Wie geht weiter mit dem Lastenrad-Verleih in Leipzig? Das Pilotprojekt, mit dem die Stadt den Lastenrad-Verleih getestet hat, liegt seit Januar auf Eis. Man findet die Räder auch nicht mehr an den Ausleihstationen. Aber begraben ist die Idee damit nicht, bestätigt das Mobilitäts- und Tiefbauamt (MTA) auf Nachfrage. Auch wenn sie nicht im ganzen Stadtgebiet funktionieren wird, obgleich sich das mancher wünscht.

Es wird auch nicht die Stadt sein, die die Lastenräder in Zukunft zur Ausleihe bereitstellt. Ein privater Anbieter wird die Sache jetzt übernehmen, bestätigt das Mobilitäts- und Tiefbauamt.

„Das bisherige Testsystem mit 14 Lastenrädern wird in der bisherigen Form nicht fortgeführt. Über ein Interessenbekundungsverfahren wurden nun Anbieter gesucht, die die bestehenden Transporträder als Sachförderung übernehmen und mit diesen Rädern oder mit einer eigenen Flotte an eigenen oder den vorhandenen Standorten ein gewerbliches Mietangebot für Transporträder aufbauen.

Die Förderung soll nun an die FULMO Velobiltiy GbR vergeben werden; eine Zuwendungsvereinbarung wird in nächster Zeit abgeschlossen. Das von FULMO betriebene Mietsystem wird nicht dauerhaft städtisch gefördert oder im städtischen Auftrag betrieben“, erklärt das MTA.

Die Sache muss sich also selber tragen. Was ja auch gelingen kann, wenn das Interesse wirklich entsprechend groß ist. Aber auch nach dem Pilotvorhaben für einen Lastenrad-Verleih im Leipziger Norden haben wir gefragt.

„Für das Pilotvorhaben der LVB mit Fahrradverleih im Nordraum – welches auch vier Lastenräder zur Leihe in Wahren, Lindenthal, Gohlis-Nord und Mockau bereitstellt – ist eine möglichst gesamtstädtische Erweiterung geplant“, antwortete das Mobilitäts- und Tiefbauamt. „Mittel- bis langfristig ist außerdem geplant, in diesen öffentlichen Fahrradverleih verstärkt Transporträder zu integrieren. Beschlüsse dazu gibt es bereits, es sind jedoch noch die dafür benötigten Haushaltsmittel zu sichern.“

Das Verleihsystem muss sich rechnen

Wobei sich schon jetzt abzeichnet, dass sich ein Lastenrad-Verleih möglicherweise eher nur im inneren Stadtgebiet lohnt, was das MTA bei der Frage zum künftigen Anbieter anmerkt.

„Ein Interessebekundungsverfahren wurde durchgeführt, darüber hinaus besteht ein Pilotbetrieb im Leipziger Nordraum“, betont das MTA. Aber auch: „Erfahrungen zeigen, dass der eigenwirtschaftliche Betrieb für Betreiber nur im Innenstadtbereich interessant ist – mit kurzen Wegen, einer hohen Nutzerdichte und fahrradaffiner Bevölkerungsstruktur – und lukrativ erst bei größeren Stückzahlen, vielen Standorten, bezahlbaren Tarifen und nach einiger Zeit im Betrieb.

Für eine städtische Ausschreibung sind zunächst finanzielle Mittel nötig. Ein eigenwirtschaftlich agierender Anbieter kann auch unabhängig davon auf die Stadt zukommen, um gewerbliche Mobilitätsdienste im öffentlichen Raum genehmigen zu lassen. Anfragen dieser Art gibt es für eine Lastenradvermietung aber bisher nicht.“

Ein Lastenrad an einer Leipziger Mobilitätsstation. Foto: Marko HofmannLastenrad an einer Leipziger Mobilitätsstation. Foto: Marko Hofmann

Und wie sieht es mit der Integration des Lastenrad-Verleihs in die „Leipzig Move“-App der Leipziger Verkehrsbetriebe aus?

„Die Idee, den Lastenrad-Verleih in die Leipzig Move-Mobilitätsstationen und die zugehörige App zu integrieren, ist weiterhin Bestandteil unserer strategischen Planung“, betont das Mobilitäts- und Tiefbauamt. „Die Stationen bündeln verschiedene Angebote – wie ÖPNV, Bikesharing, Carsharing, E-Scooter und perspektivisch auch Lastenräder – und ermöglichen damit eine nahtlose, multimodale Mobilität.

Allerdings ist ein flächendeckender Ausbau dieser Stationen notwendig, um auch Lastenräder sinnvoll und nutzerfreundlich unterzubringen. Der eigenwirtschaftliche Betrieb solcher Angebote ist derzeit nicht überall möglich, insbesondere in weniger frequentierten Stadtteilen. Daher besteht ein Zuschussbedarf, der über Haushaltsmittel gedeckt werden müsste.“

Jetzt hängt alles an der Finanzierung

Aber einen Anfang gibt es schon: „Die ersten Stationen sind innerhalb des Piloten im Norden und im Rahmen des TINK-Pilotprojekts bereits für den Lastenrad-Verleih eingerichtet. Die weitere Umsetzung hängt maßgeblich von der weiteren Finanzierung und der Priorisierung im städtischen Haushalt ab.“

Womit man wieder beim klammen Haushalt der Stadt wäre, in dem immer mehr nachhaltige Projekte unter Finanzierungsvorbehalt stehen.

Und bis die Lastenräder in der „Leipzig Move“-App auftauchen, wird es auch noch eine Weile brauchen, so das MTA: „Für eine Integration in die ‘Leipzig Move’-App ist es jedoch entscheidend, dass ein Mobilitätsangebot ein entsprechend hohes Marktpotenzial aufweist. Nur so lässt sich eine nachhaltige und wirtschaftlich tragfähige Einbindung in die digitale Infrastruktur sicherstellen.“

Und was wir aus dem stadtweiten Fahrradverleihsystem?

Aber natürlich wollten wir auch wissen, wann es nun wieder einen Lastenrad-Verleih in der Stadt geben wird. Die Frage war richtig. Trift aber gnadenlos auf den engen Haushalt der Stadt, wie das MTA bestätigt: „Transporträder haben ein hohes Potenzial, Autofahrten zu ersetzen. Bis zu 50 Prozent aller Fahrten, die im bisherigen Vermietsystem stattfanden, ersetzten eine Autofahrt.

Angebote wie diese sind daher notwendig, um ein autounabhängiges Leben in der Stadt zu ermöglichen. Die Transportradvermietung kann daher einen positiven Beitrag zur Umsetzung der städtischen Mobilitätsstrategie 2030 leisten. Derzeit befindet sich die Stadt jedoch in der vorläufigen Haushaltsführung. Mittel stehen daher aktuell nicht zur Verfügung und können auch für den nächsten Haushalt 2027/28 noch nicht prognostiziert werden.“

Man ahnt schon: Das kann lange dauern. Und auch ein anderes Projekt droht erst einmal in der Finanzklemme stecken zu bleiben: die Ausweitung des Fahrradverleihsystems auf das gesamte Stadtgebiet. Das hatte die SPD-Fraktion für den Doppelhaushalt 2025/2026 beantragt, nachdem der Stadtrat schon 2024 beschlossen hatte, den Fahrradverleih auszuweiten. Doch in der März-Ratsversammlung lehnte die Ratsmehrheit den Antrag ab, sodass 2025/2026 dafür kein Geld zur Verfügung stehen wird.

Und danach? Auch da ist das Mobilitäts- und Tiefbauamt skeptisch, weil es auch da von der bereitgestellten Finanzierung abhängt: „Der abgelehnte Haushaltsantrag für ein gesamtstädtisches Fahrradvermietsystem bezog sich auf 2025/26 und steht nicht für die Zeit danach. Mit dem nächsten Haushalt ist erneut über die Möglichkeit einer Finanzierung zu entscheiden. Soweit keine Mittel zur Verfügung stünden, wäre auch kein Auftrag zu vergeben, der eine Ausschreibung erfordern würde.“