Ex-Minister will ins Ausland
Robert Habeck legt Bundestagsmandat nieder
25.08.2025, 14:15 Uhr
Nach der enttäuschenden Bundestagswahl verabschiedet sich Robert Habeck bei den Grünen aus der ersten Reihe der Politik. Nun will der 55-Jährige auch den Bundestag verlassen. Pläne für die Zukunft gibt es bereits.
Der ehemalige Vizekanzler Robert Habeck zieht sich aus dem Bundestag zurück. Das teilte der Grünen-Politiker im Gespräch mit der „taz“ mit. „Ich habe an diesem Montag dem Bundestagspräsidium mitgeteilt, dass ich zum 1. September mein Bundestagsmandat zurückgeben werde.“ Zu den Gründen sagte Habeck: „Für mich stellen sich die Dinge so dar, dass ich Abstand zu dem zu engen Korsett des Berliner Politikbetriebs gewinnen muss; auch, um erst mal wieder zu empfangen und nicht gleich weiter zu senden, wie die letzten Jahre.“
Zudem sagte er, dass nicht nur die Ampel-Koalition, sondern auch seine politische Idee abgewählt worden sei, „die Grünen in die gesellschaftliche Mitte zu führen“, um angesichts der schrumpfenden beiden Ex-Volksparteien „das Zentrum zu stabilisieren“.
Sein Rückzug aus dem Bundestag sei aber „kein Rückzug aus dem politischen Diskurs“ oder von seiner Partei, stellte Habeck klar. „Wenn ich glaube, Interessantes beitragen zu können, werde ich das sagen“, kündigte er an. Zunächst wolle er aber „an verschiedenen ausländischen Forschungs- und Bildungseinrichtungen forschen, lehren und lernen“.
„Bedanken uns von ganzem Herzen“
Habeck bestätigte eine geplante Tätigkeit an der Universität Berkeley in Kalifornien. Als weitere Einrichtung nannte er das Dänische Institut für Internationale Studien in Kopenhagen. Weitere Stationen sollen demnach dazukommen. Bereits Anfang Juli teilte Habeck mit, er strebe „Gastprofessuren an verschiedenen außereuropäischen Universitäten“ sowie „freiberufliche Engagements als Redner zu verschiedenen Anlässen“ an. Habeck, der aus Schleswig-Holstein kommt und bei Flensburg wohnt, hat ein Faible für Dänemark, verbrachte einen Teil seines Studiums dort und spricht die Landessprache. Ab Oktober plant er eine Gesprächsreihe unter dem Titel „Habeck live“ am Berliner Ensemble.
Die Grünen-Fraktionsvorsitzenden Britta Haßelmann und Katharina Dröge bedauerten das Ausscheiden Habecks aus dem Bundestag. „Wir bedanken uns von ganzem Herzen bei Robert Habeck für seine Arbeit“, erklärten sie in Berlin. Dank und Anerkennung äußerten auch die Grünen-Parteivorsitzenden Franziska Brantner und Felix Banaszak. „Was Robert Habeck in den letzten Jahrzehnten für Deutschland und die bündnisgrüne Partei geleistet hat, ist in Worten kaum auszudrücken“, hoben sie hervor. Ex-Grünen-Chefin Ricarda Lang schrieb an Habeck gerichtet: „Du reißt heute eine große Lücke. Aber ich bin mir sicher, dass du an anderen Stellen weiterhin prägen wirst.“
Habecks politische Karriere begann in Schleswig-Holstein, wo er sechs Jahre lang Minister und stellvertretender Ministerpräsident war. 2018 folgte der Wechsel nach Berlin, an die Spitze der Grünen, die er gemeinsam mit Annalena Baerbock bis 2022 führte. Seit 2021 gehört Habeck dem Bundestag an. In der Zeit der Ampel-Regierung war er Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz sowie Vizekanzler. Als Spitzenkandidat hatte Habeck die Grünen in die Bundestagswahl im Februar geführt. Nach den Verlusten für seine Partei hatte er bereits erklärt, keine Führungsrolle mehr bei den Grünen anzustreben. Das Bundestagsmandat nahm er aber an.