Flugzeuge wurden wegen des Nachtflugverbots oft vom Flughafen BER nach Hannover umgeleitet – Ryanair war betroffen. Dresden wäre eine nähere Alternative. Der Billigflieger ist aber dagegen.

25. August 2025 um 07:00 UhrSchönefeld

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Till Eichenauer

Ein Flugzeug bei rotem Abendhimmel am Flughafen Berlin-Brandenburg.

Ein Flugzeug bei rotem Abendhimmel am Flughafen Berlin-Brandenburg. Den Airlines wäre es lieber, man könnte auch in Berlin die ganze Nacht durchfliegen.

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  • Ryanair fordert flexiblere Regeln für das Nachtflugverbot am Flughafen BER (0–5 Uhr).
  • 2022 wurden 59 Ryanair-Flüge wegen Verspätungen nach Hannover umgeleitet.
  • Dresden wäre eine nähere Alternative, doch Ryanair lehnt wegen Kosten und Betriebseinstellung ab.
  • Fluglärmschützer fordern, dass Airlines Zeitpuffer planen, statt auf Lockerungen zu setzen.
  • Brandenburgs Koalition prüft ein erweitertes Nachtflugverbot von 22–6 Uhr, Umsetzungen fehlen.

Die Zusammenfassung wurde durch künstliche Intelligenz erstellt.

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„Im vergangenen Jahr mussten 59 unserer Flüge von Berlin nach Hannover umgeleitet werden“, klagt Ryanair-Sprecher Marcel Meyer. Der Grund: Die Flugzeuge waren so verspätet, dass sie am BER nicht landen durften. Dort herrscht ab 0 Uhr ein striktes Landeverbot bis morgens um 5. „Wir wollen dazu appellieren, dass das Nachtflugverbot – wie an anderen Flughäfen auch – ein bisschen flexibler interpretiert wird“, so Meyer.

Genau das will Christine Dorn verhindern. Die Vorsitzende des Bürgervereins Brandenburg Berlin (BVBB) engagiert sich seit vielen Jahren für den Fluglärmschutz der BER-Anwohner und sieht für eine Aufweichung der bestehenden Nachtflugregelungen weder einen Grund noch Spielraum: „Eine Flugplanung mit ausreichendem Zeitpuffer vermeidet Umleitungen am besten. Das hat die Airline selbst in der Hand.“

Der irischen Billigflieger sei laut Christine Dorn selbst in der Verantwortung für die vielen Landungen in Hannover. Die letzte geplante Landungen sei eigentlich sogar nur bis 23.30 Uhr zulässig. Wer um kurz vor Mitternacht ankomme, sei ohnehin schon viel zu spät. „Ryanair pokert eben immer wieder und lärmt dann herum, wenn die Rechnung nicht aufgeht“, so Dorn.

Flughafen Dresden deutlich näher am BER als Hannover

Für die Flieger, die dennoch zu spät am Flughafen Berlin-Brandenburg ankommen, hat die Expertin für Fluglärmschutz einen Alternativvorschlag: „Bei solchen Flügen könnte eine Landung am Flughafen Dresden Vorteile bieten.“ Zwar herrsche auch in Dresden ein Nachtflugverbot ab 0 Uhr, Christine Dorn argumentiert jedoch, dass die Flieger aus dem Süden, die erst nach Mitternacht in Berlin wären, noch rechtzeitig in Dresden ankommen würden.

Tatsächlich wäre diese Option gerade für die Passagiere von Vorteil: Da Dresden auf dem Weg zu südlichen Flugzielen liegt und man nicht von Berlin aus noch nach Westen bis Hannover fliegen muss. Zum anderen ist man deutlich schneller von der sächsischen Landeshauptstadt am BER als von der niedersächsischen: Die Luftlinie vom Flughafen Hannover zum Flughafen Berlin-Brandenburg beträgt 260 Kilometer. Laut Routenplaner braucht man für die Strecke über die Autobahn über drei Stunden. Die direkte Strecke von Berlin nach Dresden beträgt nur 140 Kilometer und auf der Straße benötigt man unter zwei Stunden von Airport zu Airport.

Nachtflugverbot am Flughafen BER

Das Nachtflugverbot am Flughafen Berlin-Brandenburg (BER) gilt täglich von 0:00 Uhr bis 5:00 Uhr.

Die letzte planmäßige Landung regulärer Linienflüge darf bis 23:30 Uhr geplant werden.

Ausnahmen sind nur in Einzelfällen möglich, etwa bei medizinischen Notfällen, Regierungsflügen oder unvorhergesehenen Verspätungen.

Der Flughafen in Dresden ist offen für diese Option und erklärt auf Anfrage, man sei bereit, verspätete Flugzeuge auf dem Weg zum BER aufzunehmen: „Am Flughafen Dresden sind bis 23.30 Uhr Landungen geplanter Flüge möglich. Bis 00.00 Uhr können verspätete Ankünfte planmäßiger Flüge nach Dresden erfolgen“, so Konzernsprecher Uwe Schuhart.

Dresden als Alternativ-Flughafen bei Nachtflugverbot

Jedoch werde diese Möglichkeit nur selten wahrgenommen, so Schuhart. Seit 2023 sei nur eine einzige Ausweichlandung von einem zum BER geplanten Flug wegen der Nachtflugbeschränkungen in Dresden gelandet. Dabei habe es sich um einen Flieger aus dem Süden gehandelt, genauer um einen Flug der Airline Sundair aus Zypern, am 12. April 2025.

Auch für den Flughafen BER seien Ausweich-Landungen in Dresden grundsätzlich kein Problem. Der Betreiber des Flughafens erklärt jedoch auf Anfrage, dass man auf die Wahl des Flughafens keinen Einfluss habe und verweist auf die Verantwortlichkeit der Airlines.

Dass die Entscheidung bei den Airlines bzw. letztendlich beim Piloten der Maschine liegt, bestätigt auch die Deutsche Flugsicherung (DFS) auf Anfrage: „Vor einem Flug werden immer Flugpläne erstellt. In so einem Flugplan hinterlegt eine Airline für einen Flug immer einen Alternativflughafen“, so DFS-Sprecherin Kristina Kelek. Dieser werde angeflogen, wenn aus unterschiedlichen Gründen am ursprünglich geplanten Zielflughafen eine Landung nicht möglich sein sollte.

Piloten entscheiden, welchen Flughafen sie anfliegen

Die DFS werde nur vom Piloten informiert, woraufhin man sich mit dem betreffenden Tower des Alternativflughafens abstimmt. „Die Fluggesellschaft trifft die Entscheidung über die Umleitung basierend auf ihrem Flugplan und der Passagierlogistik“, so Kelek. „Falls sich ein Pilot, der in Berlin landen soll, für Dresden entscheidet, weil er diesen Flughafen noch vor dem Nachtflugverbot erreichen kann, dann wird die Flugsicherung nicht widersprechen.“

Aus Sicht des Flughafens Dresden und der Flugsicherung wären Ausweich-Landung in Dresden also kein Problem. Ryanair will sich darauf aber nicht einlassen: „Wir haben unsere Operation in Dresden kürzlich eingestellt, aufgrund der Kostenstruktur.“ Damit wäre es schwieriger, dort Passagiere abzuwickeln. Tatsächlich fliegt die Billig-Airline seit diesem Sommerflugplan Dresden und Leipzig nicht mehr an.

Zudem gäbe es in Dresden ebenso, wie in Berlin ein Nachtflugverbot ab Mitternacht und nicht alle Flieger aus dem Süden würden dort noch rechtzeitig ankommen. Der Ryanair-Sprecher warnt lieber vor den wirtschaftlichen Schäden durch eine zu strickte Nachtflug-Politik: „Wir haben bereits einige Flugzeuge aus Berlin abgezogen und jetzt wird demnächst der Winterflugplan kommuniziert.“ Auch da werde es wahrscheinlich zu weiteren Kürzungen in Berlin kommen, „eben aufgrund der Standortkosten und des Nachtflugverbots am Berliner Flughafen“, so Sprecher Meyer.

Koalitionsvertrag: Nachtflugverbot zwischen 22 und 6 Uhr

Christine Dorn vom BVBB plädiert dafür, sich in dieser Frage des Nachtflugverbots nicht unter Druck setzen zu lassen. Sie verweist auf das „Volksbegehrens für ein landesplanerisches Nachtflugverbot“, das vom Landtag Brandenburg angenommen, aber noch nicht umgesetzt worden sei. „Im aktuellen Koalitionsvertrag in Brandenburg steht der Satz: Die Koalition setzt sich weiterhin für ein Nachtflugverbot zwischen 22 und 6 Uhr ein.“ Zu diesem Vorhaben vermisse Dorn aber jegliche Aktivitäten seitens der Regierung.

Zuletzt hatte sich auch der frühere NVA-Flughafen Neuhardenberg als Alternative für verspätete Nachtflüge ins Spiel gebracht. Laut Betreiber gebe es dort eine Landebahn mit der erforderlichen Länge von 2400 Metern und vor allem: kein Nachtflugverbot.