin wie „Öl und Essig“
Trump hatte bei einem Gipfel mit europäischen Staats- und Regierungschefs in Washington am Montag verkündet, dass er erstmals seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine im Februar 2022 ein Zweiertreffen zwischen Putin und Selenskyj organisieren wird. Später solle es ein Dreiertreffen geben, an dem auch er teilnehmen werde.
Jetzt scheinen diese Pläne jedoch zu wanken. Trump zog ein Beispiel aus der Küche heran: „Wir werden sehen, ob Putin und Selenskyj zusammenarbeiten werden“, sagte er Freitag (Ortszeit) vor Journalisten in Washington. „Wissen Sie, es ist ein bisschen wie Öl und Essig. Sie kommen nicht allzu gut miteinander aus, aus offensichtlichen Gründen.“ Man werde sehen, ob er an einem solchen Treffen teilnehmen müsste, sagte Trump weiter.
„Zum Tangotanzen gehören immer zwei“, sagte Trump. „In zwei Wochen werden wir wissen, welchen Weg ich einschlagen werde. Denn ich werde mich für einen Weg entscheiden, und ich werde herausfinden, welcher das ist“, sagte der US-Präsident. „Das heißt, ob es massive Sanktionen oder massive Zölle oder beides geben wird. Oder ob wir nichts tun und sagen, es ist euer Kampf“, fügte er hinzu.