Bislang lief der Saisonstart in der 2. Liga bei Arminia Bielefeld blendend. Jetzt sorgt eine Rote Karte für viel Frust bei den Ostwestfalen. Im Zentrum der Kritik: Schiedsrichter Tom Bauer.
Bei der 1:2-Heimniederlage gegen Dynamo Dresden – der ersten Schlappe der Bielefelder im eigenen Stadion seit Anfang Februar (damals gegen RW Essen) – regte die Arminen besonders eine Szene auf: der Platzverweis gegen Abwehrspieler Christopher Lannert in der 75. Minute.
Was war passiert? Dynamo-Stürmer Stefan Kutschke kam kurz vor der Bielefelder Strafraumgrenze zu Fall, nachdem er zuvor eine Berührung von Lannert im Rücken spürte. Schiri Bauer pfiff – nicht zu unrecht. Doch anstatt es beim Freistoß zu belassen, zückte Bauer auch noch die Rote Karte gegen den Bielefelder.
VAR greift ein – ohne Folge
Der junge Referee sah Lannert als letzten Mann und wertete die Aktion als Notbremse. Dabei übersah er, dass Lannerts Mitspieler Maximilian Großer weit vor ihm stand und locker noch hätte eingreifen können.
Also schaltete sich der VAR ein, Bauer schaute sich die Szene mehrfach am Bildschirm an und blieb zur Verwunderung aller bei seiner Entscheidung. Das sorgte auch bei Arminas Coach Mitch Kniat für Unverständnis.
Für Kniat war es Willkür
„Ich habe es mir angeschaut und gesehen, dass es eine Fehlentscheidung war. Er war anderer Meinung – wohl als einziger. Für mich war das reine Willkür“, so Kniat, der ganz entspannt gewesen sei, als der VAR eingriff. „Da war ich mir sicher, dass wir nicht wechseln müssen.“
Anders sah es ARD-Schiedsrichterexperte Lutz Wagner: „Natürlich kann man streiten, ob der Nebenspieler noch hätte eingreifen können. Für mich eher nicht. Ich hätte die Rote Karte daher auch stehen lassen“, sagte Wagner.
Fraglich sei, ob der VAR hätte eingreifen müssen. „Er muss ja nur klar falsche Entscheidungen revidieren. Das war sie meiner Ansicht nach nicht“, so Wagner.
Klare Chance oder nicht?
Alles also eine Auslegungssache. „Man kann natürlich drüber diskutieren, ob eine klare Torchance vorlag und ich akzeptiere auch, wenn es da eine andere Sicht der Dinge gibt“, meinte Wagner, der am Montag in München einen Vortrag vor Trainern hält, die die UEFA-Pro-Lizenz erweben. Den Fall Bauer/Lannert will er als Beispiel zeigen.
Mitch Kniat im Gespräch mit Schiedsrichter Bauer nach Abpfiff
Mit einem Spieler weniger hielt Arminia jedenfalls bis zur zehnten Minute der Nachspielzeit das Remis, ehe Luca Herrmann mit seinem sehenswerten Fallrückzieher die erste Saisonniederlage besiegelte.
Ausgleichende Gerechtigkeit?
Vielleicht ist das Ganze aber auch ausgleichende Gerechtigkeit. Zum Saisonauftakt musste bei Arminias Gegner Fortuna Düsseldorf Tim Oberdorf nach einer umstrittenen Gelb-Roten Karte vom Platz. In Überzahl fuhren die Arminen einen 5:1-Sieg auf der Alm ein.
Unsere Quellen:
- 2. Liga-Spiel Arminia Bielefeld – Dynamo Dresden
- WDR-Hörfunk-Interviews