„Wir kämpfen ums Überleben“, haben Sie mir im Vorgespräch gesagt. Warum?
Die Preise schwanken und die Märkte sind schwierig zurzeit.
Was ist in der Branche der Textilverwertung schwer?
Die Probleme sind vielschichtig. Viel Kleidung geht nach Afrika, Osteuropa und in den Nahen Osten, überall ist Unruhe oder Krieg. Die wirtschaftlichen und geopolitischen Schwierigkeiten spüren wir und können dorthin weniger verkaufen. Auch die Konkurrenz aus dem Ausland, insbesondere China, wächst. Die Chinesen werfen noch viel günstigere Ware in den afrikanischen Markt, und wir haben hier hohe Kosten. Mit dem Mindestlohn musste ich unsere Putzlappen-Schneiderabteilung schließen.
Warum ist der Mindestlohn für Sie ein Problem?
Vorher haben wir Putzlappen selbst geschnitten, jetzt machen das andere Länder viel billiger. Mindestlohn ist im Prinzip eine schöne Sache, jeder soll von seinem Geld leben können. Aber dem Mindestlohn muss immer eine Mindestleistung gegenüberstehen. Früher habe ich die Schneiderinnen pro Tonne bezahlt, heute bekommen alle dasselbe. Die Langsamen haben sich gefreut, die Schnellen haben sich nicht mehr so angestrengt.
Meine Kunden sagen dann: der Pole, der Rumäne, der Chinese oder der Ungar, der kann es wesentlich günstiger, warum kannst du das nicht? Unsere Sozialstandards, alles schön und gut, aber die Politik setzt da falsch an. Die sollten bei Mindestlohnempfängern die Sozialabgaben senken. Wir sind da nur der Reparaturbetrieb, aber diese Kosten können wir nicht ewig durchhalten.
Welche Kosten meinen Sie?
Die gestiegenen Lohnkosten, Spritpreise und Kfz-Steuer muss ich bezahlen. Unsere Subunternehmer zahlen mittlerweile Lkw-Maut. Die hohen Abfallanteile und Entsorgungskosten belasten uns zusätzlich. Was neben den Altkleidercontainern an Dreck und Müll abgeladen wird, müssen wir mitnehmen und ich muss die Leute bezahlen, die sich um die Entsorgung kümmern und den Müll sortieren. Altkleider sind für uns eine große Überraschungstüte. Natürlich wäre es schöner, wenn ich nur vernünftige Kleidung kriegen würde und mich mit den schlechten Sorten nicht rumschlagen muss, aber das gibt es nicht.
Arbeitshosen und Hemden für Männer, Kinder- und Damenkleidung hängen im Secondhand-Laden von Schrader.
Foto: Oliver Krato
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Was ist Ihr Tipp: Wie sollte man Kleider in die Container geben?
Ideal wäre sauber gewaschene und gefaltete Kleidung. Der Normalbürger denkt, ach die Klamotten sind doch noch gut, die kann noch jemand anziehen, aber: meistens ist es das nicht mehr. Nur ein kleiner Teil wird wiederverwendet.