Rheinberg/Duisburg. Eine rote Karte, ein Eigentor und mehrere spektakuläre Wenden: Beim Landesliga-Duell wird dem Publikum eine Menge geboten.
Die eine Mannschaft feierte nach dem Schlusspfiff ausgelassen mit ihren Fans, die gegnerischen Spieler lagen ausgepumpt und völlig enttäuscht auf dem Rasen. Als das Fußball-Landesliga-Duell zwischen dem SV Budberg und Hamborn 07 85 Minuten alt war, ließ sich genau dieses Szenario vorhersagen. Der kleine Schönheitsfehler bei dieser Prophezeiung wären nur die Trikotfarben gewesen. Mit noch fünf regulären Spielminuten auf der Uhr deutete alles auf eine Party der gelb-schwarzen Gäste hin, doch am Ende waren es die ganz in Weiß gekleideten Hausherren, die sich mit einem spektakulären Endspurt noch den 4:3 (1:2)-Sieg gesichert hatten. Die Löwen mussten sich bitter geknickt auf den Heimweg nach Duisburg machen.
Es liegt in der Natur der Sache, dass nur einer der beiden Trainer nachher freudestrahlend vom Platz kommen konnte. „Klar, Fußball wird immer vom Ende erzählt. Für uns war es dann am Ende eine gute Woche“, sagte Budbergs Coach Tim Wilke, der von seinem Team gefordert hatte, nach dem 2:2 im Derby beim 1. FC Lintfort und dem für den Verein großen Tag mit dem 0:3 im Niederrheinpokal gegen Rot-Weiß Oberhausen nun das erste Erfolgserlebnis nachzulegen. Es gab gegen Hamborn Phasen, in denen es nicht danach aussah: beispielsweise Mitte der ersten Halbzeit, als die Gäste das sprichwörtliche Momentum auf ihrer Seite hatten und durch einen Doppelpack von Kapitän Pascal Spors in der 20. und 29. Minute die frühe SVB-Führung durch Florian Mordt (10.) auf den Kopf stellten. „Da sind wir super zurückgekommen“, fand 07-Coach Marcel Stenzel. In dieser Phase taten sich die Hausherren sehr schwer und hatten Glück, dass Hamborn nicht mehr aus seiner temporären Überlegenheit machte – abgesehen von einem Treffer von Torjäger Moritz Paul, der wegen einer vermeintlichen Abseitsstellung aber zurückgepfiffen wurde.
In der Kabine fand Tim Wilke offenkundig die richtigen Worte, um seine Mannschaft wieder in die Spur zu bringen. „Wir mussten, dass Budberg wieder mehr Druck aufbauen würde, und sind leider Stück für Stück passiver geworden“, so Marcel Stenzel. Hinzu kam Verletzungspech: Nach Keeper Marian Ograjensek, zuvor schon am Sprunggelenk lädiert, musste mit einer Knieverletzung („hoffentlich nichts Schlimmeres“) raus und wurde durch Alexander Geraedts ersetzt. Der hatte zunächst zweimal Glück, dass Latte und Pfosten für ihn retteten, war dann aber bei einem Kopfball von Paul (79.) machtlos.
SV Budberg – Hamborn 07 4:3 (1:2)
Budberg: Anders – Ueberfeld, Severith, Beerenberg (74. Häselhoff), Hochbaum (64. Dagdemir) – Mordt (56. Weyhofen), Hahn (89. Warnke), Terfloth, Eckhardt – Paul, Nowak (90./+2 Jansen).
Hamborn: Ograjensek (60. Geraedts) – Herrmann, Götze, Kuipers, Noh (83. Evler) – Ouro-Akpo, Werner (70. Diallo), Werth-Jelitto, Keibel – Spors (74. Daunheimer), Salierno (67. Chassanidis).
Tore: 1:0 Mordt (10.), 1:1, 1:2 Spors (20., 29.), 2:2 Paul (79.), 2:3 Hahn (83., Eigentor), 3:3 Paul (86.), 4:3 Dagdemir (88.).
Schiedsrichter: Zergan (Düsseldorf).
Rote Karte: Severith (Budberg, 81., grobes Foul).
Gelbe Karten: Terfloth, Ueberfeld, Trainer Wilke – Salierno, Chassanidis, Ouro-Akpo, Werth-Jelitto.
Zuschauer: 300.
Das war aber nur der Startschuss für eine völlig irre Schlussphase. Zunächst sah Budbergs Laurin Severith nach einem sehr rustikalen Foul am links mit viel Tempo durchstartenden Seungho Noh eine harte, aber nicht ungerechtfertigte rote Karte (81.). Der Hamborner Linksverteidiger konnte dann auch verletzt nicht weitermachen. Die folgende eher harmlos scheinende Freistoßflanke köpfte Lennart Hahn ins eigene Netz (83.). Überzahl und Führung – das sollte man doch jetzt nicht mehr aus der Hand geben. Gab man aber, weil die Gastgeber einfach mal alles aus sich herausholten, während bei Hamborn die mentale Stabilität fehlte. Erst köpfte Paul über den zu weit vor dem Tor stehenden Geraedts zum Ausgleich ein (86.), dann riss Oliver Nowak mit einem Spurt über rechts die Hamborner Abwehr auf und fand in der Mitte den eingewechselten Ceyhun Dagdemir, der mit einem eher verunglückten Schuss Mitspieler, Bank und Anhang in Ekstase versetzte (88.).